Der lange Weg zum Erfolg! Das "Who is Who" der Absagen
Zunächst liebe Leser - freut es mich ganz besonders, Euch hier und heute mitteilen zu können, dass sich in Sachen Stellplatzsuche für Klaus seinen Wohncontainer nun doch ein Happy End anbahnt. Wie genau das aussieht und WER am Ende doch noch ein "Herz für Klaus" bewies - erfahrt Ihr noch diese Woche - dann, wenn alles auch geglückt ist. Ich hoffe sehr, dass nichts mehr dazwischen kommt und wir ENDLICH am ZIEL UNSERER SUCHE angelangt sind. Drückt bitte weiterhin fest die Daumen, dass alles so klappt wie es sich gerade so schön entwickelt. Bis dahin und zur Überbrückung noch das:
Rückschau und "Andere"
Wer meinen Blog kennt, der weiß, dass ich ein Fan schonungsloser Offenheit bin und ich deshalb immer auch ALLE SEITEN beleuchte - die der GUTEN und die der ANDEREN - und ich werde auch dieses mal die "Anderen" nicht aussparen - denn auch sie sind mir begegnet - auf meinem langen Weg der Suche nach einem Stellplatz für Klaus seinen Container. Auch die Heuchler und Unterdrücker sind Teil der Geschichte und gehören offen benannt. Ich werde deren Handeln weder vertuschen noch verstecken. Ich würde meine eigenen Werte verraten - wenn ich es täte und das kann und werde ich nicht tun. Insofern bleibe ich mir treu und benenne auch dieses mal Ross und Reiter, so wie ich es früher schon tat.
Das "Who is Who" der Absagen
Beginnen wir bei der größten Enttäuschung dieser Zeit - den Hamburger Kirchen. Mehr als 250 Adressen hatte ich kontaktiert und wer den Werdegang des Projekts mit verfolgt hat, weiß - dass sogar mein guter alter Bekannter Alexander Röder absagte. Es tut mir im Herzen weh, ihn so einordnen zu müssen, aber die Tatsachen liegen nun mal auf der Hand. Röder hätte helfen können - tat es aber nicht - obwohl er oft genug (auch öffentlich) beteuerte, wie wichtig es sei den Obdachlosen zu helfen. Leider passen Rede und Tat in dem Fall nicht wirklich zusammen. Jedenfalls nicht in meiner Erfahrung der letzten Wochen und Monate.
Fakt ist: St. Michaelis hätte helfen können. Der Platz dafür ist vorhanden. Dafür muss man allerdings auch kämpfen und sich einsetzen - im Zweifel auch vor einem 16-köpfigen Gremium - das erstmal dagegen ist. Die Erfahrung lehrt mich, dass Absagen in erster Instanz nicht zwingend das letzte Wort bedeuten müssen. Entscheidungen sind auch korrigierbar, wenn man nur dafür kämpft und dafür auch argumentiert. Doch das haben BEIDE nicht getan. Weder er - noch sein Geschäftsführer Thorsten S. Beide traf ich am 2. Dezember in den Büroräumen der St. Michaelis Gemeinde um zu erfahren, dass ich nochmal 3 Wochen warten soll.
Auszug aus einer E-Mail vom 8.11. - Hauptpastor Alexander Röder an Max Bryan - Zitat: "Ein schönes Projekt - ich werde das an unser Entscheidungsgremien weitergeben". Am 2.12. erfuhr ich dann, dass dies noch gar nicht geschehen war, und wir nochmal 3 Wochen warten sollten auf eben dieses Entscheidungsgremium - und am 20.12. - als es dann endlich soweit war, sagte eben dieses Entscheidungsgremium ab. Ich fand das fragwürdig.
St. Michaelis hat einen Riesen-Vorplatz und mindestens 3 Ecken - wo jeweils ein Container für den Winter stehen kann. Röder wäre ein HELD gewesen - ein echtes Vorbild - wenn er diesen Raum nutzen würde um Obdachlose im Winter unterzubringen. Warum tut er das nicht?
Christusgemeinde auch nicht besser
Eine ganz ähnliche Erfahrung machte ich mit der Christusgemeinde in Bramfeld. Ein gewisser Herr Sven G. hat dort das Sagen.
Angeschrieben hatte ich Herrn G. aufgrund einer Empfehlung Mitte Dezember. Seine Adresse war im ursprünglichen Verteiler vom November nicht mit drin, da es sich um eine Freikirche - eine sogenannte "Pfingstgemeinde" handelt. Mein erster Eindruck beim Betrachten seines Homepage-Fotos war: "der macht das sofort", denn er hatte eine unheimlich sympathische Ausstrahlung.
Ein Gesichtsausdruck - der viel Nächstenliebe erahnen läßt - doch ich wurde bitter enttäuscht. Denn genau dieser Herr meldete sich nicht mal zurück. Sven G. reagierte auf keine E-Mail und keinen Anruf. NULL REAKTION - und das über WOCHEN NICHT - da kam einfach NICHTS ZURÜCK - trotz unzähliger Nachrichten auch auf seiner Mailbox. Erst Wochen später (19.1.!!!) ging er ans Telefon und ich fragte ihn, wie es denn sein könne, dass er so gar nicht reagiert auf ein so dringendes Anliegen und da meinte G. nur: "Ich antworte nicht Jedem". Wow, das hat gesessen! Auf seiner Beliebheits-Skala für zu erledigende Antworten musste ich offenbar ganz weit unten stehen - und das, obwohl ich nur mal fragen wollte, ob die Christusgemeinde in Bramfeld ein Stellplatz für einen Wohncontainer für einen Hamburger Obdachlosen frei hat und ja, das wäre sogar der Fall gewesen. "Platz hätten wir", erklärt G. mir am Telefon, aber wir seien ihm "zu klein" - er will deshalb mit uns nicht zusammenarbeiten, weil wir ja "nur" eine kleine Bürgerinitiative seien und er uns deshalb den Stellplatz für den Wohncontainer auch nicht geben mag.
"Zu klein" für die Großen?
Hhm, also das hat mich umgehauen. Zu hören, dass er nicht helfen will, weil wir "zu klein" sind und er viel lieber mit großen Organisationen wie der Diakonie zusammenarbeitet und wir deshalb den Stellplatz auch nicht bekommen. Das ist natürlich hart - so etwas zu hören, wo man sich seit Wochen und Monaten intensivst darum bemüht einem Hamburger Obdachlosen das Überwintern zu ermöglichen und dann so eine Absage kassiert. Ich bin sicher, dass jede größere Organisation längst aufgegeben hätte, nach fast 1000 Seiten Absagen-Protokoll und dies allein doch Beweis genug sein müsste, dass wir voll dahinter stehen und ja, auch wenn wir nur sehr klein sein, kann es daran doch nicht scheitern, oder?
"Bei der Diakonie weiß ich, dass alles funktioniert - sie aber kenne ich nicht" und "wenn von denen mal einer ausfällt, der für das Projekt abgestellt war - stehen zwei Andere da - die das Projekt weitermachen" und okay, das ist ein Argument - weshalb ich ihm auch anbot - mit der Diakonie zu kooperieren - will heißen - ich frage dort nach, ob die für unser Projekt bürgen und die Garantie für die Betreuung im Fall von Tod und Krankheit übernehmen. Sollte ich also ausfallen - dass dann von denen Jemand weitermacht und das Projekt vollendet. Da ich ein Kämpfer bin, kämpfte ich auch um diesen Stellplatz und ich tat es mit folgendem Schreiben an Sven G. vom 19.1.2017.
--- Original-Message ---
Betr.: Unser Telefonat bzgl. schriftlicher Garantie durch Diakonie
Lieber Herr G.,
vielen Dank für das Telefonat und die aufklärenden Worte. Soweit ich Sie richtig verstanden habe, sind wir Ihnen zu klein und Sie benötigen eine Garantie für den Fall der Fälle, dass immer jemand da ist, der sich um das Projekt kümmert.
Ich habe diesbezüglich gerade mit Herrn O. telefoniert - das ist der Fachbereichsleiter der Diakonie hier in Hamburg und er bat mich Ihnen mitzuteilen, dass er gerne mit Ihnen sprechen würde und eine Kooperation in der Angelegenheit grundlegend denkbar wäre.
Bitte rufen Sie Herrn O. an - und schildern Sie ihm noch einmal genau - was im Einzelnen Sie als Garantie-Leistung von der Diakonie erwarten.
Ich für meinen Teil kann Ihnen versichern, dass ich für das Projekt immer da sein werde. Es ginge also schlimmsten Falls nur darum, wenn ich mal ausfalle - wegen Krankheit und Ähnlichem - dass dann Jemand da ist, der übernimmt - in dem Fall ein Sozialarbeiter von der Diakonie - wäre Ihnen das recht? Könnte man es so vielleicht machen?
Der Wortlaut einer solchen Garantievereinbarung wäre (vorschlagsweise) Folgender:
"Das Diakonische Werk Hamburg garantiert der Christusgemeinde Bramfeld die Bereitstellung eines Sozialarbeiters für den Fall, dass Herr Max Bryan von der Bürgerinitiative für Hamburger Obdachlose krankheitsbedingt oder sonstig ausfällt."
"Wäre Ihnen damit geholfen?" - fragte ich ihn und ob er mit Vorliegen einer solchen Garantievereinbarung zwischen ihm und der Diakonie dann einverstanden wäre, einen Wohncontainer für Klaus auf dem Gelände seiner Christusgemeinde aufzustellen - doch trotz der Intervention passierte NICHTS!
Kein Anruf, keine Rückmeldung, Nichts! Und das obwohl G. mir am Telefon zuvor noch versprach, dass wenn die Diakonie mit einsteigt, er den Container dann bei sich aufstellt, doch das ist nachweislich nicht geschehen und viel schlimmer noch, er unternahm nicht mal den VERSUCH einer Kooperation mit der Diakonie - da kam leider gar nichts von ihm!
Er hätte ja nur mal bei der Diakonie anrufen und seine konkreten Erwartungen an die Diakonie schildern müssen, damit der dortige Fachbereichsleiter - Herr O. - dann schauen kann, ob er die von G. gewünschte Garantie auch übernehmen kann. Doch ein Anruf von G. bei O. erfolgte nicht. Stattdessen endloses Schweigen und das auch trotz mehrfachen Nachfragens.
Kein Wille zur Hilfe
Schon das zeigt, dass Herr G. nicht wirklich helfen wollte - und die Sache mit der Diakonie m.E. nur vorgeschoben war. Vielleicht in der Hoffnung, dass ich das eh nicht hinbekomme - eine solche Kooperation mit der Diakonie - doch die hatte ich - zumindest im Ansatz schon geschafft (Schriftverkehr auf Anfrage einsehbar).
Fakt ist, dass auch dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es ist, als "kleine" Privatinitiative mit offiziellen Stellen zusammenzuarbeiten - und sei es nur eine Kirche in Bramfeld, die Platz hatte aber nicht wollte, weil wir den Damen und Herren "zu klein" waren und auch kein Interesse daran bestand, uns größer werden zu lassen. Eine Kooperation mit der Diakonie hätte genau das ja bewirkt und leider bestand daran kein Interesse seitens der "Christusgemeinde Bramfeld". Diese Anstrengung wollte Herr G. dann doch nicht unternehmen und er hätte - wie gesagt - dort nur mal anrufen müssen - doch schon das ist nicht geschehen. War es ihm zu viel?
Wirklich schade, dass so wenig Interesse an der Unterbringung eines Obdachlosen gibt. Alle Mails und Kontaktversuche wurden gespeichert.
Andere Kirchen wollten - aber durften nicht
Auch das ist ein weit verbreitetes Phänomen in den Rückmeldungen. Viele Kirchen wollten - aber durften nicht. Meist dann, wenn das Kirchengelände - auf dem der Container stehen soll - der Stadt gehört - wurde die Aufstellung verweigert.
Zitat aus einer E-Mail vom Alsterbund:
---------- Original Message ----------
From: Anna H****
To: post@maxbryan.de
Date: November 11, 2016 at 5:10 PM
Subject: Re: Kirche - Stellplatz für Container - Anfrage
Lieber Herr Bryan,
danke für Ihre Mail.
Unser Kirchengemeinderat hat sich seit 2013 vergeblich bemüht, einen oder zwei Container im Rahmen des Winternotprogramms aufzustellen. Auf unserem Kirchengelände ist kein geeigneter Platz dafür vorhanden und alle anderen Vorschläge unsererseits, den oder die Container in unmittelbarer Nähe zu unserer Gemeinde auf Stadtgrund aufzustellen, wurden vom Bezirksamt leider abgelehnt.
Somit haben wir keine Möglichkeit, Sie in Ihrem Engagement zu unterstützen.
Trotzdem- oder gerade deshalb, gutes Gelingen und vielen Dank für Ihren Einsatz!
Mit herzlichen Grüßen
Anna H****
---------------------------------------
Und solche Mails bekam ich mehrfach. Auch eine andere Kirche schreibt - Zitat: "Seit Jahren bemühen wir uns um Aufstellung von Containern für Obdachlose. Leider sind alle von uns vorgeschlagenen Standorte von der Stadt abgelehnt worden." und eine andere Kirche auch: "bei der Kirche St. Marien wäre zwar Platz - aber unsere Anfragen bei der Stadt haben in der Vergangenheit diesbezüglich immer negative Antworten zur Folge gehabt" - schreibt Pastor Volker S. mir am 17. November vergangenen Jahres.
Auch dort stehen Kirche und Gemeindehaus auf öffentlichem Gelände - so dass die Stadt mit entscheiden muss, ob die Container dort stehen dürfen oder nicht und in vielen Fällen wurde das dann eben auch abgelehnt. Warum auch immer! Nachvollziehbar ist die Ablehnungspolitik gewisser Behörden jedenfalls längst nicht mehr.
Bereits im Oktober hatte ich mein erstes Mailing zur Stellplatzsuche abgesetzt - nachdem klar war - dass die Spenden auch zusammen kommen und nie hätte ich geglaubt, dass ich Wochen - ja gar Monate - nach einem geeigneten Stellplatz suche. Das war sicherlich naiv von mir zu denken, dass Alle nur darauf warten einen Hamburger Obdachlosen bei sich aufzunehmen. Gewünscht hatte ich es mir dennoch. Man darf ja noch träumen!
Kein Stellplatz über "Fördern und Wohnen"
Auch die Korrespondenz mit "Fördern und Wohnen" - die in Hamburg gut 100 Standorte verwalten - füllt inzwischen ein riesiges Kapitel der Konversation zur Stellplatzsuche in Hamburg. So hatte ich im November bereits angefragt, ob wir unseren Container für Klaus an der Hamburger Münzstraße mit dazu stellen können - dort - wo die Container auch des regulären Winternotprogramms stehen. Doch das wurde abgelehnt. Begründung:
"Es ist am Rande des Winternotprogramms nicht vorstellbar, dass ein Klient in seinem "eigenen" Container verweilt, während die anderen Obdachlosen die Einrichtung verlassen müssen." - schrieb mir der Leiter des "Fördern und Wohnen" - Geschäftsbereichs "Spezialangebote Wohnen" mir zur Antwort im November. Hintergrund auch hier:
https://www.facebook.com/notes/max-bryan/stellplat...
Und freilich ist es politisch nicht opportun, wenn eine kleine private Bürgerinitiative Dinge tut, die der Staat den Obdachlosen verwehrt - wie die ganztägige Unterbringung im Wohncontainer direkt am Ort des Ärgernisses. So viele hatten schon Anstoß an der Münzstraße genommen - schon klar, dass man uns dann nicht erlauben wird, unseren Container dort aufzustellen. Im Grunde also verständlich. Und dennoch: Man hätte die Maßnahme ja abschaffen können. "Ganztägige Öffnung des Winternotprogramms" fordern seit Jahren Sozialverbände und Aktivisten. Leider bis dato ohne Erfolg. Die Stadt bleibt hart und schickt die Obdachlosen jeden Morgen zurück auf die Straße - damit sie "in Bewegung bleiben" und "ihren Belangen nachgehen" - weiß ich aus sicherer Quelle!
Alles Übrige zum Thema "Fördern und Wohnen" hebe ich mir auf für einen separaten Sonderbericht. Dieser erscheint demnächst.
FC St. Pauli wollte auch helfen - darf aber nicht
20. Januar 2017 - und in meiner Verzweiflung kontaktierte ich einen Uralt-Bekannten aus 2010. Ein Mann von der Zeitung - mit guten Kontakten zum SPORT - und ich bekomme eine Handynummer von Oke Göttlich - dem Präsidenten vom FC St. Pauli und ich frage ihn, ob unser Container vielleicht am Trainingszentrum in der Kollaustraße stehen könne und er sagte sofort "Ja" - gerne wolle er das Projekt unterstützen und schauen was geht.
Nach einem kurzem Mailing dann die Feststellung - dass der Parkplatz auf dem Gelände nicht dem Verein, sondern der Stadt gehört - ich also das Bezirksamt fragen müsse, ob unser Container dort stehen darf. "Wenn die Stadt mitmacht - wir der FC St. Pauli sich nicht dagegen sperren" - so die offizielle Sprachregelung und schon ging meine Mail raus. In dem Fall ans Bezirksamt Eimsbüttel - die für die Kollaustraße zuständig sind.
--- Original Message vom 23.1.2017 --- Max Bryan an Bauamt Eimsbüttel:
Betr.: Anfrage zur Aufstellung eines privat voll finanzierten Containers in der Kollaustraße - 22453 Hamburg
Sehr geehrter Herr P***,
ich habe gerade mit Herrn Oke Göttlich vom FC St. Pauli gesprochen. Es geht um die Aufstellung eines Wohncontainers für einen Hamburger Obdachlosen auf dem Parkplatz des Trainingszentrums in der Kollaustraße. Herr Göttlich meinte, der FC St. Pauli hätte nichts dagegen und würde das gerne unterstützen - sofern die Stadt einwilligt und weil es ja öffentliches Gelände ist.
Frage: Wäre die Stadt mit der befristeten Aufstellung eines Wohncontainers für einen Hamburger Obdachlosen auf dem Parkplatz in der Kollaustraße einverstanden?
Wir sind eine kleine Bürgerinitiative zur Unterstützung von Hamburger Obdachlosen. Aktuell unterstützen wir den Obdachlosen Klaus Walter (61), für den wir Spenden gesammelt haben. Von dem Geld wollen wir einen Container für ihn aufstellen und haben diese bereits auch schon reserviert. Was fehlt, ist ein Stellplatz, wo der Container bis Ende April stehen darf. Wäre das in der Kollaustraße möglich?
Und falls nicht, könnten Sie uns einen alternativen - anderen Standort empfehlen?
-------------
Und ich erklärte noch, dass wir Klaus 61 einen Ganztages-Aufenthalt mit Betreuung in unserem privat voll finanzierten Container ermöglichen möchten und diesbezüglich um Kooperation hinsichtlich eines Stellplatzes beim FC St. Pauli baten und ob die Stadt das erlauben möchte.
"Bitte geben Sie uns kurze Rückmeldung, ob Sie eine Möglichkeit sehen oder eine Empfehlung für uns haben, wo wir unseren Container für Klaus aufstellen können." - fügte ich noch hinzu.
Die Antwort kam postwendend (24.1.). Darin u.a.: Zitat: " Nach meiner ersten Einschätzung steht die vorgesehene Wohnnutzung im Widerspruch zu der planungsrechtlichen Ausweisung. Das Bezirksamt verfügt nicht über alternative Grundstücke, die für die vorgesehene Nutzung geeignet wären." - Zitat Ende.
Eine weitere schriftliche Antwort gab es vom Bezirksamt nicht mehr. Stattdessen ein Anruf - von einer gewissen "Anke D." vom Bauamt - die mir mitteilte, dass der Standort nicht genehmigungsfähig sei, da sich dort unter anderem eine "Nachtschutz-Zone" befände und in diesem Gebiet "nicht gewohnt werden darf" - so die Kollegin.
Zitat: "Weil der Standort in der Nachtschutz-Zone des Flughafens liegt und dort ist jegliches Wohnen ausgeschlossen".
Auf die Frage - wo da die Gefahren für Klaus seien - hieß es zur Antwort: "Wegen der Lautstärke". Also wegen dem Fluglärm dürfe dort niemand wohnen?
Desweiteren wurde mir mitgeteilt - dass Zitat: "Wenn dort Gebäude sind - dann sind die in der Zeit VOR Errichtung dieser Nachtschutz-Zone erstellt worden" und das bedeutet - die haben Zitat: "Ein Recht darauf von diesem Lärm beschallt zu werden" und die Dame fügte hinzu: "Das hört sich zwar mies an, aber in dem Fall gilt der sogenannte "Bestandsschutz" - da könne man nichts machen. Die Häuser werden also nicht abgerissen, nur weil das Gesetz irgendwann später mal und aktuell eine "Nachtschutz Zone" eingerichtet hat "und wenn jemand krank wird durch die Verlärmung kann auch niemand verklagt werden" - so ihre Worte.
Mit dem Abstand einer Nacht kam mir dann die Frage, was das Alles mit Klaus zu tun hätte? Hat die Stadt Angst, dass Klaus die Stadt wegen Fluglärms verklagt?
Wenn ich mich recht erinnere, ist direkt unweit der Kollaustraße - um nicht zu sagen direkt gegenüber ein Flüchtlingslager errichtet - (Kollaustraße 15) und dort gilt die Nachtschutz-Zone ja auch - oder nicht?
In diesem Fall also gibt es keine Bedenken? Ein Flüchtling wird die Stadt schon nicht verklagen - wegen des Fluglärms? Klaus aber schon? Ist das die Haltung und die Denkweise des Bauamts?
Ich wollte das gerne verstehen - und hakte nach - ob sie es genehmigt hätten - wenn es die Nachtschutz-Zone NICHT geben würde - ob unser Container dort auf dem Parkplatz dann hätte stehen können und die Dame antwortete - Zitat: "Ja - also von uns aus hätte man das vorübergehend genehmigen können". Somit läge es "nur" an der vermeintlichen Nachtschutz-Zone - dass unser Container dort nicht stehen darf.
Nachtschutz-Zone - wo keine ist
Das wollte ich nachprüfen und zog mir eine offizielle Nachtschutz-Karte aus dem Internet und siehe da - an der Kollaustraße gibt es gar keine Nachtschutz-Zone.
Hier nachschauen:
http://www.hamburg.de/contentblob/3213190/22496ef4...
Hat die Dame am Telefon diesen Grund nur vorgeschoben - um einen offiziellen Antrag zur Genehmigung des Stellplatzes von vornherein aussichtslos erscheinen zu lassen?
Fragliche Praktik
War es ein Missverständnis - gewollt oder ungewollt? Fakt ist, dass ich die Damen am Telefon fragte - ob das Bezirksamt Eimsbüttel den Container-Standort genehmigt hätte - "wenn es die Nachtschutz-Zone NICHT geben würde - ob unser Container dort auf dem Parkplatz dann hätte stehen können und Ihre Antwort war ganz klar: "Ja - also von uns aus hätte man das vorübergehend genehmigen können". "Also liegt es nur an der Nachtschutz-Zone?" und die Frau am Telefon bejahte diesen Umstand und dass es "nur" an der Nachtschutz-Zone läge - und das ist ausdrücklich nicht der Fall - denn es gibt noch weitere Gründe - wie ein gewisser Herr Thorsten G. mir im Nachgang dann mitteilte. Er ist der Leiter des Zentrums für Wirtschaftsförderung, Bauen und Umwelt in Hamburgs Eimsbüttel.
Herr G. erklärt: Die Nachtschutz-Zone sei gar nicht so entscheidend - vielmehr sei ein Parkplatz fürs Wohnen "nicht genehmigungsfähig" - weil planungsrechtlich dafür nicht vorgesehen. Ein offizieller Bauantrag würde mit Sicherheit also abgelehnt werden. Herr G. machte mir ersatzweise dann einen Vorschlag, den ich hier leider nicht nennen kann - weil legal nicht vertretbar. Insofern behalte ich diesen Vorschlag vorerst noch für mich.
Fakt ist - dass es keinen legalen Weg gibt - die Aufstellung des Containers am Trainingszentrum in der Kollaustraße zu bewerkstelligen und der gute Wille vom FC St. Pauli damit leider auch nicht zum Tragen kam.
Präzedenzfall - Stadt hilft nicht - weil Andere auch helfen könnten
Eine ganz ähnliche Posse erlebte ich mit dem Bezirksamt nebendran. Namen und Ort erspar ich mir jetzt mal. Nur so viel: Ich hatte als Stellfläche für unseren Container u.a. auch den Parkplatz am Hamburger Fischmarkt angefragt.
Ein Blick via Google Earth und jeder sieht, wie viel Platz dort wäre. Im Sommer stehen dort viele Wohnwagen - doch jetzt im Winter steht die Fläche nahezu leer. Deshalb meine Anfrage an das Fachamt "Sozialraum-Management" - in der Hoffnung, dass die ihr OKAY für die Aufstellung des Wohncontainers für Klaus geben, doch es kam anders.
Eine gewisse Sabine W. teilt mir schriftlich mit - Zitat: "das Bezirksamt ist bezogen auf Ihre Anfrage der richtige Ansprechpartner, aber leider kann ich Ihnen keine positive Nachricht mitteilen, da mit der Aufstellung eines Wohncontainers auf öffentlichem Grund ein Präzedenzfall geschaffen würde." - Zitat Ende.
Präzedenzfall?
Das wollte ich genauer wissen und schrieb den Vorgesetzten der Dame an - einen gewissen Reinhard K. - und konfrontierte ihn mit der seltsamen Aussage seiner Kollegin, wonach man fürchte, dass - Zitat: "Wenn man das in diesem Fall machen würde, müsste man das in anderen Fällen auch tun" - man würde also "einen Präzedenzfall schaffen - auf den sich Andere berufen könnten" - Andere die auf selben Wege helfen wollen, wie wir?
Was wäre denn so schlimm daran, wenn Andere auf dem selben Wege helfen wie wir? Es kann doch nur gut sein, wenn auch Andere den Obdachlosen helfen - genauso wie wir und die Stadt ist doch riesig - die öffentlichen Flächen auch - siehe Parkplatz am Fischmarkt - WEM TÄTE ES DENN WEH, wenn dort auf dieser Riesenfläche 3 oder 4 Monate ein Wohncontainer steht? Wohnwagen stehen dort auch - "wem würde das stören?" - fragte ich und bat ihn seine Entscheidung zu korrigieren.
So viele Wochen suche ich nun schon nach einem Stellplatz für Klaus seinen Container. Allein 250 Kirchen und Pastoren hatte ich angeschrieben. Das Konversations-Protokoll ist (mittlerweile) 970 Seiten lang und man könnte es JEDEM NACHAHMER ja zur Bedingung machen, dass sie oder er erstmal a) 5000 Euro Spenden sammeln und b) 250 Kirchen, Sport- und Parkplätze, HPA und Hafen, Hochbahn und DB, Hochschule und Hamburg-Messe anschreiben soll UND NUR DANN - WENN die alle nachweislich absagen - könne man eine solche Ausnahme dann ja noch einmal gewähren. Mit diesem Vergleich wollte ich Herrn K. eine Brücke bauen, ein Argument an die Hand geben, wie er die Genehmigung dritten Bürokraten gegenüber rechtfertigen könne - doch auch das half nichts. Herr K. lehnte wiederholt ab.
"Nach nochmaliger Prüfung Ihrer Argumentation muss es leider bei der Ablehnung bleiben" und verweist auf das Hamburger Wohnwagengesetz, wonach das Wohnen in Wohnwagen/Wohnmobilen auf öffentlichem Grund "ausdrücklich untersagt ist". "Hieraus sollte deutlich werden, das diese Form des Wohnens nicht akzeptiert wird. Dem ist das Wohnen im Container gleich zu setzen." - so Herr K. vom Fachamt für "Sozialraum-Management".
Im Wohnwagen wird nicht gewohnt?
Das ist doch ein Widerspruch in sich. Denn klar, wird in einem Wohnwagen auch gewohnt und im Sommer steht der Parkplatz voller Wohnwagen am Fischmarkt und in denen wird ja auch gewohnt - wenn auch nur temporär. Selbiges wäre es für Klaus ja auch gewesen - TEMPORÄR aber selbst auf dieser Riesenfläche am Fischmarkt - sah die Stadt keine Möglichkeit den Container für 2 oder 3 Monate bis Ende des Winters aufzustellen - das war einfach nicht machbar. Aus Präzedenz-Fall Gründen - wohlgemerkt - denn das war die erste Aussage seiner Kollegin und das scheint auch der wahre Grund der Ablehnung zu sein. Man wolle schlicht nicht, dass unser Beispiel Schule macht und Andere dann auch kommen und dort was hinstellen wollen.
Selbst wenn dem so wäre - hätte an einen etwaigen Wiederholungsfall ja an Auflagen knüpfen und damit so auch argumentieren können. Aber dazu bestand leider kein Wille seitens des "Sozialraum-Managements".
Definition: "Das Fachamt Sozialraummanagement (SR) ist zuständig für die fachübergreifende sozialräumliche Planung und das Controlling von Einrichtungen und Maßnahmen der sozialen Infrastruktur im jeweiligen Bezirk. Alle Zahlungen an nicht-staatliche Träger von sozialen Einrichtungen und Maßnahmen im jeweiligen Bezirk werden hier abgewickelt. Die städtischen Sportanlagen im Bezirk werden von SR verwaltet, die bezirklichen Seniorentreffs und Seniorenkreise, sowie die Einrichtungen der Stadtteilkultur werden hier gefördert und gesteuert. Darüber hinaus bearbeitet das Fachamt Sozialraummanagement fachübergreifend die Querschnittsthemen Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements."
Die Betonung liegt auf "Förderung des bürgerschaftlichen Engagements" - und ich stelle fest, dass unser bürgerschaftliches Engagement alles Anderes als "gefördert wurde". Im Gegenteil: Unser Anliegen wurde wohl eher unterdrückt - respektive "weggedrückt". Am Ende sah man sich nicht mal mehr zuständig.
Dabei wäre es durchaus im Sinne der Nächstenliebe gewesen einem Obdachlosen auf diesem Wege zu helfen und ein Container fiele dort am Fischmarkt auch kaum auf - weil im Hafengebiet ständig solche Container rumstehen - siehe Eingang alter Elbtunnel - und anderen Orts - es könnte ein gewöhnlicher Baucontainer sein - und würde sicher niemanden stören. Doch alles Bitten und Flehen half nichts. Am Ende verwies die Stadt die P*** SECURITY AG - die das Gelände verwaltet. An die solle ich mich nun doch bitte wenden.
Ein guter FB-Freund schrieb dieser Tage: "Ganz ehrlich, so viel Frust-Toleranz habe ich schon lange nicht mehr (...) so lange gegen Windmühlen anzukämpfen (...) Hut ab" und klar gebe ich nicht auf. Trotz aller Rückschläge ist das Aufgeben für mich keine Option. Ich halte durch - koste es was es wolle.
Lichtblicke und Enttäuschung - die Ups & Downs der Stellplatzsuche
Auch Kai O. vom Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamts Mitte war für mich einer der größeren Hoffnungsträger in dem Projekt. Unser erstes Telefonat klang vielversprechend. Er machte viel Hoffnung, dass über ihn was zu erreichen sei. So habe er vor einiger Zeit mit Kollegen eine Art Flächen-Sondierung durchgeführt - da ging es um geplante Flüchtlingsunterkünfte - also Flächen - die im Gespräch sind - die irgendwann mal genutzt werden - nur eben jetzt im Moment noch nicht - weshalb man dort vielleicht was hinstellen kann - in dem Fall Klaus sein Container und ich hatte große Hoffnung, dass Kai etwas erreicht und eine Fläche vorschlägt - doch es kam anders.
Per Anruf teilte Kai O. mir dann am 2. Februar mit - Zitat: "Leider keine guten Nachrichten". Alle Flächen - die in Frage kämen - müssen erst noch "erschlossen werden" und "auf Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg untersucht werden". Das gelte für alle noch nicht erschlossenen Flächen hier in Hamburg. Eine Ausrede?
Mit Kai O. war ich dann so verblieben, dass er mir einen Ansprechpartner nennt, für die Containeranlage am Öjendorfer Park - zwecks Nachfrage, ob wir unseren Container dort mit dazu stellen können. Doch ein entsprechender Kontakt blieb wage. Lediglich eine Kirche in Bergedorf wurde konkret von ihm empfohlen mit Querverweis auf die TAS in der Bundesstrasse - die ich freilich vor Monaten schon kontaktiert hatte. Rückmeldung der empfohlenen Kirche: "Kein Platz".
Was für ein ernüchterndes Ergebnis - von einem Mann - der Eingangs so viel Hoffnung versprach. Ich fürchte, die Ablehnung hat andere Gründe - aber das ist nur so ein Gefühl und leider leben wir in einer Gesellschaft voller Heuchler - die weder den Mut noch die Courage besitzen - die Dinge offen und ehrlich anzusprechen und stattdessen lieber Ausreden erfinden, um seinem Gegenüber nicht zu Nahe treten zu müssen. Dabei bin ich ein Fan der offenen Direktheit und mag es lieber, wenn Leute mir offen und ehrlich sagen, woran es gescheitert ist.
Leider vermisse ich das immer wieder - auch bei denen, die mir auf dem Weg der Stellplatzsuche begegnet sind.
Endstation Presse
26. Januar und wenn nichts mehr geht - frag die Zeitung. In dem Fall umgekehrt. Eine Hamburger Presseagentur hatte mich seit Wochen schon auf dem Schirm und die Stellplatz-Suche mit beobachtet. Nun wollte sie ein Interview machen und klar sagte ich ja. Schön, die ganze Geschichte mal erzählen zu können - wer weiß was es bringt. Vielleicht meldet sich ja der ein oder andere Hörer bzw. Leser und bietet ein privates Grundstück an - jemand mit "Herz für Klaus" - ich wünschte es mir so sehr - so vieles hatte ich schon probiert, aber das noch nicht.
Mitschnitte hier:www.maxbryandiary.com
Und ich danke allen Zuhörer und Unterstützern. Wie die Suche am Ende ausging und WER schlussendlich doch noch "Ein Herz für Klaus" bewies, erfahrt Ihr hier noch diese Woche!
Bis dahin
und schöne Grüße
Max Bryan
22. Februar 2017
Bürgerreporter:in:Max Bryan aus Hamburg |
4 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.