„Ihr Dresdner werdet noch euer blaues Wunder erleben...“

Das Hotel am Blauen Wunder liegt im historischen Villenstadtteil Blasewitz nahe der gleichnamigen Brücke Blaues Wunder.
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  • Das Hotel am Blauen Wunder liegt im historischen Villenstadtteil Blasewitz nahe der gleichnamigen Brücke Blaues Wunder.
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Dresden vom Villenstadtteil Blasewitz entdecken

„Hotel am Blauen Wunder“ in Dresden, das klingt gut. Was verbirgt sich dahinter? Wir werden neugierig. Nach Dresden wollten wir doch immer schon mal. Also reingeguckt ins Internet www.habw.de, man informiert sich ja: „Das klimatisierte Drei-Sterne-Hotel befindet sich im historischen Villenstadtteil Dresden-Blasewitz, nahe an der bekannten Brücke `Blaues Wunder`, welche dem Hotel seinen Namen gab.“ Okay, das ist zu wenig, uns ist die Brücke nicht bekannt. Wir Hamburger wundern uns nur über den wundersamen Namen. Ob Zufall oder gewollt, Emilia Licht schrieb einen Roman „Hotel Blaues Wunder“ über „Liebe auf leisen Sohlen“, erschienen für 9,90 Euro im Gmeiner Verlag in Meßkirch.
TUI ermittelte kürzlich, wohin es die meisten Hanseaten zieht. London stehe ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Berlin folge an zweiter Stelle, danach Dresden und Barcelona gleichauf. Dresden soll so beliebt sein? Also nichts wie hin. Ob ein Wochenende reicht?

Zuerst einmal klärt uns der italienische Hotelbesitzer Dario Moratore auf, was es mit der Elbüberquerung auf sich hat. Bei einer Stadtrundfahrt mit dem Doppeldecker, die direkt vor dem Hotel beginnen kann, erfährt man es noch einmal. Als die die Elbe überspannende Brücke von Blasewitz nach Loschwitz 1891-1893 ohne einen einzigen Pfeiler im Wasser gebaut wurde, spotteten Neider: „Ihr Dresdner werdet noch euer blaues Wunder erleben.“
Doch die 3.500 Tonnen schwere und 226 Meter lange Stahlkonstruktion hielt dem regen Verkehr stand und erfreut sich der ebenso regen Bewunderung. Die Stahlfachwerkbrücke mit einer strompfeilerfreien Spannweite von 142 Metern zwischen den Pylonen gehört zu den ältesten Hängebrücken Europas und war eine technische Meisterleistung ihrer Zeit.
Legenden ranken sich um das „Wunder“, dass z. B. in den dreißiger Jahren ein Flugzeug drunter durchflog, unversehrt, und dass sie anfangs grün gestrichen war - der Landschaft wegen. Sie verfärbte sich aber schon bald blau. Ein Wunder? Wohl eher eine Mär sei, dass sie bei der Sanierung blau getüncht wurde, weil die Stadt zu viel blaue Farbe gehortet hatte. Wie auch immer, sie hat ihren Namen weg.
Vom SchillerGarten und dem auf der anderen Elbseite liegenden Körnergarten hat man das blaue Stahlkonstrukt, das manchmal doch grünlich schimmert, bestens im Blick. Überquert man die Elbe, erwartet einen ein neues Wunder - eine Schwebebahn, ebenfalls in königlichem Blau. Besitzt Wuppertal die älteste Schwebebahn Deutschlands, rühmt sich Dresden, die älteste Berg-Schwebebahn vorzeigen zu können. Sie datiert von 1901, wurde in Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit Prinz Friedrich August eröffnet und bringt die Gäste vom Körnerplatz in fünf Minuten nach Oberloschwitz. Auf einer Strecke von 274 Metern überwindet sie einen Höhenunterschied von 84 Metern. Das steilste Stück ist 40 Prozent geneigt, weshalb eine Frau meinte: „In die bringt mich keiner hinein.“ Eine Führung im Maschinenraum gehört genauso dazu wie eine Panoramaliftfahrt auf das Turmdach, von wo einem eine fantastische Sicht aufs zum Unesco-Welterbe ernannte Dresdner Elbtal gewiss ist.
Ebenso grandios ist die sich nahebei befindliche noch ältere Standseilbahn. 1885 eröffnet, führt sie vom Körnerplatz hinauf zum Ausflugslokal Luisenhof und zum Stadtteil Weißer Hirsch, das Nobelviertel, das durch das Sanatorium von Dr. Heinrich Lahmann und den berühmten Professor Manfred von Ardenne Weltruhm erlangte. Dabei legt sie 547 Meter zurück, überwindet 95 Höhenmeter und bezwingt eine maximale Steigung von 29 Prozent.

Zurück im „Hotel am Blauen Wunder“, nimmt man ein Leihbike, radelt über den Elberadweg bis zum Fähranleger der Sächsischen Dampfschiffahrt am Dresdner Terrassenufer, der ältesten und größten der Welt, und schippert auf einem der Raddampfer stromaufwärts in gut zwei Stunden bis zum Schloss Pillnitz. Es wurde von August dem Starken 1720 erbaut und war bis 1918 kurfürstliche Sommerresidenz der sächsischen Könige. Bei Essen und Getränken ziehen Rebterrassen, schöne Villen hoch am Hang und die drei Elbschlösser gemächlich vorüber: das preußisch-klassizistische „Schloss Albrechtsberg“, heute für Veranstaltungen der Stadt genutzt, daneben das „Lingnerschloss“ im Neorenaissance-Stil, auch „Schloss Stockhausen“ nach dem gleichnamigen Baron genannt, und als drittes „Schloss Eckberg“ im englischen Tudorstil, in dem einmal der Entwickler der Zahnpastamarke „Chlorodont“ lebte. Heute wird es als Hotel geführt.
Unter der im Bau befindlichen Waldschlösschenbrücke, einer Schwibbogenkonstruktion, die Dresden den Unesco-Welterbetitel aberkennt, geht es mit spaßigen Sprüchen der Ansage und vielen Informationen über den Weinbau vorbei am Schifferkirchlein Maria am Wasser, an Sitzen berühmter Adliger, etwa dem Gut von Carl Maria von Weber, der von 1816 bis 1826 Hofkapellmeister in Dresden war. Heute beherbergt das Gut ein Weber-Museum. Höhepunkt Schloss Pillnitz, dessen Wasser- und Bergpalais zu den größten Chinoiserien-Bauten der Welt zählen, einem besonderen barocken Baustil. Man könnte aussteigen, aber auch gleich wieder zurückschippern. Denn „Elbflorenz“ wartet.

Jeder will sie sehen, die wiedererrichtete Frauenkirche, jenen prachtvollen Kuppelbau, im Volksmund „Die dicke Madame“ geheißen. „Jeder“ ist hier wörtlich gemeint, mit dem Strom zieht man hinein, und der Strom schiebt einen wieder hinaus. Kein Ort der Besinnung. Ganz anders der Zwinger, weitläufig und beschwingt, filigran, leicht und luftig. Durch seine Gärten muss man wandeln, an den Wasserspielen sich ergötzen. Die ganze Pöppelmann-Architektur strahlt bizarre Schönheit und südländische Eleganz aus.
Römischen Hochbarock ließ der Italiener Chiaveri in der Hofkirche mit ihrem 83,50 Meter hohen viergeschossigen Turm und den 78 überlebensgroßen Heiligenfiguren auf den Balustraden der Seitenschiffe und des erhöhten Mittelschiffs glanzvoll ausklingen. Die größte Kirche Sachsens beherrscht mit der Brühlschen Terrasse, auch Balkon Dresdens genannt, der Frauenkirche, der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, dem Residenzschloss, seiner mehrtürmigen Neorenaissance-Fassade und dem 100 Meter hohen Hausmannsturm, dem ältesten Teil des Schlosses, und natürlich der Weißen Flotte das berühmte Elbpanorama.

Der Vorteil einer Stadtrundfahrt mit den Doppeldeckern: Man kann an jeder Sehenswürdigkeit aussteigen und nach Besichtigung in den nächsten halbstündlich fahrenden Doppeldecker wieder einsteigen. Nach getaner „Arbeit“ lohnt ein Besuch der „Dresden 1900“-Museumsgastronomie an der Frauenkirche, was einem Bummel durch Gründerzeit und Jugendstil gleichkommt. Da lockt „Helene“, der älteste noch erhaltene elektrische Triebwagen Dresdens von 1898. In „Omas Güsche“ darf man selbst Gerichte von anno dazumal auf den Tisch zaubern. Als Straßenbahnschaffner/innen gekleidete Bedienung erhöht den Reiz. Nicht zuletzt erfährt man von Dresdner Erfindungen wie Filtertüte und Bierdeckel. Oder wer etwa wusste, dass in Sachsen der BH erfunden wurde?

Einen Abend könnte man mit einem Besuch der Landesbühnen Sachsen im Stadtteil Radebeul ausklingen lassen, die auch „Europas schönstes Naturtheater“ bespielen, nämlich die Felsenbühne Rathen im Herzen des Nationalparks Sächsische Schweiz, dieses Jahr 75 Jahre alt. Los geht es am 14. Mai mit „Der Ölprinz“ nach Karl May. Es folgen bis 17. September „Romeo und Julia“, „Carmina Burana“, „Gräfin Mariza“, „La Bohème“, „Die Zauberflöte“ und und und.

Bürgerreporter:in:

Elke Backert aus Hamburg

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