Husum, die „graue Stadt am Meer“ färbt sich lila
Im 15. Jahrhundert befand sich an der Stelle, an der heute das Husumer Schloss steht, ein Kloster. Die Legende sagt, dass die Mönche im Klostergarten, dem heutigen Schlossgarten, Krokusse pflanzten, um aus den getrockneten Blütennarben Safran zu gewinnen. Safran benötigten sie zum Färben der liturgischen Gewänder. Eine zweite Legende spricht von einer Herzogin Marie Elisabeth, die von 1655 bis 1684 im Schloss residierte und Safran für ihre Zuckerbäckerei brauchte. Offenbar wussten weder Mönche noch Herzogin, dass nur der Crocus sativus Safran erzeugt. Fest aber steht, sie hinterließen der Nachwelt ein Blütenmeer wild wachsender Krokusse, wie es in Nordeuropa nur in Husum zu sehen ist.
Über 4 Millionen Krokusse tauchen Husums Schlossgarten in ein riesiges violettes Blütenmeer. Zu Ehren der farbenfrohen Frühlingsblüher rund um das Schloss feiert die Hafenstadt an der Nordsee vom 20. bis 21. März das Krokusblütenfest. Zum 10. Mal findet am Samstag um 11 Uhr auf der Empore des Historischen Rathauses am Husumer Marktplatz die Proklamation der neuen Krokusblüten-Königin statt. Ihre majestätische Aufgabe besteht darin, die bunte Stadt am Meer ein Jahr lang würdig zu vertreten. Zu diesem runden Ereignis sind alle Krokusblüten-Königinnen der letzten zehn Jahre eingeladen.
Im Innenhof und im Seitenflügel des Renaissance-Schlosses präsentieren sich rund 50 Kunsthandwerker mit Modedesign, Haus- und Gartendekoration, Schnitzereien und Glashandwerk. Rund um den Tine-Brunnen auf dem historischen Marktplatz lädt eine bunte Meile ein, und ein kulturelles Rahmenprogramm rund um den Crocus neapolitanus sorgt für ein ereignisreiches Wochenende. Ein Bonbon ist am Samstag um 20 Uhr der Nachtwächter-Rundgang durch das nächtliche Blütenmeer im Schlosspark.
Berühmt gemacht aber hat Theodor Storm (1817-1888) die „graue Stadt am Meer“. Dass sie sich eher farbenfroh präsentiert, beweist ein Bummel. Der Hafen lässt die Nordsee fast bis zum Marktplatz herein. Im 16. Jahrhundert war Husum eine bedeutende Hafenstadt. Vornehmlich die Niederländer nutzten den kurzen Handelsweg zwischen Husum und Flensburg als Verbindung zwischen Nord- und Ostsee.
Mittelpunkt des Marktplatzes ist der bronzene Tine-Brunnen, der eine junge Fischersfrau in Holzpantinen zeigt. Über die klassizistische Marienkirche soll Storm gesagt haben, sie sei „ein alter gelber Karnickelstall mit `ner Pfefferbüchse obendrauf“. Hat er die große Säulenhalle, Nachahmung eines griechischen Tempels, nie betreten? Feinster italienischer Marmor bedeckt den Fußboden. Husums Gassen sind Kopfstein gepflastert.
Storms Geburtshaus zwängt sich als kleinstes Haus zwischen prächtige bunte Bauten. Ältestes Gebäude der Stadt ist das „Herrenhaus“ mit seinen beiden Stufengiebeln. Die Sandsteinköpfe an der Fassade stellen der Sage nach im Jahre 1472 hingerichtete Rebellen (gegen den dänischen König) dar.
Alte Bürger- und Kaufmannshäuser mit hohen gestaffelten Giebeln geben sich in Husum ein Stelldichein, ob in der „Wasserreihe“ oder in der Großstraße. In der Wasserreihe 31 hat der Dichter viele Jahre gelebt. Heute dient das um 1750 entstandene typische Bürgerhaus als Museum, das dem Dichter und seinem Werk gewidmet ist.
Ein Stadtführer macht auf viele Besonderheiten aufmerksam. Die Hauseingänge sind meist über eine Treppe zu erreichen - zum Schutz vor Hochwasser. Statt einer Hausnummer waren Zeichen angebracht, etwa ein ornamentartiges M, das für Mommsen steht und abends beleuchtet wurde. Daher komme der Spruch: „Ich will dir heimleuchten.“ Die Utlucht, ein Erker, sorgte für mehr Tageslicht. Ein schwerer Stein am Fuße des vorspringenden Erkers sollte verhindern, dass Fuhrwerke die Ecke abstoßen. Daraus wurde der „Stein des Anstoßes“. An der Fassade sieht man oft schmucke Eingangstüren ohne Türgriff. Nanu? Der Zugang war nur erlaubt, wenn der Hausherr sie von innen öffnete. Seitlich am Haus befindet sich der offizielle Eingang.
Besonders das Torhaus des Schlosses aus dem Jahre 1612 dokumentiert mit seinen Schweifwerkgiebeln und dem reich geschmückten Portal die Schmuckfreude jener Zeit.
Zu Storms Zeit, exakt im Jahre 1867, erbaute ein gewisser J. F. Holm in eben jener „grauen“ Stadt namens Husum ein Schulgebäude, doch beileibe nicht in Grau. Aus rotem Backstein, in gotischem Stil und mit Namen „Königliches Gymnasium“ hat es die Zeiten überdauert und bedeutsame Männer hervorgebracht. Einer von ihnen war der Literatur-Nobelpreisträger von 1908, Rudolf Eucken.
Als gebürtiger Husumer hat auch Johann Max Böttcher auf dieser Schule, an der sein Vater 40 Jahre lang Lehrer war - seit 1914 hieß sie „Hermann-Tast-Schule“ – sein Abitur gemacht. Das Haus gibt es noch, doch wurde ihm der Schulstaub genommen. Herr Böttcher, Unternehmer in Hamburg, ließ den Hort humanistischer und christlicher Bildung mit viel Liebe zum Detail in eine Nobelherberge umgestalten – ohne dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude zu nahe zu treten. Am 1. April 1996 öffnete das Romantik-Hotel „Altes Gymnasium“ als Fünf-Sterne-Luxushotel seine Pforten – in zentraler und doch ruhiger Lage und nur 130 Kilometer von Hamburg entfernt (über A23 und B5).
Wo einst die Obstbäume im Garten des Direktors standen, macht ein lichtdurchfluteter Wintergarten selbst die grimmigsten Morgenmuffel munter und lädt zum reichhaltigen Frühstücksbüffet. Bis zum Abend kann der Gast in diesem fröhlichen Garten-Ambiente regionale leichte Küche, den Nachmittagskaffee ebenso wie den Fünf-Uhr-Tee genießen. Mit gehobenen klassischen Menü-Kreationen wartet das Restaurant „Eucken“ auf.
Die 72 Zimmer, davon 14 Einzel- und 52 Doppelzimmer sowie sechs Suiten und Juniorsuiten, fast alle ehemalige Klassenzimmer, sind großzügig und luxuriös ausgestattet. Viele haben Balkon oder Terrasse, alle aber zeichnen sich durch ein elegantes Bad aus – mit großem Spiegel, Bademantel und Frotteeschuhen. Kaum ein Raum gleicht dem anderen, lediglich den Betten ist ihre Länge von 2,10 Metern gemeinsam.
Bevor die Cocktailbar „Karzer“ und der urige Weinkeller zum Absacker bitten, kann man sich vielfältig fit halten. Was als Turnhalle erbaut wurde, wurde dem gleichen Zweck in moderner Form wieder zugeführt. Auf über 1000 Quadratmeter und zwei Ebenen erstreckt sich der „Club Balnea“. Schon beim Anblick des Pools, dem Balustrade, weiße Säulen und von Künstlerhand gefertigte Wandmalereien ein mediterranes Flair verleihen, weiß man, dass man eintauchen muss, dass man Sauna und Dampfbad nutzen wird.
Auch Golfer dürften sich im „Alten Gymnasium“ wohl fühlen, finden sie doch in nur drei Kilometer Entfernung am Rande der Stadt mit dem Golfclub „Husumer Bucht“ einen landschaftlich hübsch gelegenen 18-Loch-Platz. Das Club-Restaurant wird vom Hotel bewirtschaftet.
Auf den grünen Deichen kann man zwischen weidenden Schafen endlos lange Spaziergänge bis zur Hamburger Hallig machen, Salzluft auf den Lippen spüren und der Stille der Natur in den Schutzgebieten Beltringharder Koog, Sönke-Nissen-Koog und Wester-Spätinge lauschen.
Wer möchte da nicht auch zurück in sein altes Gymnasium!
Info:
Im Arrangement „Krokuszauber“ zum Preis ab 97,50 Euro pro Person sind enthalten: 2 Ü, 3-Gänge-Menü, Torte mit Kaffee/Tee in historischem Ambiente, ein Krokus-Blumentopf zum Mitnehmen, Autogrammkarte der Königin und ein Husumer Einkaufsgutschein im Wert von 15 Euro (wahlweise auch 25 € oder 50 €).
Reisetermine: März/April
Tourist Information in Husum, Tel. 04841/898787, info@husum-tourismus.de, www.husum-tourismus.de
Bürgerreporter:in:Elke Backert aus Hamburg |
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