Dresden: Die „schönste Frau der Welt“ wird 500
Die „Sixtinische Madonna“, Raffaels Kultbild, feiert Geburtstag - in Dresden. Eine Ausstellung der Gemäldegalerie Alte Meister im Semperbau am Zwinger vom 26. Mai bis 26. August 2012 zeigt sie. Sie ist nur einer der Gründe, nach Dresden zu reisen.
Wer kennt sie nicht, die zwei Engelchen, die sich so zauberhaft, ja beinahe frech am unteren Bildrand der „Sixtinischen Madonna“ des großen Renaissance-Malerfürsten Raffael lümmeln. Erstmals um 1800 benutzt, haben sie als eigenständiges Bildmotiv eine internationale „Karriere“ in Kitsch, Kunst und Karikatur hinter sich. Dass sie die Eintrittskarten zur Ausstellung in die Gemäldegalerie Alte Meister beleben, versteht sich fast von selbst. Aber die „Dresdner Engel“ zieren sogar Kartons und Flaschen des „Jubiläumsedition-Sekts Graf von WackersbartH“ als „eine Hommage an die jahrhundertelange Verbindung von Kunst und Genuss in Dresden“.
1512 erhielt Raffael in Rom den Auftrag zur „Sixtinischen Madonna“. Dieses Gemälde gehört heute zu den berühmtesten Kunstwerken der Welt. Die große Jubiläumsausstellung in der Gemäldegalerie Alte Meister im Semperbau am Zwinger (www.skd.museum) feiert die Entstehung dieses Meisterwerks und verfolgt seine Geschichte bis in die Gegenwart. Bedeutende Werke Raffaels werden als Leihgaben aus internationalen Museen zu sehen sein, so etwa die „Garvagh Madonna“ (um 1509/10) aus der Londoner National Gallery oder ein Fragment eines Engels (um 1512) aus der Pinacoteca Vaticana. Weitere Meisterwerke der italienischen Renaissance sind u. a. die Zeichnung „Maria in der Mandorla mit Aposteln und dem knienden Papst Sixtus IV.“ aus der Albertina in Wien sowie eine Madonna von Filippino Lippi (um 1475) aus dem Szépmüvészeti-Museum in Budapest. Zudem wird auch der Auftraggeber Papst Julius II. vorgestellt, der die Dresdener Altartafel für das Kloster San Sisto in Piacenza malen ließ.((Fast 250 Jahre blieb die „Sixtinische Madonna“ an ihrem ursprünglichen Ort in Piacenza so gut wie unbekannt. Erst durch ihren spektakulären Ankauf durch August III. 1752/54 für die Gemäldegalerie in Dresden trat sie in die Öffentlichkeit. Adolph Menzel hielt mit seinem Pastell „Platz für den großen Raffael!“ (1855/59) den legendären Ausspruch Augusts III. bei der Ankunft des Gemäldes fest. (Gern wurde die Sixtina in Malerei und Grafik kopiert und reproduziert, wie Friedrich Burys Gemälde „Kurprinzessin Auguste die Sixtinische Madonna kopierend“ (um 1808/09) aus dem Museum Schloss Wilhelmshöhe in Kassel illustriert. Außerdem war das Gemälde ein beliebtes Motiv in Zeitschriften, Stickbildern, Werbung, Karikaturen und Poesiealben des Bürgertums im Biedermeier und im Deutschen Kaiserreich.
Was liegt da näher, als selbst nach Dresden zu reisen und dem Jahrhundertwerk, der „schönsten Frau der Welt“ und den niedlichen Engelchen seine Reverenz zu erweisen. Durch seine exklusive Lage am Ufer der Elbe und fußnahe an den Sehenswürdigkeiten Dresdens bietet sich das Maritim Hotel Dresden für einen Aufenthalt an, zumal es ein ganzjähriges Arrangement offeriert. Unter dem Motto „Dresden Sächsisch gut“ zahlt man für zwei Übernachtungen mit reichem Frühstücksbuffet, Schwimmbad, Sauna, einen Cocktail, ein Abendessen und ein Gastgeschenk 154 Euro pro Person im Doppelzimmer. Das Maritim Hotel selbst ist eine Sehenswürdigkeit, hat man doch den historischen unter Denkmalschutz stehenden Erlweinspeicher, einen fast 40 Meter hohen Warenspeicher, den der Dresdner Stadtbaurat Hans Jakob Erlwein 1914 erbauen ließ, entkernt und mit 328 Zimmern und Suiten der Vier-Sterne-Superior-Kategorie zu neuem Leben erweckt. Allein die Lobby mit den gläsernen Fahrstühlen und den überdimensionalen Kronleuchtern raubt dem Gast beinahe die Sinne.
Ähnlich ergeht es manch einem in der Semperoper. Im Zweiten Weltkrieg zerstört und zwischen 1977 und 1985 wiederaufgebaut, zählt sie heute zu den bekanntesten Opernhäusern der Welt. Grenzt sie schon von außen an ein Märchen, wird im Inneren das Märchen wahr - eine Orgie in Gestaltung und Farbe im Stil der italienischen Hochrenaissance. Über dem Theaterportal erhebt sich, sehr ungewöhnlich, eine bronzene Panther-Quadriga mit Dionysos und Ariadne, gestaltet von Johannes Schilling.
Um als Nicht-Opern-Fan zu einem Fan zu werden, eignet sich „La Dirindina/Die Dilettanten-Diva“, ein einstündiges Intermezzo von Giovanni Battista Martini in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Eine barocke Burleske, die jeden schmunzeln lässt, aber mit Stimmen, die jeden fasziniert träumen lassen. Eine Karte kostet nur elf Euro.
Weil jedoch Operngänger relativ rar sind, man die Sächsische Staatsoper, wie sie offiziell heißt, aber gesehen haben sollte, gibt es zehn unterschiedliche Themenführungen, von der kuriosen „Skandalführung“ und lustigen „Anekdotenführung“ über die Kinderführung bis zur seriösen Architekturführung.
Architektur spielt auch eine Rolle beim Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, in dessen altehrwürdiges Gebäude der Architekt Daniel Libeskind eine Keilspitze seines Neubaus hineingetrieben hat. Macht sich optisch von außen und innen gut. Wenn Major Alexander Georgi eine Führung macht, geht es militärisch los: „Jetzt gehen wir erst mal ein bisschen aus der Schussrichtung.“ Doch dann erfahren wir: Zu DDR-Zeiten begrüßte das „Armeemuseum“, wie es damals hieß, davor „Königlich-Sächsisches Armeemuseum“, seine Besucher mit Panzern und Raketen, einer richtigen Waffenschau, sozusagen einer Potenzschau der Nationalen Volksarmee.
„Wir wollen kein Hohelied singen auf die Leistungsfähigkeit irgendeiner Streitmacht, wir wollen die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg und Gewalt, nicht sinnstiftend, sondern denkanstiftend“, wie es Carl von Clausewitz 1832 in seinem Buch „Vom Kriege“ geschrieben habe, so der Major.
Als Einstieg in die Materie sieht man eine Installation des schottischen, in Finnland lebenden Künstlers Charles Sandison, die uns zu den Grundemotionen des Menschen zurückführen will: love und hate, Liebe und Hass. Die beiden Gefühle kämpfen gegeneinander. Mal erscheinen mehr love, mal mehr hate. Niemals erscheint dasselbe Bild.
„Wir haben hier zwei Museen in einem“, so der Major, das eine erzählt die Geschichte chronologisch, klassisch, am Zeitstrahl entlang, Militärgeschichte vom Mittelalter bis 1914, wobei man außen herum gehen kann oder, sich in die Materie vertiefend, in die einzelnen Kabinette. Das Ganze auch interaktiv per Computerklick. Es gibt aber auch - zum Anfassen - sogenannte didaktische Klappen. Hier kann jeder feststellen, wie schwer sich etwa ein Kettenhemd oder Kettenhandschuh anfühlt.
Leiden am Krieg wird ebenfalls thematisiert. Am Beispiel von einem Rock, 250 Jahre alt aus dem Siebenjährigen Krieg, dessen Hauptmann der Arm abgeschossen wurde. Blutflecken und fehlender Ärmelteil zeugen davon.
Leiden am Krieg und Hunger durch Krieg werden auch in einer Fotoausstellung dokumentiert.
Das andere Museum, der neue Teil von Libeskind, erzählt Geschichte querschnittlich. Man fährt mit dem Lift in den vierten Stock und landet im „Dresden Blick“. Durch geöffnete Schlitze, ähnlich Jalousielamellen, geht der Blick über die Dächer der Dresdner Altstadt, die am 13. Februar 1945 durch die Alliierten zerstört wurde und den Tod von 25.000 Menschen verursachte. Aber es wird auch gezeigt, was zuvor die Deutsche Wehrmacht vernichtete, etwa am 1. September 1939 die polnische Stadt Wielun und am 14. Mai 1940 Rotterdam. Aber: sehen Sie selbst!
Nach so viel Erbaulichem sollte man sich eine Auszeit gönnen. Da bietet sich der „Sophienkeller“ gleich gegenüber dem Zwinger an. Die historischen Gewölbe des Taschenbergpalais entführen einen ins 18. Jahrhundert, in die Welt August des Starken. Es gibt viel zu entdecken, ob Kettenkarussell, Alchimistenkeller, Beichtstuhl, kuriose Sänfte oder Mauerteile der ersten „Einsiedelschen Häuser“ aus dem 14. Jahrhundert. Immer aber verführen sächsische Spezialitäten wie Kartoffelsuppe, Sauerbraten mit Klößen und Rotkraut, Quarkkeulchen als Dessert und sächsischer Wein oder auch Bier zum Verweilen. www.marketing.dresden.de,
www.maritim.de
Bürgerreporter:in:Elke Backert aus Hamburg |
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