Das Dorf Prägraten im Virgental und das wunderbare Erlebnis von Mariae Himmelfahrt
Eines der schönsten Fleckchen auf unserer Erde ist das Dorf Prägraten am Ende des Virgentals. Allein die Lage in den Osttiroler Alpen, ohne Seilbahnen und Lifte und ohne Durchgangsstraße. Hinterbichl ganz am Schluss ist gerade noch für die Anrainer per Auto zu erreichen.
Von Prägraten nach Hinterbichl kann man in einer Stunde durch Wiesen laufen, begleitet von dem munteren Plätschern eines kühlen Flüßchens, dessen Ufer gesäumt ist von allerlei Wildblumen, Gräsern und blühenden Kräutern. Büsche sind voller Singvögel und die Natur so frisch und sauber wie selten irgendwo. Klare Luft und kaum fliegende Insekten infolge der Höhenlage (über 1400 m) begünstigen eine genußvolle Wanderung. Da oben am Fuß der Berge gibt's ein gastliches Bauernhaus, in welchem man herzlich begrüßt wird und bei frisch gebackenen Waffeln und Holunderblütensaft ausruhen kann. Die Rast am Wege, der freundliche Kontakt, die zutraulichen Haustiere sind schon die kleine Anstrengung wert.
Jeder Tag brachte neues Schönes zum Erleben und Freuen, zum Staunen und Schauen. Wir wählten die Wege, die zur eigenen Kondition passen - und da diese sich allmählich steigert und man an die Höhenluft gewöhnt ist, öffnen sich dann längere und schwerer begehbare Wege und man wagt sich höher in die Berge hinauf. Ein guter zweiter Weg zum Einlaufen war der Weg über Walldürn, Stein nach Obermauern am 10. August 2000. Von der Hohen Bank genossen wir schöne Ausblicke auf das Virgental und die gegenüberliegenden Gipfel des Lasörling und des Berger Kogel. In Obermauern konnten wir die Wallfahrtskirche besichtigen mit den beeindruckenden Fresken aus dem Leben Jesu an der Nordwand - eine anschauliche Bibel an das Volk, auch zu der Zeit, als es noch nicht lesen konnte.
Mariae Himmelfahrt am 15. August - was für ein wunderbares Erlebnis! Unsere Wirtsleute hatten zwei kleine Mädchen, die eine hatte im Vorjahr Erstkommunion und ging im weißen Kleidchen an Mutters Hand erwartungsvoll in die kleine, übervolle Kirche. Die Mutter im traditionellen Trachten-Sonntagsstaat mit einem riesigen Strauß Wildkräutern im Arm. Diese werden zum Marienfest gesegnet und später im Hausgebrauch zu natürlichen Heilmitteln verarbeitet: sorgfältig getrocknet, in Spiritus eingelegt oder in Salben eingearbeitet.
Wie lebendig die Prozession! Die segnende Marienfigur wird nach der Heiligen Messe von der Kirche zum Dorfplatz getragen. An der Straße stehen ausnahmslos (!) alle Dorfbewohner und jubeln, bekreuzigen sich ehrerbietig, als die Gottesmutter vorübergetragen wird, segnen sich gegenseitig - es gibt viele gute Wünsche unter Nachbarn und Freunden. Die Kinder sind ruhig, andächtig staunend. Die Musikkapellen begleiten die bekannten Marienlieder.
Der Dorfplatz ist neu gestaltet und liebevoll für ein Volksfest vorbereitet. Blumengeschmückte Tische und Bänke laden zu dörflichen Köstlichkeiten ein. "Fremde Gäste" werden toleriert, aber ein bißchen argwöhnisch beäugt. So wandern wir, nach dem traditionellen Begrüßungs-Schluck Kräuterschnaps gemütlich zum Dorfgasthof hinunter. Da nicht viele Gäste kommen, werden wir aufmerksam und fürsorglich beköstigt mit "Schweinernem" und Knödeln, Salat und "Möhlspeis'n", die man kaum schafft. Vorher gab`s die Hausbegrüßung in Form von Sekt mit Holunderblüte. Nachher gab's den Hausgruß als Obstler und Café.
So ein Festtag bleibt unvergessen.
Dieser Text wurde erstellt von Angela Stempin und Manfred Hermanns
Bürgerreporter:in:Manfred Hermanns aus Hamburg |
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