Reise in Vorarlberg
Reise in Vorarlberg
Ende Juli/ Anfang August 1990 reisten meine Frau Maria und ich in Vorarlberg, dem westlichsten Land Österreichs. Zuvor hatten wir schon den Schwarzwald, den Elsass und den Bodensee erkundet. Wir erreichten Vorarlberg in Bregenz. Von dort fuhren wir über Bezau weiter bis Mellau, wo wir uns eine Ferienwohnung suchten. Wir fanden sie in einem Försterhaus. Das Dorf im Hinteren Bregenzerwald besitzt alte Bauernhäuser, aber auch mehrere große moderne Hotels.
Von Mellau gibt es zahlreiche Wandermöglichkeiten. Am 30. Juli unternahmen wir unsere erste Tour. Wir wanderten ins Mellental, ein waldreiches langsam ansteigendes Alpental. Nach 2 1/2 stündiger Wanderung erreichten wir über Vorsäß Dös die Lindach-Alm. Trotz nicht erfreulicher Wolkenbildung gelangten wir über einen Bergpfad durch Almwiesen zur Hauser-Alm und dann zur Unteren Bleichen-Alm. Bei beginnendem Regen und leichtem Gewitter, das über die südöstlichen Berge näherrückte beschleunigten wir unsere Schritte und gelangten einigermaßen trocken zum Gasthaus Alpenfrieden (1252 m), wo wir uns einen erfrischenden Radler bestellten. Nach dem Regen unternahmen wir die Rückwanderung nach Mellau über einen steil abwärts führenden Fahrweg. Wir hatten schöne Ausblicke nach Bezau und Mellau.
Am 31. Juli fuhren wir zunächst mit dem Auto nach Bezau und Oberbezau. Bei der Bahnstation parkten wir. Wir wanderten von dort durch den Rimsgrund mit steilen Felsen rechts und links. Bei Marktobel begann der Aufstieg zur Schaf-Alpe (1060 m). Der dortige Senner zeigte uns den weiteren Weg. Auf einem recht steilen Gebirgspfad ging es aufwärts zur Seefluh-Alm (1309 m). Bei der Alm-Hütte war eine Kapelle, die dem heiligen Bartolomäus, dem Patron der Almbauern, und dem heiligen Wendelin, Schutzheiligen der Tiere, geweiht war. In vielen Serpentinen gelangten wir über Alm Fegg-Spitz und Fegg-Vorsäß zurück nach Oberbezau. Nach dem Abendessen wanderten Maria und ich noch zur Seilbahn.
Am 1. August fuhren wir zunächst zum Hochtannbergpaß (1675 m). Trotz Sonne wehte eine leichte Brise. Wir nahmen einen stillen Aufstieg durch verlassene Wiesen und über Kalkschroffen am Körberkreuz vorbei zum Körbersee, einem runden trichterförmigen blauen See. Von dort kehrten wir zunächst zu unserem Parkplatz zurück. Wir besuchten die Kapelle des ehemaligen Dorfes Hochkrumbach. Um 1800 standen dort noch 12 Häuser, 1900 nur noch eines, der heutige Gasthof Adler. Die Landschaft war von starker Abwanderung betroffen. Die Geschichte des ehemaligen Dorfes ist in der Kapelle nachzulesen. Wir unternahmen noch eine Fahrt nach Damüls. Dort liegt auf einem Bergsporn markant eine Kirche.
Der 2. August war wieder der Bergwanderung gewidmet. Zunächst fuhren wir mit der Seilbahn zur Roßstelle-Alm aufwärts. Von dort wanderten wir über Planken zur Kanis-Alm (1463 m). Wir hatten einen schönen Blick in das große Kar des Klippern. Von der Kanis-Alm ging es weiter zur Wurzach-Alm (1625 m). Von dort nahmen wir den Aufstieg zur Kanisfluh mit der Spitze Holenke (2044 m). Nach dem mühsamen sonnigen Aufstieg hatten wir leider vom Gipfel keine klare Sicht, es war diesig. Dennoch blieben wir eine halbe Stunde auf dem Gipfel. Den Abstieg wählten wir an der Obern-Alm vorbei zum Alpengasthof Edelweiß (1441 m). Wir bestellten je eine Flasche Bier und eine Flasche Limonade und zauberten daraus selbst einen Radler. Wir nahmen den Abstieg über die Feuerstein-Alm und die Ortschaft Ahornen bis zum Kolpinghaus in Argenstein. Dort erreichten wir den Bus, der uns über Schnepfau zurück zur Seilbahnstation in Mellau brachte.
Der 3. August begann mit der Besichtigung der Franziskanerkirche und der Pfarrkirche (1907/08 erbaut) in Bezau. Die Kirche ist im nachempfunden Barock gebaut, an den Seitenaltären entdeckten wir auch Elemente des Realismus, z.B. den heiligen Josef mit der Säge. Am Nachmittag fuhren wir nach Reuthe. Dort trafen wir eine Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert, die älteste Kirche aus dem Innern des Bregenzer Waldes. Wir fanden Fresken von 1420 mit dem Lebenszyklus von Maria. Wir fuhren weiter nach Schwarzenberg, Dort trafen wir eine barocke Kirche und einen prächtigen Gasthof „Zum Hirschen“ mit steinernem Ofen im Flur und Zirbelholzdecken. Die Wirtin vom Gasthof spielte für uns auf dem Akkordeon.
Nach dem Kulturtag galt der 4. August wieder der Bergbesteigung. Wir wählten wieder die Seilbahn zur Roßstelle-Alm. Von dort nahmen wir den uns schon bekannten Weg zur Kanis.Alm. Aber dann wanderten wir weiter auf bisher unbekanntem Pfad am Fuß des Kars, dann aufwärts Richtung Bettlerkopf (1822 m). Hier weideten Hafflinger-Pferde. An der Wannen-Alm vorbei erreichten wir einen Grad, von dem aus die Mittagspitze zu sehen war. Die Weiden waren mit Stacheldraht eingezäunt. Vom Grad waren es noch 50 Minuten bis zur Mittagspitze (2095 m), das letzte Stück steil durch Fels, z.T. durch Stahlseil gesichert. In 2 3/4 Stunden Fußmarsch erreichten wir den Gipfel. Wir hatten Ausblick bis zur Roten Wand und zu den Bergen am Hochtannbergpaß. Um 12.30 h traten wir den Rückweg in der entgegengesetzten Richtung an. Der Weg war sehr abwechslungsreich, viele Blumen wuchsen am Wege: Teufelskralle, Eisenhut, weiße Berganemone, Enzian, Distelarten. Von der Rostelle-Alm wählten wir wieder den Sessellift. Den Tag der eindrucksvollen Bergtour endeten wir im Gasthof „Sonnen“ in Mellau.
Am 5. August brachen wir von Mellau auf und traten über Bregenz und Lindau am Bodensee die Rückfahrt an. Diese Reise, eine der letzten mit meiner Frau Maria, bleibt in bester Erinnerung. Die Lektüre soll alle Interessierten erfreuen.
Bürgerreporter:in:Manfred Hermanns aus Hamburg |
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