Ein Besuch im Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale)

Fischschwanzdolche aus Feuerstein, Aunjetitzer Kultur
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  • Fischschwanzdolche aus Feuerstein, Aunjetitzer Kultur
  • hochgeladen von Yvonne Rollert

Willkommen in der Altsteinzeit, Raum "Gesisteskraft". Das Paläolithikum begann vor 2,6 Mio Jahren. Der aus Afrika kommende Homo erectus ist die älteste Menschenform in Europa, die vor etwa 250 000 Jahren verschwand.
In Bilzingsleben (Thüringen) schlugen Individuen des Homo erectus ein Lager auf und das vor etwa 370 000 Jahren. Zähne und Teile zweier Schädel sind zu inspizieren. Interessante Exponate, wie die hitzerissigen Steine, Schneidewerkzeuge und aus Naturmaterial gefertigte Werkzeuge sind zu sehen. Diese Frühmenschen machten es sich an einem Freilandrastplatz in der Nähe einer Quelle und am Ufer eines Flußes im Elbe-Saale Gebiet gemütlich. In der interglazialen Warmzeit des Pleistozän lag die tiefste Temperatur um - 2 C und im Sommer bei + 20 C und mit etwa 810 mm Regen, Durchschnittstemperaturen. Der Speisezettel umfaßte tierische und natürlich auch pflanzliche Kost. Zu dieser Zeit durchstreiften Wald- und Steppenelefanten, Steppen - und Waldnashören, Löwen, Hyänen, Wölfe und Füchse die Wälder, Wiesen und Auengebiete. Knochenreste von Dam- und Rotwild, Wildpferden und Wisente sind belegt, ebendso wie Dachse, Wildschweine, Biber und Wildkatzen wurden nachgewiesen. In diesem Gebiet wuchsen siebenundzwanzig verschiedene Arten von Bäumen wie Eichen, Eiben, Linden, Erlen, Hartriegel und Fichten. Zum Naschen gab's Him - und Brombeeren und Süßkirschen, desweiteren wuchsen Wachholder und Vogelkirschen. Diverses aus den Flüssen und Seen standen auf der Menükarte. Gewürzt wurde mit Salz aus den Quellen oder mit kristallierten Salz und Kräutern.
Wer mehr über lesen möchte, an dem Computer Tisch liegen drei Bände für die Ausgrabungen in Bilzingsleben aus, die schon 1818 begannen. http://www.steinrinne-bilzingsleben.com/index.php?article_id=7
Die sehr imposante Schlachteplatte eines Waldelefanten, in Gröbern freigelegt, ist um die 125 000 Jahren alt. Der Neanderthaler nutzte außer Fleisch, Haut, Knochen, die Sehnen und vorallem das Knochmark. Die kleineren unscheinbaren Ausgrabungsobjekte, wie der Brocken eines Lagerfeuers, dem ersten eindeutig nachgwiesenen auf dem heutigen Gebiet Sachsen-Anhalts.
Das spektakulärste, wie ich finde, ist der 200 000 Jahre alte nachgewissene Eichengerbsud. Die Neanderthaler gerbten Leder, eine Technik wie sie noch heute genutzt wird. Bemerkenswert. Geklebt wurde Birkenrindenpech. Ein Mammut und ein Auerochse stehen frei im Raum. Die Eiszeit begann vor 115 000 Jahren, sehr plötzlich. Der Raum "Menschenwechsel" zeigt weitere interessante Objekte, wie mehrere kleine stilisierte Frauenkörper, ein Eibenholzbogen, mehrere Wurfgeräte und auch Fischereigeräte.

In Bad Dürrenberg gruben Archäologen ein Skelett einer Schamanin aus. Sie wurde mit Knochen, roter Ockerfarbe und v.a. bestattet und wurde vor etwa 9000 Jahren bestattet. Hier stehen auch die Büsten der ersten drei Menschen die auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt lebten.

Im "Lebenswandel" - Raum wird die Lebensweise und -wandel in der Gesellschaft der Ackerbauern unter die Lupe genommen. Die vielen Masken weisen auf eine Bevölkerungsexplosion in der Jungsteinzeit, die erst 7500 Jahre zurück liegt, hin. Mit eingefriedeten gezähmtes Vieh ließ es sich leichter leben und planen, abgesehen von den Krankheiten und Kriegen die es in dieser Zeit häufiger gab. In dieser Zeit begann wahrscheinlich die Bildung einer Hierachie und die Anhäufung von Statussymbolen, wie Beile und Schmuck. Land ging wahrscheinlich in den Besitz bestimmter Familien über. Gelebt wurde in dreißig Meter langen Häusern, das ist durch Ausgrabungen belegt. Eine Wand mit 3599 Beilen und Äxten erwartet Sie in diesem Saal der Frühsteinzeit, besonderst interessant finde ich die Bohrkerne. Tönernes Spielzeug und noch mehr interessant gestaltete Keramik ist zu sehen. Töpfe, Becher, Kumps und Vorratsbehälter aus verschiedenen Kulturen, angefangen von der Linienbandkeramik, die vor etwa 7500 Jahren begann bis zur Aunjetitzer Kultur, die etwa um 1600 v. Chr. endete. Das Grab der Pailetten Dame ist atemberaubend, ebendso wie das des Rindesbarones.

Weitere Keramik gibt es im Raum der Frühen Bonzezeit,
im "Bronzerausch" von 2200 bis 800 v. Chr.. Die Aunjetitzer Kultur entstand durch das Zusammentreffen der Glockenbecher- (aus Spanien kommend) und der Schnurbandkeramik (Indogermnisch) in Mitteldeutschlands. Beide Kulturen incoopertierten die Elemente beider Desings in der Keramikherstellung zur Aunjetitzer Kultur, es entstanden schlichtere Gebrauchsgegenstände. Die weltbekannten Gräber von Eulau. Archäologen gruben dort Familiengräber aus. Die steckengebliebenen abgeflachten Pfeilspitzen waren in der Harz Gegend gebräuchlich. Die Toten wurden in einem Gemeindschaftsgrab vor etwa 4600 Jahren liebevoll beigesetzt. Die Gruppen bestanden aus Geschwister und Halbgeschwister. An den Skeletten wurden geheilte Knochenbrüche entdeckt, vielleicht gab es frühere Kampfhandlungen. In dieser Zeit und wahrscheinlich auch früher, kurierten Schamanen oder Heiler manchmal durch Schädelöffnungen, zwei verheilte Exemplare sind hier ausgestellt. Ebenso ist Bernsteinschmuck und Nadeln ausgestellt. Die Kabinette zeigen Hortfunde oder Niederlegungen aus Bronzebeilen, sogar eine "Bürgermeisterkette" ist zu sehen. Interessant ist auch die Interpredation der Entdeckungen, vor etwa hundert Jahren, sahen Archäologen diese Funde als Händlerverstecke. Desweitern sind exellent gearbeitet gutbeleuteten Fischschwanzdolche aus Feuerstein zu sehen. Beim Aufziehen der unteren Schublade und das halbe aufziehen der ersten Schubladen kann die Info besser gelesen werden.
Jetzt betreten sie den Raum " Der geschmiedete Himmel" In diesen dunklen Raum ist die einmalige und weltbekannte Himmelscheibe aus dem Ziegelroder Wald ausgestellt. Die Auffindung selbst ist ein Krimi. Unbedingt die Information lesen! Diese geht ins Detail der verschiedenen Phasen der ungefähren siebenhundertjährigen Nutzung in der Späten Bronzezeit. Vor einiger Zeit sah ich eine Doko, dort wurde mitgeteilt das es um 1600 v. Chr. ein Vulkanausbruch gab. Vielleicht ist es die Zeit in der die Himmelscheibe niedergelegt wurde. Ist rein hypothetisch. Wie jeder weiß, gibt es durch Vulkanausbrüche Klimaveränderungen.
Hier sind auch die Ausgrabungzeichungen aus Leubingen von Prof. Dr. Klopfleisch ausgestellt. Das Grab der Fürsten von Leubingen ist in einer Miniaturversion ausgestellt.
http://www.praehistorische-archaeologie.de/wissen/die-bronzezeit/fruehe-bronzezeit/

Die erste Etage zeigt Ausgarbungsobjekte der Spätenbronze bis zur Eisenzeit. Unglaublich ist der ausgegrabene Altweg, fabelhaft das diese Leute den gleichen Weg nahmen, wie die ICE Trasse, die dort 2010 gebaut wurde. Bemerkenwert ist eigentlich alles, aber besonderst der siebentausend Jahre alte Brunnen aus Kyna, geschöpft wurde mit einem Beutel aus Rindenbast. Nachgwiesen sind in dieser Zeit Kanabis, Mohn und auch Alkohol wurde produziert.
Es folgen Schwerter, Urnen und Pferdebegräbnisse, sowie das Geschirr und sehr aufschlußsreiches zu Begräbnissen. Das es in dieser Zeit bunt zu ging, zeigen Reste einer bemahlten Hauswand. Eine winzige kleine Goldmünze (7,75 g) mit Keltisches Pferdesymbolik stammt aus dem 2. Jh v. Chr.

Die Römische Amtsstube ist i. M. der letzte Raum und zeigt viel spektakuläres. Die Römischen Münzen, entdeckt etwa aller 20 km, das entspricht etwa einen Tagesmarsch der Römischen Truppen.

Die Münzen v. o. n. u.

Silberner Legionsdenar, LEG XIV, 32/31 v. Chr.
Silberner Denar, 145-138 v. Chr.
Bronzener Quadrans
Bleiplombe, EVF Rasi SV, Fabrikant Rasinius
Silbermünze, germanische Nachprägung eines Augustus Denars, 4-12 AD
Hilfstruppengeld der Stämme im Thüringer Becken
Kupfer As 10-13 v. Chr. Kupfergeldgeschenk des Quinctilius Varus mit Gegenstempel VAR

Ein originales Militär Ringschwert, datiert Ende 2. Jh / erste Hälfte 3. Jh v. Chr , verschiedene Bronzekessel, Schmuck aus Profen, Grabbeigaben u.v.m.
sind dort ausgestellt. An den Wänden erkennt der interessierte Besucher die Geschichte von Drusus. Die Geschichte der Quadischen Prinzessin, die in das Gebiet der Hermanduren einheiratete, ist wiedergegeben. Auf einem Bärenfell verbrannt und mit außergewöhnlich modernen Goldschmuck begraben. In den Schubladen, hier ein Suebenkopfknauf, geben weitere Informationen.
Der letzte Raum wird wahrscheinlich ein bis zwei Jahren fertiggestellt, Zeitspanne etwa 180 AD bis zum 4. Jahrhundert AD. Objekte aus dem 1. und 2. Jh wurden schon, wie Insider berichten, ausgewählt und dafür braucht das Museum Geld! Also schön spenden.

Über zweihundert Schubladen mit Kartenmaterial und weiterführenden Informationen warten auf den Besucher. Wer alles lesen möchte braucht also Zeit!

Das Museum selbst wurde nach Plänen von Wilhelm Kreis, inspiriert vom Schwarzen Tor in Trier, gebaut. Erbaut 1911-13 und im Oktober 1918 eröffnet.
Die detailierte Bauplänen arbeiteten der damalige Direktor Reuß und Landsbaurat Ruprecht aus. Die Kollektion des Museums war zuerst in der Neuen Residenz untergebracht, 1819 gegründet.
Es ist das älteste, größte und umfangreichste Museum für Archäologie in Mitteleuropa.
Das Obergeschoß wurde von Paul Thiersch gestaltet. Diese Wandmalerei galt später als entartet und wurde übertüncht. Eine Interpredation aus der nordischen Mythologie, wie Kampf, Begräbis und Tanz. Die Fresken im ersten Obergeschoß sind ganz verschwunden, es zeigte u.a. die Weltesche Yggdrasil. Ab und an werden spezielle Führungen zu den Fresken und Paul Thiersch gegeben.

Mit der HAVAG Linie 7, die auch am Bahnhof hält, Hauptausgang nehmen, ist das Museum in etwa 20 min. bequem zu erreichen.
http://www.havag.com/
Fotografie, mit freundlicher Genehmigung des Landesmuseums für Vorgeschichte

Bürgerreporter:in:

Yvonne Rollert aus Halle

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