Wissenschaftler mit Bodenhaftung: Dr. Bernard Mittermaier bei „Menschen aus der Region“
Zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Menschen aus der Region“ konnte Walter Kaminski, Vorsitzender des Peterswörther Sprachrohr e.V. den gebürtigen Lauinger Dr. Bernhard Mittermaier im Bürgersaal Peterswörth begrüßen. Wir wollen mit Menschen, die aus unserer Region stammen, mit unterschiedlichen Berufs- und Lebenswegen, Talenten und Fähigkeiten, ins Gespräch kommen, erläuterte Kaminski kurz den Gedanken, der den Namen zu den Gesprächsabenden gab.
Zahlreiche Besucher erlebten eine kurzweilige, informative „Plauderstunde“ am Bistrotisch – auch wenn einige das Peterswörther Sofa vermissten – mit Dr. Bernhard Mittermaier. Sie lernten einen Wissenschaftler kennen, der noch immer in seiner Heimat verwurzelt ist. Die aktuelle Umfrage „Jugend“ des Bayerischen Rundfunks – „das gesellschaftliche Engagement ist sehr schwach ausgeprägt“ – diente Walter Kaminski als Einstiegfrage, geradezu auf Dr. Mittermaier zugeschnitten. Denn das bereits in seiner Jugendzeit beginnende ehrenamtliche Engagement bei Kolping hat ihn geprägt und war für das weitere Berufsleben, was sich erst später zeigen sollte, ein wichtiger Pluspunkt. Zudem müssten die Ergebnisse der Umfrage doch genauer betrachtet werden und wie es für einen Wissenschaftler gehört auch analysiert werden. Doch dann stand zunächst der berufliche Weg im Mittelpunkt. Herzerfrischend erzählte Mittermaier von seinen ersten chemischen Experimenten, die doch zu mancher „Explosion“ auf dem Schulhof führte und ihn zum Chemiestudium nach Ulm führten. Nicht ohne einen berechtigten Stolz erwähnte Mittermaier, dass er bereits mit seiner Diplomarbeit gewissermaßen Neuland in der Chemie beackerte. So war denn auch das Thema seiner Doktorarbeit 2001 „Spurenanalyse mittelflüchtiger Xenobiotika in der freien Atmosphäre“. Spannend erzählte Mittermaier von den Reisen und Versuchen, Grundlagen für seine Dissertation, an Bord des Forschungsschiffes „Polarstern“. Nachdem die meisten Besucher mit den chemischen Begriffen und der praktischen Anwendbarkeit nicht viel anfangen konnten, gelang es Dr. Mittermaier, für einen Wissenschaftler etwas außergewöhnlich, die Zusammenhänge für alle verständlich darzustellen. Von Ulm führte ihn dann der Weg nach Berlin und dann zum Forschungszentrum Jülich, wo er heute Leiter der Zentralbibliothek mit einem Millionen Euro Budget ist. Eine Aufgabe, die ihm übertrage wurde, obwohl er keine Erfahrung im wissenschaftlichen Bibliothekarswesen hatte, aber die im Ehrenamt erworbene Sozialkompetenz den Ausschlag gab. Der Wechsel in die Zentralbibliothek in Jülich bedeutete auch den Abschied von der chemischen Forschung, eine nicht einfache Entscheidung, aber man muss sich im Leben immer wieder entscheiden, man kann sich nicht davor drücken, unterstrich Dr. Mittermaier überzeugend seine Lebenseinstellung.
Wie stark Dr. Mittermaier über Jahrzehnte ehrenamtlich bei Kolping eingebunden war, wurde lebendig, als er von seinen vielfältigen Aufgaben erzählte und von seinem Arbeitsschwerpunkt Bio-Ethik berichtete. Und er ging dabei auf die spannende Frage ein, wo die Grenzen der Wissenschaft sind. „Ja, es muss für Wissenschaftler Grenzen der Forschung geben“, ohne dabei ausschließen zu können, dass es auch „schwarze“ Schafe gibt. Der Eingriff in die Schöpfung muss tabu sein, positionierte sich Dr. Mittermaier eindeutig. Bis in den Generalrat, dem obersten weltweiten Gremium von Kolping, führt ihn sein Ehrenamt. Jetzt trete er etwas kürzer und mache Platz, meinte er lächelnd, für das Kolping-Engagement seiner Frau. Sein Rat, seine Meinungen nicht nur bei Kolping stelle er weiter zur Verfügung und sind weiterhin gefragt.
Ja, ich – wir, seine Frau ist Mönchengladbacherin und war mit nach Peterswörth gekommen, könnten uns vorstellen, wieder in meine Heimat zurückzukehren. Dorthin, wo seine Familie, die für ihn im bisherigen Lebensweg von großer Bedeutung war, und seine Freunde sind.
Nach einer regen Publikumsfragerunde, bei der u.a. Fragen nach der Chemie in Umwelt, Ernährungsprodukten, Landwirtschaft – Stichwort genverändertes Saatgut – und Medizin angesprochen wurden, dankte Walter Kaminski, Vorsitzender des Peterswörther Sprachrohrs e.V., Dr. Bernhard Mittermaier, für den interessanten 1. Gesprächsabend bei „Menschen aus der Region“.
Abschließend ging Kaminski auf die grundlegende Idee ein, die hinter „Menschen aus der Region“ steckt. Das Peterswörther Sprachrohr, so der Vorsitzende, stellt sich eine Aktion, eine Initiative „Mentoren für Jugendliche“ im Landkreis Dillingen vor, und wir wollen sie gemeinsam auch mit anderen Organisationen und Institutionen weiter entwickeln. Dabei könnte das Potenzial, die Erfahrung, das Wissen, die Begabung, das Talent von Menschen aus der Region und in der Region genutzt werden. Sie könnten sich als Ansprechpartner, Begleiter, Ratgeber oder Türöffner für Jugendliche von heute und morgen zur Verfügung stellen. Ein Angebot für alle, von Menschen, die ihre Lebens- und Berufserfahrung weitergeben wollen. Spontan erklärte sich Dr. Bernhard Mittermaier bereit, bei diesem Projekt mitzumachen, und setzte damit ein Ausrufezeichen bei der gelungenen Premiere von „Menschen aus der Region“ im Bürgersaal Peterswörth.
Bürgerreporter:in:Walter Kaminski aus Dillingen |
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