„Es ist eine Ausnahmesituation. Machen Sie sich kein schlechtes Gewissen!“
„Machen Sie sich kein schlechtes Gewissen!“, rät Artur Geis von der KJF Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatung Günzburg allen Eltern, die in diesen Tagen ihre Kinder in den eigenen vier Wänden
beschäftigen und dabei dem Nachwuchs deutlich mehr Medien-Zeit zugestehen als vor der Corona-
Ausnahmezeit.
Der KJF Erziehungsberater berät Eltern derzeit telefonisch und auch online und berichtet, dass viele Mütter
und Väter die Mediennutzung ansprechen und nach dem richtigen Maß fragen. „Wir befinden uns derzeit in
einer komplett neuen Situation“, sagt Artur Geis dazu. Der Zeitrahmen, den Eltern im Moment mit eigener
Kinderbetreuung überbrücken, sei ein ganz anderer als im bisherigen Alltag. „Alle Eltern müssen jetzt einfach
schauen, wie sie alles am Laufen halten und verschiedene Dinge unter einen Hut bekommen.“ Darum ist es
aus Sicht des Erziehungsberaters klar, dass den Kindern jetzt mehr Zeit vor dem Fernseher, am Tablet oder
Handy zugestanden wird. Wichtig dabei: „Eltern sollten ganz deutlich sagen, dass aktuell eine
Ausnahmesituation herrscht und es deswegen in Ordnung ist, dass andere Regeln gelten.“
„Es geht jetzt darum, dass die Familie miteinander gut durch diese schwierige Zeit kommt“, betont der KJF
Erziehungsberater. „Ich erlebe in meinen Beratungen derzeit, dass viele Eltern überlastet sind, wenn sie zum
Beispiel selbst von zuhause aus arbeiten und parallel dazu ein oder zwei Schulkinder in der Heimbeschulung
und vielleicht noch ein Kindergartenkind zu betreuen haben.“ Kochen dabei die eigenen Emotionen hoch,
empfiehlt Artur Geis Müttern und Vätern dringend: „Bevor Sie ausrasten und die Kontrolle über ihr Handeln
verlieren, setzen Sie Ihr Kind lieber für eine begrenzte Zeit vor einen Film.“ Das sei absolut okay. Schließlich
fallen ja, so der Erziehungsberater, im Moment viele andere Beschäftigungsoptionen aus – etwa draußen
mit den Nachbarskindern zu spielen. Und dass jetzt plötzlich alle Kinder lernen, sich längere Zeit allein in ein
selbstständiges Spiel zu vertiefen, sei unrealistisch.
Der KJF Erziehungsberater gibt zu, dass es für Familien nicht einfach werden wird, dieses veränderte
Verhalten in der Mediennutzung nach der Corona-Zeit wieder rückgängig zu machen. „ Aber darum
kümmern wir uns dann, wenn es soweit ist.“
Tipps für die Mediennutzung in der Krise
Sprechen Sie mit Ihrem Kind den Zeitrahmen der Mediennutzung vorher ab. Zum Beispiel: Du darfst
jetzt solange einen Film oder deine Lieblingsserie anschauen, bis deine großen Geschwister mit
diesen Schularbeiten fertig sind. Oder: bis meine Telefonkonferenz vorbei ist. Danach machen wir
dann etwas anderes – zum Beispiel gemeinsam Obst für eine Zwischenmahlzeit schnippeln.
Wählen Sie Filme, Serien oder Spiele aus, die dem Alter und der Empfindsamkeit des Kindes
entsprechen. Das Kind sollte nur dann Dinge alleine sehen, wenn Eltern wissen, dass es damit gut
umgehen kann. Im Zweifelsfall sollten Sie zunächst gemeinsam etwas mit Ihrem Kind anschauen und
beobachten, wie dieses reagiert. Eltern können so abschätzen, wie mediale Inhalte wirken: Machen
sie dem Kind Angst, reagiert es sehr erregt oder hat es besonders viel Spaß?
Achten Sie auf Ihre Vorbildfunktion im Umgang mit Smartphones und Tablets. Schauen Eltern selbst
häufig zwischendurch aufs Smartphone, obwohl jetzt eigentlich gerade gemeinsam gegessen,
gelernt oder gespielt wird, wirkt das nachteilig. In diesen Situationen sollten Eltern ihrem Nachwuchs
soweit möglich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.
Denken Sie über Alternativen zur reinen Berieselung mittels Fernseher und Handy nach. Sie können
abwechseln und zum Beispiel Hörspiele anbieten oder eine Vorlesestunde via Videotelefonie mit den
Großeltern vereinbaren. Für Schulkinder gibt es auch Lern-Apps, die das Spielerische mit dem
aktuellen Schulstoff verbinden.
Krisentelefon der KJF Kinder- und Jugendhilfe Günzburg
Haben Sie Fragen zur Mediennutzung oder andere Probleme in der Familie? Für Eltern und Kinder in
schwierigen Situationen hat die KJF Kinder- und Jugendhilfe ihre Telefon- und Onlineberatung ausgeweitet.
Das Angebot ist kostenlos. Eltern erreichen die Experten von Montag bis Freitag jeweils zwischen 9.00 und
12.00 Uhr sowie zwischen 13.00 und 15.00 Uhr unter Tel. 08221/95401 und E-Mail eb.guenzburg@kjf-kjh.de.
Zusätzlich kann auch die anonyme Onlineberatung unter https://eltern.bke-beratung.de genutzt werden.
Bürgerreporter:in:Artur Geis aus Günzburg |
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