OPERNFESTSPIELE HEIDENHEIM STELLEN SICH DER GEGENWART -19.700 BESUCHER FANDEN „ZUFLUCHT“ IN OPER UND KONZERTEN
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ntendant Marcus Bosch hatte die Opernfestspiele Heidenheim 2018 mit dem Motto „Zuflucht“ überschrieben. „Aktuelles Weltgeschehen im Brennglas der Oper“ (Marcus Bosch): Regisseurin Helen Malkowsky und Regisseur Tobias Heyder brachten unterschiedliche Aspekte des Leitgedankens in ihren Inszenierungen von „Nabucco“ und „I Lombardi“ auf die Bühne im Rittersaal Schloss Hellenstein und im Festspielhaus CCH. Malkowsky zeigte, wie das Weltrepertoire-Stück „Nabucco“ im Licht aktueller politisch-medialer Auseinandersetzungen neu und persönlich erzählt werden kann. Heyder dagegen brachte das vergessene Juwel „I Lombardi“ mit Licht- und Personenregie und in kunstvollen Bildern auf die Bühne des Festspielhauses. Die Junge Oper Heidenheim - die dritte Heidenheimer Opernproduktion - ebnete mit ihrer Uraufführung von „Moses Entscheidung“ (Musik Sebastian Schwab, Libretto Kai Wessler, Regie Annika Nitsch) erneut Kindern und Familien den Weg zu Oper und Festspielthematik.
Die Festspiele erfreuen sich in dieser doppelten Verdi-Saison einer neuen Rekordzahl von 19.700 Besuchern bei einer Gesamtauslastung von 90%. Alle neun Vorstellungen von „Nabucco“ waren ausverkauft und zu 100% ausgelastet. „I Lombardi“ verzeichnete eine Auslastung von 73%. Die sinfonischen Konzerte als zweite Programmlinie der Festspiele konnten ebenfalls eine neue Höchstzahl von 3.900 Gäste erreichen (das bislang beste Festspieljahr 2015 zählte 3.300 Besucher). Die Junge Oper „Moses‘ Entscheidung“ wurde von 2.200 jungen Zuschauern gesehen.
Immer mehr ins Zentrum der Festspiele rückt die 2011 gegründete Cappella Aqueilla. In Fortsetzung des Beethoven-Projekts mit dem Label CPO kombinierte das Orchester der Opernfestspiele in seinem Gala-Konzert die 9. Sinfonie mit Entlegenem: eine brillante Version der Schauspielmusik „Die Ruinen von Athen“ (Sprecherin Sidonie von Krosigk) wurde vom Festspielpublikum bejubelt. Und die Presse attestierte den Verdi-Musikern um Marcus Bosch anlässlich von „I Lombardi“: „Ein sprechendes Orchester“ (concerti, Hamburg). „Publikumsliebling“ war erneut der stimmgewaltige und bühnenpräsente Tschechische Philharmonische Chor Brünn als Festspielchor. Und die Stuttgarter Philharmoniker zeigten sich in ihrer nunmehr 6. Heidenheimer Saison ungebrochen souverän und spielfreudig in ihrer Rolle als Festspielorchester. Auch die Konzertprogramme transportierten das Thema „Zuflucht“, etwa mit dem Klarinettenkonzert des türkischen Bürgerrechtlers und Komponisten Fazıl Say beim Eröffnungskonzert am 24.6. mit der Staatsphilharmonie Nürnberg und Reto Bieri unter Josep Caballé-Domenech. Weitere Formate waren wie in den Vorjahren „OH! im Kloster“, „Quartett im Schloss“, „Blauer Abend“, das Picknick „Schlossbergtafel“ oder die Reihe „Jazzfrühstück“. Erstmals besprach das „Quartett der Kritiker“ um Eleonore Büning vom „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ Aufnahmen von „I Lombardi“ vor aufmerksamem Publikum. Der Anknüpfungspunkt: Der Heidenheimer Premieren-Mitschnitt von Verdis „Vierter“ wird vom Deutschlandfunk Kultur am 11. August 2018, 19.05 Uhr ausgestrahlt und setzt als CD-Veröffentlichung die Verdi-Reihe der Opernfestspiele bei Coviello Classics fort. Marcus Bosch zieht zufriedene Bilanz: „Eine Festspielsaison - so wundervoll und zugleich aufregend wie nie!“ Und meint Kunst, Publikumsgunst - und nicht zuletzt das Wetter. Gebeutelt
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von labilen Wetterlagen musste die Festspielleitung erstmals in 54 Jahren Festspielgeschichte eine Vorstellung von „Nabucco“ kurzfristig abgesagen, die 860 BesucherInnen sind in der Gesamtzahl 19.700 nicht gezählt und erhielten den vollen Kaufpreis erstattet. Matthias Jochner, Verwaltungschef der Opernfestspiele: „Das Wetter ist heute offenbar selbst für die Profis immer schwerer einzuschätzen. Wir werden das zusammen mit allen Fachleuten in Ruhe und akribisch auswerten. Maximale Flexibilität im Wechsel zwischen unseren beiden wunderbaren Spielstätten - das ist das Ziel!“
Opern und große Konzerte der Heidenheimer Festspielsaison 2019 sind bereits Vorverkauf: Tschaikowskis „Pique Dame“ (Premiere 5.7.2019) und Verdis „Ernani“ (Premiere 18.7.2019) stehen im Zentrum. Das Gesamtprogramm wird im Herbst 2018 veröffentlich
Bürgerreporter:in:Thomas Rank aus Günzburg |
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