Erzbischof Marx dirigiert Günzburger Musikvereine in Rom- Stadtkapelle und camerata vocale gestalteten Fronleichnamsfest in den Vatikanischen Gärten
Die Fronleichnamsprozession durch die Vatikanischen Gärten in Rom gehört zu den Höhepunkten im katholischen Kirchenjahr. Sie mitzugestalten ist jedes Jahr nur einer Handvoll Musikgruppen aus dem Ausland vergönnt. Am vergangenen Wochenende durften sich gleich zwei Musikvereine aus Günzburg über ihre Teilnahme freuen: Die Stadtkapelle Günzburg und der Chor camerata vocale begleiteten gemeinsam mit der Chorschule des St. Thomas-Gymnasiums Wettenhausen und dessen italienischem Partnerchor das Fronleichnamsfest des Campo Santo Teutonico, der deutschsprachigen Enklave im Vatikan, wie die Stadt Günzburg in einer Pressemitteilung informiert.
Die Fronleichnams-Prozession im Vatikan findet immer am Samstag nach Fronleichnam statt. Sie führt durch die Vatikanischen Gärten vorbei am Gästehaus Santa Maria, dem Wohnort von Papst Franziskus, und auch vorbei am Kloster Mater Ecclesiae, dem auf einem Hügel gelegenen Altersruhesitz des emeritierten Papstes Benedikt XVI. mit herrlichem Blick auf den Petersdom und auch auf die Sixtinische Kapelle.
Intensive Vorbereitungen und Planungen gingen dem großen Auftritt in Rom voraus – Gesamtleiter Jürgen Rettenmaier flog etwa schon 2014 zur Prozession nach Rom, um sich vor Ort ein Bild zu machen –, ehe die rund 130 Musiker in der Nacht auf Fronleichnam in die ewige Stadt am Tiber reisten. Den viertägigen Aufenthalt hatten die Musikerinnen und Musiker selbst organisiert, die Stadtverwaltung hatte die außergewöhnliche Fahrt finanziell unterstützt.
Unterstützung erfuhren die Musikgruppen aber auch auf ideelle Weise: Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und Kulturreferent Stefan Baisch sowie eine fast 40-köpfige Pilgergruppe reisten ebenfalls nach Rom, um die Musiker zu ihren Konzerten zu begleiten. Außerdem halfen der OB, Stefan Baisch und Wallfahrtspfarrer Gottfried Fellner der ehemaligen Vorsitzenden der camerata vocale Lisa Lutz bei den Vorbereitungen zur Agape. Für den Abschluss des Fronleichnamsfestes war jede Musikgruppe gebeten worden, ein typisches Gericht aus der Heimat zu servieren. „Wir steuerten mehrere Kilo Fleischkäse und Bier bei“, berichtet der Erste Vorsitzende der Stadtkapelle, Michael Hartl. Lisa Lutz hatte im Vorfeld für die nötigen Einfahrtsbedingungen der Busse in den Vatikan gesorgt.
Bei der Fronleichnamsfeier, dem Corpus Christi, durften die Musiker dann die Volksgesänge musikalisch begleiten. Hierfür wurden sowohl vom Chorleiter Jürgen Rettenmaier als auch dem Pianisten Thomas Hechinger zwei Kirchenlieder neu arrangiert und auf den Chor und die Stadtkapelle zugeschnitten. Zelebriert wurde die Heilige Messe bei der Lourdes-Grotte vom Deutschen Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München
und Freising sowie Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Aber auch zahlreiche weitere prominente Würdenträger wie Erzbischof Georg Gänswein, der Privatsekretär von
Papst Franziskus und seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI., nahmen an dem Corpus Christi teil.
„Das Corpus Christi war schon ein sehr beeindruckendes Erlebnis”, schwärmt Vorsitzender Michael Hartl. Die Prozession durch die Gärten sei beeindruckend, die Musik- und Wortbeiträge sehr ergreifend gewesen. „Zudem wurde jeweils einem Musiker einer Kapelle die Ehre zuteil, die Fürbitten zu verlesen”, berichtet Michael Hartl. Für die
Stadtkapelle übernahm diese Aufgabe Monika Klaiber aus Günzburg.
Abgesehen vom großen Auftritt im Vatikan, den Lisa Lutz organisiert hatte, absolvierten die Musikgruppen verschiedene Konzerte inmitten der wunderschönen historischen Altstadt. Bereits am Donnerstag trat die camerata vocale gemeinsam mit der Chorschule des St.-Thomas-Gymnasiums aus Wettenhausen bei einem Chorkonzert im Pantheon auf.
Die Chorschule in Begleitung von Italienisch-Lehrer Günther Besold, Chorleiter Jürgen Rettenmaier und Schuldirektor Albert Reile war bereits in der Vorwoche nach Italien gereist, um gemeinsam mit ihrem Partnerchor aus Verona zu proben.
Am Freitag übernahmen die beiden Chöre gemeinsam mit dem Partnerchor außerdem noch die Gestaltung der Abendmesse in der Kirche Santa Maria dell' Anima, der Deutschsprachigen Katholischen Gemeinde in Rom, und gaben danach im Innenhof San Salvatore in Lauro geistliche und weltliche Lieblingsstücke Ihres Chorrepertoires zum
Besten. Vor Ihrer Abreise am Sonntag gestalteten die Chöre noch die Sonntagsmesse in der Kirche St. Maria di Trastevere, welche vom Wallfahrtspfarrer Monsignore Gotfried Fellner mitzelebriert wurde.
Die Stadtkapelle nutzte die Möglichkeit, zusammen mit weiteren Kapellen und
Spielmannszügen eine Messe im Petersdom zu umrahmen und im Anschluss gemeinsam mit den Kapellen aus dem Petersdom auszuziehen und über den Petersplatz auf den Piazza del’Sant Uffizio zu marschieren. Zudem gab die Kapelle nach der Fronleichnamsprozession ein Platzkonzert im Vatikan, das spontan von Erzbischof Reinhard Kardinal Marx dirigiert wurde. „Ein absolutes Highlight für uns“, so Hartl. „Wir sind völlig überwältigt von den zahlreichen Eindrücken und der wahnsinnigen Wärme, mit der wir in Rom empfangen wurden”, sagt Michael Hartl. „An solch wunderschönen und außergewöhnlichen Auftrittsorten Konzerte zu geben ist schon etwas
ganz Besonderes“, bekräftigt auch Petra Fischer, Vorsitzende der camerata vocale. „Durch die gute Vorbereitung aller Beteiligten und die musikalische Führung durch Gesamtleiter Jürgen Rettenmaier und Stadtkapellmeister Lukas Weiss konnte sich die Stadt Günzburg in Rom bestens präsentieren.” Besonders erfreulich: Sowohl die Stadtkapelle als auch die
camerata vocale sind bereits von Monsignore Gottfried Fellner eingeladen worden, einen Festgottesdienst in der Wieskirche musikalisch zu begleiten. „Das ist eine tolle Bestätigung für uns“, freut sich Hartl.
Auch Oberbürgermeister Gerhard Jauernig zeigte sich nach der Romreise begeistert.
„Unseren zwei Günzburger Vereinen wurde eine ganz besondere Ehre zuteil, die sie nur mit viel Engagement und Herzblut bewerkstelligen konnten.” Die Reise in den Kirchenstaat stelle eine besondere musikalische Herausforderung dar, so Jauernig.
Gefragt seien dem Anlass entsprechend getragene Prozessionsmärsche, die auf Grund des langsamen Tempos und der musikalischen Vielfalt vergleichsweise schwierig zu erarbeiten
sind. „Unsere Vereine haben die Stadt Günzburg in Rom sehr professionell und überaus würdevoll vertreten”, lobte der Rathauschef.
Bürgerreporter:in:Thomas Rank aus Günzburg |
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