Eine Tradition in der Heiligen Nacht- Brauch lockt in Villingen viele Hunderte um Mitternacht auf die Straße
/Villingen-Schwenningen: Während die Meisten in der Heiligen Nacht eher zu Hause bleiben, oder in die Christmette gehen, gibt es in der Schwarzwälder Stadt Villingen- Schwenningen einen Jahrhunderte alten Brauch, der mehrere Hundert Bürger Jahr für Jahr auf die Straße lockt. Der Villinger Kuhreihen. Was steckt dahinter, was hat es damit aufsich. Ich habe hier über die Tradition und den Hintergrund einiges zusammengefasst.
Die Pest war es, die im Südwesten Deutschlands wütete. Damals gelobten die Villinger für den Fall, daß ihre Viehbestände verschont bleiben würden, alljährlich in der Heiligen Nacht an besonders ausgezeichneten Orten ihrer Stadt den Kuhrei(g)en zu blasen. Der Viehbestand war damals der lebende Besitz, der Wohl und Wehe bewirkt. Die Vorsteher der einzelnen Bezirke waren die Hirtenmeister. Jederr Strich hatte einen eigenen Hirten ( Herter) und jeder sammelte sein ihm anvertrautes Vieh mit einem eigenen Hornruf. Das Herterhorn gab dem Träger dabei ein gewichtiges Ansehen und wurde meist von den Hertern selbst aus Birkenrinde in einer durchschnittlichen Länge von ca. 1,5 Metern hergestellt. Ein einziges Stück aus der letzten Zeit des Weidegangs ist aus der Familie des letzten Herters erhalten und befindet sich in der Städtischen Sammlung, von wo es zum Weihnachtsruf geholt werden durfte.
Die gegenwärtige Gestaltung des Kuhrei(g)ens soll auf ein Gelöbnis bei der Errettung einer Viehseuche im Jahr 1765 zurückgehen. Die einsichtige Bewohner errichteten in der Nähe des Friedhofs Notställe, wohin sie das Vieh in " Quarantäne" schickten. So konnte damals der Seuche einhalt geboten werden.
Die Melodie wurde vom Herter an die fünfzig Mal an jedem Heiligen Abend geblasen. Er begann beim Friedhof etwa um 22.30 Uhr um der Toten zu Gedenken.
In neuerer Zeit, da die Stadt- und Bürgerwehrmusik den Brauch weiterträgt versammeln sich die Msuiker am Altersheim dann geht es dan das ehemalige Tor in der Niederen Straße an die noch drei erhaltenen Stadttore , dann zum Marktplatz wo vor zahlreichen Zuhörern nach dem letzten Glockenschlag von der Stadtmusik der Engelsreih(g)en " Es kam die gnadenvolle Nacht" sowie " Stille Nacht, Heilige " Nacht" geblasen werden. Dabei klingt der Kuhreihen auf dem nach altem Vorbild rekonstruierten und ehemaligem Vorsitzenden der Stadtmusik, Gerhard Hirt, gestifteten Herterhorn.
Heutezutage wird neben dem Altersheim noch im Krankenhaus der Brauch gespielt.
Heute fällt es schwer zu erahnen, warum die Villinger einst durch verhältnismäßig einfache Hornklänge ihrem Retter danken wollten und nicht wie andernorts, durch die Stiftung einer Kirche, Kapelle oder dergl. Wahrscheinlich waren aber die Franziskaner von einst sich der geheimnisvollen Kraft der Musik wohl bewußt, die zwischen den verschiedensten Weltanschauungen im realen Diesseits sowie dem geglaubten Jenseits der Welt Gottes zu vermitteln mag.
Bürgerreporter:in:Thomas Rank aus Günzburg |
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