Wir machen Pop-Schlager - Ein Interview mit dem Schlagerduo
Das Schlagerduo „Wilde Herzen“ aus Burgau sorgt bundesweit für Furore. Schon seit vielen Jahren stehen Michael Fischer (23) und Andreas Hammerschmidt (34) gemeinsam auf der Bühne und lassen die Herzen der Schlagerfans in der Region, aber auch im Ausland höher schlagen. Nach den Alben „Verrückt nach Dir“ (2003) und „Absolut Liebe“ (2004) wollen die beiden Künstler mit der 2006 veröffentlichten CD „Samstag Nacht“ so richtig durchstarten. Unser Redakteur Joachim Meyer sprach mit den Musikern über Grundanforderungen an einen „guten Schlager“, ihr Verhältnis zur „Neuen Deutschen Welle“, die aktuelle Renaissance des deutschen Schlagers und die „Heile-Welt-Ideologie“ der Volksmusikbranche.
günzburger: Michael, Andreas, volkstümliche Musik, volkstümlicher Schlager, Volksmusik, Schlager - Wo würdet Ihr Euch auf dieser Skala einordnen?
Andreas Hammerschmidt: Ich würde einen neuen Begriff vorschlagen: deutscher Pop-Schlager. Grundsätzlich gilt aber: Derartige Etikettierungen sind wenig hilfreich, um die Musik, die wir praktizieren, angemessen zu beschreiben.
Michael Fischer: Unsere Musik ist zwischen Schlager und Pop anzusiedeln. Wir sprechen mit den Songs sowohl jüngere als auch ältere Menschen an.
günzburger: Was zeichnet aus Eurer Sicht einen guten Schlager aus? Welche Grundanforderungen muss ein echter Gassenhauer mitbringen?
Michael Fischer: Ein richtiger Ohrwurm muss - wie der Name schon sagt - „im Ohr hängen bleiben“...
Andreas Hammerschmidt: ...und sollte einen guten Text bzw. einen eingängigen Refrain enthalten. Dazu muss eine passende Melodie gefunden werden. In Bezug auf die Songtexte würde ich sagen, dass kurze, knackige Liedtexte häufig besser sind als allzu lange, aufgeblähte.
günzburger: In den 1980er Jahren erlebte der deutsche Schlager mit frechen, anspruchsvollen Texten und eingängigen Melodien eine wahre Hochphase. Sogar international schafften es einige Songs auf die vorderen Chart-Plätze. In den letzten Jahren wurden wieder vermehrt Hits der so genannten „Neuen Deutschen Welle“ im Radio gespielt und Künstler bzw. Bands wie Nena, „Die Spider Murphy Gang“ oder „Die Münchner Freiheit“ feierten viel umjubelte Comebacks. Welches Verhältnis habt Ihr zu dieser Epoche deutscher Musikgeschichte?
Andreas Hammerschmidt: Die von Ihnen genannten Künstler stehen zweifellos für hohe musikalische Qualität. Die Bands der Neuen Deutschen Welle zeichneten sich durch zeitkritische Texte und eingängige Melodien aus. In diesem Zusammenhang würde ich auch Falco nennen, der es international ganz weit nach oben schaffte. Auch die Songs der „Münchner Freiheit“ gehören zum Besten, was der deutsche Schlager zu bieten hat. Wir verstehen uns durchaus in der Traditionslinie dieser Epoche.
Michael Fischer: Wobei ich ergänzen darf: Wir versuchen schon einen eigenen Musikstil zu entwickeln, der unverwechselbar ist und einen hohen Wiedererkennungswert hat.
günzburger: Worauf führt Ihr die aktuelle Renaissance des deutschen Schlagers zurück? Gibt es so etwas wie eine Sehnsucht nach eingängigen Melodien, nach ehrlicher Musik?
Michael Fischer: Den Erfolg des deutschen Schlagers bzw. die Renaissance der Neuen Deutschen Welle führe ich darauf zurück, dass die meisten Leute die Lieder bereits kennen. Das ist schon
die halbe Miete. Dann wird das alt bewährte, gute Ausgangsprodukt mittels neuer Arrangements aufgepeppt und veredelt. Ein neuer Sound kommt hinzu und schon hat man den „wiederbelebten“, perfekten Schlager.
günzburger: Die Schlager-Texte drehen sich überwiegend um Herz,
Schmerz und Liebe. Themen wie AIDS, Völkermorde, Bürgerkriege, Verbreitung von Massenvernichtungswaffen oder die Ausbeutung der Entwicklungsländer durch die Industrienationen bleiben weitgehend ausgeblendet. Kritiker sprechen voneiner „verlogenen heilen Volksmusik- bzw. Schlagerwelt“, die zwischen Alpenglühen, Almenrausch und Edelweiß angesiedelt sei. Mit der Wirklichkeit habe dieses Konstrukt allenfalls am Rande zu tun. Was haltet Ihr derartig kritischen Einwänden
entgegen?
Michael Fischer: Da muss ich energisch widersprechen. Wir sprechen in unseren Liedtexten durchaus brisante Themen wie „Fremdgehen“ oder „Eifersucht“ an. Von einer Ausblendung der Wirklichkeit bzw. der Propagierung einer „Heilen-Welt-Ideologie“ kann aus meiner Sicht keine Rede sein. Außerdem sind wir immer authentisch: auf der Bühne und hinter der Bühne. Wir bewegen uns nicht in einer „Scheinwelt“.
günzburger: Wie sehen Eure nächsten Wochen und Monate aus? Welche
Auftritt sind geplant?
Andreas Hammerschmidt: Besonders möchte ich auf die Schlagernacht 2006 am 7. Oktober hinweisen. Sie beginnt um 20:00 Uhr in der Günzhalle. Mit dabei sind der „Fernando-Express“, Schlagerstar Pierre Mertien, Elvis-Imitator Bernie Bennings und natürlich die „Wilden Herzen“. Am 5. August sind wir in Gunzenhausen beim Seefest und am 11. August in Niederstotzingen beim Hoffest. Außerdem sind wir häufig auf Bayern 1 zu hören.
günzburger: Michael, Andreas, vielen Dank für dieses Gespräch.
Interview: Joachim Meyer Bilder: Bernd Aue u. privat
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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