"Trotz Wirtschaftskrise ist die Kaufkraft ungebrochen" - Interview mit Günzburgs neuer Wirtschaftsbeauftragten Natascha Lutzig

Susanne Ganser von der Wirtschaftsvereinigung Günzburg e.V. und die städtische Wirtschaftsbeauftragte Natascha Lutzig (rechts) stellen gemeinsam das Programm der diesjährigen Günzburger SterneNacht vor. (Foto: Sabrina Schmidt)
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  • Susanne Ganser von der Wirtschaftsvereinigung Günzburg e.V. und die städtische Wirtschaftsbeauftragte Natascha Lutzig (rechts) stellen gemeinsam das Programm der diesjährigen Günzburger SterneNacht vor. (Foto: Sabrina Schmidt)
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mh bayern: Frau Lutzig, Sie sind die Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Günzburg. Können Sie uns kurz Ihr Aufgabengebiet beschreiben? In welchen Bereichen möchten Sie im nächsten Jahr verstärkt Akzente setzen?

Natascha Lutzig: Seit August bin ich im Rahmen einer Elternzeitvertretung als Wirtschaftsbeauftragte und Leiterin des Bereichs Grundstücksverkehr bei der Stadt Günzburg beschäftigt. Mein Aufgabengebiet ist es, den Wirtschaftsstandort Günzburg in enger Kooperation mit Oberbürgermeister Gerhard Jauernig weiter zu stärken, heimische Unternehmen bei ihren Expansionsbestrebungen zu unterstützen und neue Firmen anzusiedeln. Auch im Jahr 2013 werden wir die weitere Belebung der Günzburger Innenstadt im Hauptfokus haben und zusammen mit der Wirtschaft Ideen umsetzen.

mh bayern: Andere Kleinstädte in Schwaben locken mit langen Einkaufsnächten ihre Kunden in die Stadt. Großer Beliebtheit erfreuen sich im Allgemeinen auch Rabattkarten. Mit welchen Aktionen trägt die Servicestelle Wirtschaft.Information.Recht. zur Kundenbindung in Günzburg bei?

Natascha Lutzig: Bereits zum fünften Mal organisiert die Servicestelle W.I.R. in Zusammenarbeit mit der örtlichen Wirtschaft am 7. Dezember 2012 die SterneNacht in der Innenstadt, bei der in stilvollem Ambiente bis 22 Uhr nach Lust und Laune geshoppt werden konnte. Zahlreiche Akteure wie Musikgruppen und Vereine, Fackelshows und das Lichterlabyrinth machen die SterneNacht, die Teil der Günzburger Altstadtweihnacht ist, zu einem kulturellen Event. Es kamen vielen Besucher, sodass wir dadurch den innerstädtischen Handel unterstützten. Darüber hinaus hat die Stadt einige Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der örtlichen Wirtschaft initiiert, wie beispielsweise die Familienkarte, bei der Günzburger Familien in verschiedenen Geschäften und Institutionen Vergünstigungen erhalten. Durch Angebote wie Handy-Parken, kostenloses Parken an den Adventssamstagen, Neubürger-Scheckheft, eine Günzburg-App, Kinderstadtplan sowie eine Kinderstadtrallye, bei der die Kinder auf spielerische Weise Günzburg entdecken können, aber auch die „Nette Toilette“ wollen wir die Menschen mit unserer schönen Einkaufsstadt verbinden. Das ist natürlich nur ein kleiner Einblick in unsere Bemühungen, aber Sie können sehen, dass wir das Einkaufserlebnis unserer BürgerInnen und BesucherInnen angenehm begleiten wollen.

mh bayern: In diesem Jahr wurde eine Einzelhandelsuntersuchung durchgeführt. Welche Stärken und Schwächen des Günzburger Einzelhandels traten dabei zutage? Welche Maßnahmen resultieren aus den Ergebnissen?

Natascha Lutzig: Wir haben eine sehr gute Ausstattung in allen Sortimenten und mit über 80.000 Quadratmetern eine hohe Verkaufsfläche sowie einen hohen Zentralitätswert. Allerdings haben wir im Gewerbegebiet Ulmer Straße auf die Quadratmeter umgelegt so viel Handelsflächen wie in der Innenstadt, nämlich jeweils zirka. 22.000 Quadratmeter. Wir müssen zukünftig solche dezentralen Entwicklungen vermeiden und die Innenstadt als Handelsstandort forcieren. Pro Einwohner können wir 4,2 Quadratmeter Verkaufsfläche vorweisen. Das ist ein Spitzenwert, doch bei der qualitativen Betrachtung zeigt sich leider eine Discounterlastigkeit. Das bedeutet, dass wir die Qualität unseres Einzelhandels verbessern müssen – und zwar zentral in unserer Innenstadt, um nicht weiter großflächige Entwicklungen „auf der grünen Wiese“ zuzulassen. Das Einzelhandelskonzept bietet uns hier eine Richtschnur, die Investitionssicherheit zugunsten der Innenstadt ermöglicht.

mh bayern: Günzburg bekommt im nächsten Jahr einen Citymanager. Welche Aufgabengebiete übernimmt der/die Manager/in und welche Ziele sollen erreicht werden? Können Sie uns schon etwas über den/die neue/n Kollegen verraten?

Natascha Lutzig: Das Programm „Aktive Zentren - Leben findet Innenstadt“ setzt im Rahmen der Städtebauförderung verstärkt auf die Kooperation mit den Privaten und der lokalen Wirtschaft. Diese Kooperation soll sowohl organisatorisch als auch finanziell mit Leben erfüllt werden. Stadt, Wirtschaft und Private werden einen Projektfond finanzieren, aus dem Maßnahmen zur Attraktivierung der Innenstadt finanziert werden. In einer gemeinsamen Lenkungsgruppe werden wir die Probleme und Projekte der Innenstadt angehen und durch einen Manager koordinieren lassen. Eine bestimmte Person steht jedoch noch nicht fest.

mh bayern: Günzburg wurde in das Städtebauförderprogramm „Aktive Zentren“ aufgenommen. Können Sie uns das Programm, seine Aufgaben und die damit verbunden Wünsche und Hoffnungen kurz darlegen?

Natascha Lutzig: Der Citymanager ist gleichzeitig Projektmanager unseres Förderprogramms und agiert im Rahmen „Aktive Zentren“. Seine Aufgabe ist es, den Prozess zu koordinieren, den Standort Innenstadt weiterzuentwickeln und im Rahmen des Projektfonds Citymarketing zu betreiben. Derzeit diskutieren wir, ob wir uns einer Agentur bedienen oder besser eine einzelne Person unter Vertrag nehmen. Wir wollen im Rahmen der Förderperiode eine langfristige Finanzierung und Organisationsstruktur für das Thema Citymanagement finden und auf die Beine stellen, so dass wir über diese Anschubfinanzierung eine Lösung für diese spannende Herausforderung finden.

mh bayern: „Die Wirtschaft in der Region bleibt optimistisch“, so Hermann Hutter, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Günzburg im Juni. Welche Bilanz ziehen die Günzburger Einzelhändler für 2012? Ist die Stimmung für das kommende Jahr optimistisch?

Natascha Lutzig: Günzburg und die Wirtschaft mit ihren Einzelhändlern sind nach wie vor gut aufgestellt. Trotz Wirtschaftskrise ist die Kaufkraft ungebrochen.

mh bayern: Wie ist es um die Ausbildungssituation in Günzburg bestellt? Sind Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen deckungsgleich und wie sind die Rückmeldungen der Günzburger Gewerbetreibenden?

Natascha Lutzig: Die Günzburger Unternehmen setzen verstärkt auf die eigene Ausbildung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Nichtsdestotrotz macht der demografische Wandel auch vor Günzburg nicht halt und es herrschte in diesem Jahr ein leichter Angebotsüberhang auf dem Ausbildungsmarkt.

mh bayern: Seit zehn Jahren gibt es das Legoland in Günzburg. Inwiefern spielt der Touristenmagnet eine Rolle für den Günzburger Einzelhandel?

Natascha Lutzig: In den letzten zehn Jahren haben sich die Gästezahlen in Günzburg beinahe vervierfacht. Lagen wir im Jahr 2001 - vor der LEGOLAND-Eröffnung - bei rund 36.000 Gästeankünften, so waren im Jahr 2011 mehr als 103.000 Gästeankünfte zu verzeichnen. Und auch bei den Übernachtungszahlen hat Günzburg seit LEGOLAND natürlich profitiert. Mittlerweile übernachten jährlich fast 170.000 Gäste in Günzburg. Natürlich profitiert davon auch der Einzelhandel, weil viele Gäste auch in die Günzburger Innenstadt kommen und dort auch einkaufen oder essen gehen.

mh bayern: Wenn Sie Günzburg mit anderen Städten vergleichbarer Größenordnung in Schwaben vergleichen: Was hat Günzburg anderen Städten voraus und was kann Günzburg von anderen Kommunen noch lernen?

Natascha Lutzig: Günzburg kommt die sehr gute Verkehrsanbindung zur A8 und den beiden Bundesstraßen B 10 und B 16 zugute. Auch beim Schienennetz ist unsere Stadt mit IC und teilweise ICE-Anbindung wichtigster Bahnhaltepunkt zwischen Ulm und Augsburg bzw. Regensburg. Günzburg kann neben attraktiven Gewerbegebieten einen hervorragenden Branchenmix präsentieren, der in seiner Flexibilität herausragend ist. Außerdem bieten wir mit unserem breit aufgestellten kulturellen Angebot, das Veranstaltungen wie den dreimonatigem Kultursommer, die SterneNacht, die mehrtägige Altstadtweihnacht oder etwa das Guntiafest umfasst, Besuchern und Bewohnern immer wieder neue Anreize. Solche Angebote versuchen wir natürlich stets auszuweiten. Wir arbeiten auf unterschiedlichsten Fachebenen und natürlich im Städte- und Gemeindetag mit anderen bayerischen Kommunen zusammen und erhalten natürlich so wertvolle Impulse für unsere Arbeit. Offen für Neues zu bleiben, ist deshalb für mich der Schlüssel zur Weiterentwicklung. Das gilt auch für unsere Arbeit in der Servicestelle W.I.R.

mh bayern: Frau Lutzig, ich danke Ihnen für das Interview.

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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