Kürbisgeister verkünden Halloween

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Wenn in Günzburg Kinder von Tür zu Tür gehen, wissen die Leute gar nicht so recht, was die Kleinen wollen. Halloween, ein wichtiges Volksfest in den USA, schwappte in den letzten Jahren zu uns herüber und nun schwimmen wir auf seiner Welle mit, das Fest stark kommerzialisiert und verändert.

Als ich 1976 das erste Mal in den Vereinigten Staaten lebte, lernte ich die Gebräuche dort kennen. Für die Amerikaner eine selbstverständliche Sitte, für mich eine eher befremdliche Angelegenheit. Mir widerstrebten nicht nur die Massen ungesunder Süßigkeiten für die Kinder, sondern auch das „Trick or Treat“.
„Wenn du mir nichts gibst, tue ich dir was Böses an“. Mancherlei Geschichten kursierten von Häusern mit verschlossenen Türen, die über und über mit Rasierschaum oder Farbe besprüht wurden. Unfreundliche Menschen rächten sich, indem sie die Süßigkeiten „höllisch“ präparierten. Als ich dann in den frühen 80iger Jahren mit meiner wachsenden Kinderschar wieder in Kalifornien lebte, hatte sich meine Meinung nicht groß geändert.

Manipuliert
Die werbewirksame Einschleusung der amerikanischen Halloween-Sitten in den letzten Jahren als Fest parallel zu unseren eigenen Bräuchen in Deutschland beobachtete ich eher befremdet. Wir haben uns vom Kommerz einen Halloween-Mitmachzwang aufdrücken lassen. Unsere Kinder wissen heute Bescheid über Halloween, aber haben vergessen, was z.B. unser „Erntedank“ bedeutet. Unsere eigenen schönen Sitten versinken in Dunkelheit, ausgetauscht gegen eine orangegelbe Plastik-Halloweenschwemme. Halloweenparties werden gefeiert, man braucht plötzlich „Faschings-„Geisterkleidung im Oktober, billige Keramikkürbisteelichter, Fratzenleuchten und Geisterlichter-ketten, alles wunderbar global "Made in China".

Rübengeister
Ich erinnere mich gerne an die „Rübengeister“, die wir als Kinder schnitzten und ins Fenster stellten. Die ausgehöhlten Zuckerrüben verströmten beim Verbrennen einer Kerze (Teelichter gab es damals noch nicht) den ihnen eigenen, würzigen Geruch. Meine Großmutter saß im Oktober vor ihrem „riesigen“ Rübengeist und schmunzelte über uns faszinierte kleine Angsthasen. Er war so schaurig schön, dass wir nicht wegschauen konnten, uns aber auch nicht näher hin trauten. Großmutters „Geist“ strahlte mit seinen eckigen Zähnen, den finsteren Augen und seiner Größe einen besonderen Zauber aus.

Kürbiskompromiss – Jack O'Latern
Meinen ersten wirklichen Kompromiss mit Halloween und den mittlerweile so beliebten Kürbissen schloss ich letztes Jahr, als sich in Reisensburg ein neues Schnitztalent offenbarte. Anstatt einer Rübe höhlte mein Mann einen Hokaidokürbis aus und schnitzte ihm ein fantasievolles schöngrässliches Gesicht. Nicht zufrieden suchte er im Internet nach Schnitzvorlagen und legte richtig los. Abend für Abend bis zum Ellenbogen im Bauch eines Kürbisses, höhlte und schnitzte er und plazierte seine Kunstwerke rund ums Haus. Für eine kurze Weile leuchteten sie orangegelb und versprühten den Charme des Geheimnisvollen, bis sie von der modrigen Vergänglichkeit entführt wurden. Das verwöhnte Auge verlangte nach mehr und er kreierte immer schönere Kürbisgeister.

Ich musste zugeben, dass mir die Kunstwerke imponierten und ihr Reiz mich faszinierte. Deshalb unterstützte ich ihn bei seiner Arbeit. Wir suchten nach dem passenden, perfekt runden Kürbis und unser kleiner Garten war voll mit kleinen und großen Nachbarn, die dem Schnitzer beim Werkeln zuschauten und das schaurige Ergebnis bewunderten.

Wir hielten diese kunstvolle Vergänglichkeit letztes Jahr mit unserer Kamera fest und wollen heute mit den Bildern ein wenig auf die dunkle Jahreszeit einstimmen und zum Nachmachen anregen. Ein Spaß für Eltern und Kinder, der „fast“ nichts kostet und vielen Nachbarn Freude bereitet.

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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