Brokeback Mountain - kein schwuler Film!
Der Western „Brokeback Mountain“ von Regisseur Ang Lee aus Taiwan über zwei homosexuelle Cowboys hat in den USA für Furore gesorgt. Man durfte gespannt sein, was einen als Zuschauer beim Filmstart letzten Donnerstag erwarten würde. Eines gleich vorweg: Der Film war keineswegs „schwul“, um es passend in der Sprache der Jugend auszudrücken, sondern eine wunderbare Geschichte über zwei Menschen, die glauben nicht leben zu können, was sie sind.
Die Geschichte ist bekannt: Zwei junge Männer, die die Natur und die Einsamkeit in der Wildnis lieben, treffen für einen Job (Schafe hüten) aufeinander, verlieben sich und versuchen fortan, sich heimlich - über einen Zeitraum von circa 20 Jahren – immer wieder zu treffen, um ihren Gefühlen nachzugehen. Natürlich kann das nicht gut gehen und so endet die Geschichte nicht mit einem Happy End. Zum Glück! Das wirklich Interessante am Film ist der unverkrampfte Umgang des Regisseurs mit dem Thema Homosexualität. Er schafft es, eine wunderbar-tragische Liebesgeschichte zu erzählen, die weder abstoßend noch provokant, weder lächerlich noch klischeehaft ist und nie befremdlich wirkt. Selbst in der durchaus heftigen ersten Liebesszene zwischen den beiden Männern kann der Zuschauer ohne Scham „dabei sein“ und wird nicht durch die Attacke des Bildes gezwungen, eine emotionale Meinung zu haben, sprich sich angeekelt abzuwenden oder verstohlen neugierig zuzusehen. Wie Ang Lee das geschafft hat, ist mir ein Rätsel, aber es zeichnet den Film aus und macht ihn zu einem Kunstwerk. Man vergisst schnell, dass es sich bei den beiden Liebenden um Männer handelt und sieht bald nur noch zwei leidende Menschen vor sich, der eine mutiger, rebellischer, der andere aufgrund einer traumatischen Kindheitserfahrung gegen sich kämpfend bis zur Selbstaufgabe. Dabei schafft es der Regisseur immer wieder, den Zuschauer zum Schmunzeln zu bringen, er will bei ihm keine Betroffenheit erzeugen, will ihn nicht mit dem moralischen Zeigefinger belehren. Und so „erlaubt“ er es auch an einigen Stellen des Films, nicht nur mit sondern auch über die beiden Männer zu lachen – eine geniale Art, dem Zuschauer ein Höchstmaß an geistiger und emotionaler Freiheit zu schenken!
Der Film ist weder ein Plädoyer fürs Schwulsein noch eine Kritik an der Diskriminierung von Minderheiten, es ist ein Film über Liebe und Freiheit. Und es gelingt ihm, diese beiden so schwer fassbaren und doch so alltäglichen Begriffe im Zuschauer zum Klingen zu bringen. Absolut empfehlenswert!
Bürgerreporter:in:Niklas Honig aus Augsburg |
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