Besuch in Greiz nach 78 Jahren
Im Juli dieses Jahres besuchte ich Greiz, die thüringische Stadt im Vogtland nahe der sächsischen Grenze. Dort hatte ich 1943 zusammen mit meiner Mutter gewohnt. Wir waren dorthin evakuiert worden. Wir wohnten auf dem Schlossberg in der ehemaligen Orangerie. Wir hatten ein Apartment in der Sieben-Zimmer-Wohnung des Obermedizinaldirektors.
Bei der Reise im Juli dieses Jahres begleitete mich mein Sohn Reginald und meine Schwiegertochter Dolores, die gespannt waren zu sehen, wo ich 1943 gewohnt hatte.
Auf dem Schlossberg war im 13. Jahrhundert eine Burg errichtet worden. Nach einem Brand der Burg 1540 wurden neue Bauten errichtet. Im Innern der Burg wurden die Bauten auf alten Grundmauern errichtet. Der Bergfried ist auf mächtigem Felsfundament gebaut. Weitere Gebäude kamen später um den Schlossturm hinzu.
Vom Schlossberg hatten wir einen guten Ausblick auf die Berge des Vogtlandes, einen Teil der Stadt Greiz und auch auf die Goetheschule, die ich 1943 im ersten und teilweise zweitem Schuljahr besucht hatte. Zu meiner Schulzeit hieß sie Marienschule. Als wir jetzt den Schulhof betraten, strömten uns noch Schüler entgegen. Die Schule bestand also auch nach 78 Jahren noch. Ich erinnere mich gern meines damaligen Klassenlehrers, des Konrektors Hertzog, der mich als Zuwanderer damals gut in die Klassengemeinschaft integrierte.
Von der Goetheschule waren wir auf den Schlossberg gestiegen. Der ein Meter breite Pfad, den ich als Schüler emporstieg, existiert aber nicht mehr. Er ist zugewachsen und abgesperrt. So mußten wir auf einer schwierigeren gepflasterten Straße zum Schlossberg aufsteigen. Für die verwinkelte Schlossanlage mit ihren zahlreichen Gebäuden nahmen wir uns Zeit.
Auf einem anderen Weg gelangten wir dann zum Unteren Schloss, das 1564 mit der Bildung der Herrschaft Untergreiz in der Nähe der Elster errichtet wurde. Es ist in Renaissancestil gebaut. Mit dem Aussterben der Adelslinie 1768 verlor das Untere Schloss seine Regierungsfunktion. In unmittelbarer Nähe fanden wir die barocke Stadtkirche, die aber leider geschlossen war. Wir durchstreiften noch einige Straßen der Stadt Greiz, die ihren baulichen Altstadtcharakter weithin erhalten hat. Greiz war im Weltkrieg von Bomben verschont geblieben.
Bürgerreporter:in:Manfred Hermanns aus Hamburg |
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