Guru, Sekte, Geld und Sex

Hans Georg van Herste im Interview mit Elisabeth Keller

EK Hallo, Herr van Herste! Schön, dass Sie Zeit haben.

vH Hallo, Frau Keller! Kein Problem

EK Hin und wieder kommt es vor, dass Sie massiv verleumdet werden. Wie kommt es dazu?

vH Wenn man gegen den Strom schwimmt, etwas tut, was sich andere nicht trauen, Erfolg hat oder einfach nur Menschen unterstützt, die andere längst abgeschrieben haben, dann passiert genau das. Neid und Missgunst brechen sich bahn und treiben hin und wieder seltsame Blüten.

EK Können Sie mir das an Beispielen erläutern?

vH Eine Frau sucht mich auf und bittet mich um Hilfe. Sie war – nach eigenen Angaben – als Kind von Vater und Cousin sexuell missbraucht worden. Danach rutschte sie in die Prostitution ab. Obwohl sie schon als Jugendliche festgestellt hatte, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlt, ließ sie sich von Männern gegen Geld benutzen. Um das alles aushalten zu können, griff sie immer häufiger zu Drogen und Alkohol und wurde schließlich abhängig.
In der Zeit, in der sie mich aufsuchte, wohnte sie in einem Abbruchgebäude und klaute sich alles zusammen, was sie meinte, gebrauchen zu können. Ich versprach ihr, sie zu unterstützen, allerdings nur, wenn sie auf der Stelle von Drogen, Alkohol und Diebstahl ablassen würde. Sie ging eisern durch ihren Entzug mit Zitterattacken und weißen Mäusen an der Decke und ich freute mich ehrlich mit ihr.
Danach half ich ihr bei der Jobsuche, finanzierte ihr Kleidung und ein Auto vor, um sie erst einmal wieder ins Berufsleben eingliedern zu können. Sie gliederte sich in meinen Freundeskreis ein, hatte hier und da eine lesbische Affäre und alles schien gut.
Eines Tages erklärte sie mir, es sei nun an der Zeit, dass ich mich von meiner Frau trenne. Schließlich würde sie mich lieben und – wenn ich ehrlich sei – ich sie auch. Als ich sie darauf hinwies, dass von einer solchen Verbindung keine Rede sein könne, ging sie schmollend davon.
Eines Tages präsentierte sie mir einen Mann, den sie beim Tanzen kennengelernt hatte. Diesen Mann würde sie gern heiraten und sie fragte mich, ob ich auf der Hochzeit Musik machen könne. Ich war erstaunt und fragte sie, was sie als Lesbe denn mit einem Mann wolle. Sie entgegnete mir, dass sie sich bei ihm parken würde, bis ich endlich begriffen hätte, dass wir zusammengehören würden.
Ich schüttelte nur den Kopf und machte Musik auf ihrer Hochzeit. Ich half den beiden dabei, sich selbstständig zu machen, ein Firmenfahrzeug zu bekommen und verschaffte ihnen mehrere Aufträge. Alles schien gut zu laufen.
Eines Tages stand sie vor meiner Tür und weinte. Der Gerichtsvollzieher würde in ihrem Haus sein und Geld fordern. Da sie total außer sich war, gab ich ihr das Geld. Allerdings gab ich ihr den Hinweis mit auf den Weg, über diese Angelegenheit noch einmal in Ruhe zu sprechen.
Zwei Tage später erklärte sie mir, dass sie selbst überrascht gewesen wäre, dass ein Gerichtsvollzieher vor der Tür gestanden hätte. Nachdem sie ihm das geforderte Geld überreicht hatte, hatte sie ihren Mann nach diesem Vorfall ausgefragt. Der hätte gesagt, das sei ein Missverständnis gewesen. Er hätte alles im Griff.
Auf der Suche nach einer Versicherungspolice habe sie dann in einer Schublade des Rätsels Lösung gefunden. Unter einigen Versicherungsunterlagen sei sie auf einen kleinen Berg von ungeöffneten Rechnungen und Mahnschreiben gestoßen. Es hatte sich also gar nicht um ein Missverständnis gehandelt. Sie hatte ihren Mann damit konfrontiert und der hatte behauptet, er sei einfach zu gut für diese Welt und hätte deshalb einigen Kunden keine Rechnung geschrieben.
Beide suchten mich auf, um nach Lösungen zu suchen. Schließlich hatte ich die beiden finanziell unterstützt. Im Beisein unseres Steuerberaters fanden wir eine Lösung und ihr Mann versprach, in Zukunft Rechnungen zu schreiben und keine überteuerte Werbung mehr zu schalten. Allerdings hielt er sich nicht daran.
Hin und wieder erinnerte ich die beiden daran, dass sie mir eine Menge Geld schuldeten. Eines Tages kam sie auf mich zu und unterbreitete mir einen Ratenvertrag. Sie hatte beschlossen, mir mein Geld Stück für Stück zurückzugeben. Allerdings kam es nicht mehr dazu, da er mit seiner Firma in die Insolvenz ging. Damit war mein Geld verloren.
Als sie bemerkte, dass ich meine Frau nicht ihretwegen verlassen würde, behauptete sie plötzlich, das Geld hätte ich ihr geschenkt.
Seitdem verbreitet sie den größten Blödsinn über uns. Obwohl sie viele Jahre lang von uns profitiert hat, sind wir nun plötzlich eine gefährliche Sekte. Ich hätte sie in meine Sekte gelockt und zum Lesbensex gezwungen. Geschichten dieser Art fallen bei sensationslustigen Medienvertretern und Neidern auf goldenen Boden und so mussten wir schon so manche Verleumdungs-Kampagne über uns ergehen lassen.
Sex, Geld, Guru etc. werden immer wieder gern genommen, um eine Sensation zu kreieren, die eigentlich gar keine ist.

EK Wie meinen Sie das?

vH In unserer Praxis geht es angeblich merkwürdig zu. Es wird z. B. behauptet, unsere Patienten müssten sich nackt ausziehen. Das stimmt natürlich zum Teil, da wir sie sonst schwerlich behandeln können. Eine solche Selbstverständlichkeit wird dann zu einer Sensation aufgeblasen und in einer Story verbraten. Um Gottes Willen, da müssen sich alle nackt ausziehen.
Bei meinen zahlreichen Büchern handelt es sich natürlich um reine Schundliteratur, die jegliche Glaubwürdigkeit vermissen lässt. Komisch ist dabei, dass diese Bücher seit vielen Jahren gut verkauft werden und vordere Plätze z. B. beim Amazon-Ranking einnehmen. Aussagen wie: völlig realitätsfern oder hat man eines gelesen, hat man alle gelesen, werden gern genommen.

EK Hat man Ihnen nicht auch unterstellt, Sie hätten nie Filme gemacht oder angeschoben?

vH Das kommt hin und wieder vor. Einige Filme sind über meine Homepage erreichbar, andere habe ich aus dem Netz genommen, weil mich die dort auftretenden Personen darum gebeten haben. Sie haben eine Zeit lang ihre Geschichte z. B. über Missbrauchserfahrungen öffentlich gemacht und irgendwann hatten sie keine Lust mehr, dauernd erkannt zu werden. Das habe ich akzeptiert. Leider waren es gerade die Filme, die ein weltweites Echo ausgelöst hatten.

EK Wie kommt es dazu, dass häufig nur negativ über Sie berichtet wird. Sie haben doch eigentlich nur Gutes getan.

vH Wenn man nicht mit dem Strom schwimmt, Dummheit als solche bezeichnet oder Verbrechen aufdeckt, in die viele Personen verwickelt sind, dann stößt man nicht oft auf Gegenliebe. Dann fallen die tausenden Patienten, hunderten Homo-, Trans- und Intersexuellen, denen ich helfen konnte, denen ich rund um die Uhr beigestanden habe und die vielen Kinder, die ich z. B. in Indien vor dem Hungertod retten konnte, nicht ins Gewicht. Gutes bringt keine Schlagzeile, Negatives, auch wenn es noch so erlogen ist, schon. Mein Buch „Und täglich lügt die Monika“ zeugt von meinen Erlebnissen.
Wie sagt ein altes chinesisches Sprichwort: wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.

EK Herr van Herste! Vielen Dank für das Gespräch.

Buchtipp
Hans Georg van Herste
Und täglich lügt die Monika

Bürgerreporter:in:

Elisabeth Keller aus Gnarrenburg

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