Von Fluglärmgegnern und Jammerlappen

Airbus A380 über Germering
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Seit Monaten scheint es in der Region nur noch ein Thema zu geben: Die Diskussion um den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. Dabei ist es doch vergebliche Liebesmüh. Die Entscheidung ist längst gefallen, die Parkplätze und die neue Ampelanlage sind längst gebaut - da helfen alle Beschwerdebriefchen nichts. Aber bis es ein neues Thema zum Beschweren gibt (der Bannwald ist ja schon lange ausgelutscht), muss halt noch die Lärmdiskussion herhalten. Schließlich hat man mit den Wirbelschleppentests durch den A380 extra noch frisches Wasser auf die Mühlräder gekippt. Dass diese Tests mit der geplanten Umstrukturierung des Flughafens nicht das Geringste zu tun hatten – wen juckt’s. Allemal Grund genug, die arme Germeringer Polizei mit hunderten von Anrufen zu beschäftigen.

Wir können es nicht leugnen – die Deutschen sind ein Volk von Jammerern. Als vor einigen Jahren die Entlassungswelle das Dornier-Betriebsgelände heimsuchte, als der Betrieb nahezu zum Stillstand kam – wo waren sie denn da, die Fluglärmgegner, wo haben Sie denn ihre Freudentänze aufgeführt, an wen haben sie denn die Dankesbriefe geschrieben, dass es kaum noch Betrieb in Oberpfaffenhofen gibt? Ach ja, damals gab es die Fluglärmgegner hier ja noch gar nicht. Da waren sie ja noch die Jammerer, die Zeter und Mordio schrieen, weil so viele ihren Job verloren. Aber warum freuen sie sich denn dann jetzt nicht, wo in Oberpfaffenhofen wieder der Aufschwung „droht“? Genau, weil sie ja jetzt über die höhere Anzahl von Flugbewegungen jammern können. Ist das nicht schizophren?

Ist es nicht schizophren, in einem Beschwerdeschreiben die „Gefahr“ für Grundwasser und Umwelt aufzuführen, die eine erhöhte Unfallgefahr durch ein erhöhtes Flugaufkommen erzeugen könnte – um sich dann ins Auto zu setzen und eben dieses Beschwerdeschreiben zur Post zu bringen?

Gestern wäre ich vor Lachen fast aus den Schuhen gekippt, wäre es nicht in Wirklichkeit so traurig gewesen. Ich ging abends an der Landsberger Straße entlang, als mit leicht erhöhter Ortsgeschwindigkeit ein VW Transporter Diesel an mir vorbeidröhnte. An seiner Seite klebte im Format A1 ein schwarzes Plakat „Gegen Fluglärm…“. Ganz ehrlich: Wäre in diesem Moment der kleine Geschäftsflieger in nur 100m Höhe über meinen Kopf geflogen – ich hätte trotzdem nur den VW-Bus gehört. Ich wohne direkt an der Landsberger Straße – und wenn ich im Sommer die Fenster oder die Balkontüre offen habe, höre ich ohne Unterbrechung tausende von Autos, Lieferwagen, LKW’s, Kettensägen (Mofas) etc. vorbeibrummen. Das nervt, das gebe ich offen zu. Aber kommt dann alle paar Stunden ein Flugzeug vorbei, schaue ich nach oben, habe ein Lächeln im Gesicht und wünsche mir, ich wäre an Bord. Hoch über dem Kleinbürgertum, über dem Straßenlärm, mit Blick weit nach vorne bis zum Horizont – und nicht nur bis zur nächsten Bürgerversammlung.

Vielleicht sollten wir uns mal an der eigenen Nase packen und uns überlegen, ob es nicht weitaus wichtigere Probleme gibt, die unser Engagement verdienen. Wichtigere Probleme als ein paar Flugzeuge, die der Region ganz nebenbei auch noch Fortschritt bringen. Oder sind wir vielleicht in Wirklichkeit bloß neidisch auf jene erfolgreichen Geschäftsleute, welche sich ein Flugzeug leisten können?

Dies ist natürlich nur meine persönliche Meinung, ich gönne jedem seine eigene. Doch ich erwarte im Gegenzug, dass mir meine auch gegönnt wird. Denn die werde ich nicht ändern.

Airbus A380 über Germering
Landsberger Straße
Bürgerreporter:in:

Chris Frenzel aus Germering

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