Von Egestorf in den Deister - Wandertipp von Marzena Scharmann

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Egestorf Bärenhöhle – Otto-Kern-Weg – Kammweg – Nienstedter Pass – Wallmannhütte – L2 mit Nienstedter Blick - Kammweg – Alte Taufe – Nordmannsturm – Fastweg – Bärenhöhle Egestorf.

Nachdem ich in der Presse gelesen habe, dass Sommer 2010, ein Sommer der Schmetterlinge wird, brach ich mit meinem Mann in den Deister auf. Wir haben einen passenden Tag gefunden, Samstag, den 18. Juli mit Sonnenschein und 25°C Wärme. Ausgestattet sind wir wie immer mit der Topografischen Karte 1:25000 „Wanderungen im Deister“ und auch der Fotoapparat hat einen Platz im Rucksack gefunden. Zum Start in das Gebirge in Egestorf- Barsinghausen an der Bärenhöhle, nehmen wir den Otto-Kern –Weg, der uns zum Kammweg führt. Ein unscheinbarer Platz, wo unter drei kleinen Süntelbuchen ein Gedenkstein des Namensgebers und zwei einladende Ruhebänke stehen, ist der Anfang. Bis zu dem ersten Wegweiser verläuft der Weg in leichten Kurven stetig nach oben. Man hat die Möglichkeit die alten Fichten aus der Ferne von unten zu bewundern. An der Kreuzung angelangt folgen wir ihm weiter in Richtung Kamm. Der Aufstieg ist steil und Kerzengerade, wie mit einem Lineal gezogen. Auf diesem Abschnitt unseres Weges hält sich der Wald rechts und links vornehm zurück. Die Sonne operiert ungestört und die Disteln, die unter allen Pflanzen hervorragen, haben Bienen, Hummeln und Schmetterlinge zum Nektarsammeln hergelockt. Man hat förmlich die Freude der Insekten über das warme Licht und die reichliche Beute gespürt. Die bunten, winzigen vibrierenden Punkte verwandelten an vielen Stellen den Wald in eine Bühne. Wir haben das Naturspektakel, das uns sich hier darbot, gleich mit dem Fotoapparat festgehalten. Natürlich war das Fotografieren der flink daher schwirrenden Tierchen nicht einfach und mit viel Geduld verbunden. Die Wanderung bescherte uns außerdem noch schöne Ausblicke auf das Calenberger Land. Kurz vor dem Kammweg kommt man an eine Kreuzung an der man geradeaus zum Nordmannsturm weitergehen kann, wir gehen aber nach links. Der Weg führt jetzt zum Nienstedter Pass. An der vielbefahrenen L 401 laufen wir ein paar Meter bergab bis zum Parkplatz auf der rechten Seite. Hier gehen wir in Richtung Wallmannhütte. Auf diesem Weg bekommen wir die nächste Gelegenheit den Faltern, Bienen und Hummeln bei ihrer Arbeit zu kiebitzen und zu fotografieren. An den Wegesrändern wachsen Kolonien von Kletten. Um diese Zeit jung, frischgrün und niedlich weich, ihre hakeligen violetten Blütenstände waren auch eine Verlockung für alle Falter und andere Insekten. Das erste Mal in meinem Leben betrachtete ich die runden Köpfe ohne Scheu. In meiner Kindheit hatte ich keine guten Erfahrungen mit den Kletten gemacht. Die hier gemachten Fotos hat die „Calenberger Zeitung“ veröffentlicht. An der Wallmannhütte angelangt, bekommen wir eine schöne Aussicht nach unten in Richtung Nienstedt geboten. Weiter geht es zu einem Aussichtspunkt, den, obwohl in der Karte eingezeichnet, wir nicht gleich wieder finden.
Vor 15 Jahren, bei einer unseren ersten Deisterexkursionen waren wir auf dem blau markierten Wanderweg L2 als wir diesen scheinbar erst grade für die Touristen errichteten Aussichtspunkt entdeckten. Damals ein heller geräumiger über eine Bohlentreppe zu erreichender Platz mit Holzsitzbänken und einer Holzbalustrade. Im Vordergrund, am Hang wuchs Heidekraut und aus dem Boden schauten Stellenweise Kohlestückchen heraus, die die Kinder gerne mit den Händen ausgruben und mit Neugier betrachteten. Der Blick reichte damals auf das Deistervorland, weit über Nienstedt und die Kurvenreiche L401 hinaus. Heute gehen wir schon fast resignieret die gleiche Strecke aber nichts ist mehr so wie es mal war. Im letzten Moment- wir waren schon fast nichts ahnend vorbeigegangen, entdeckt mein Mann ein Schild auf dem auf die Stelle hingewiesen wird. „Nienstedter Blick 300m ü.N.N.“ steht darauf, aber wie sehr hat sich alles verändert. Der Hang ist zugewachsen, die Treppe entdecken wir erst nach einer Weile, die Bänke und das Geländer schwarz und morsch, der Blick nach unten durch nachgewachsene Bäume versperrt. Auf dem Geländer stehend, aus 300m Höhe erhaschen wir über den Baumwipfeln einen Blick in Richtung Kappenberg, Süntel, Bückeberge mit Feldern und kleinen Ortschaften. Wow! Es hat sich gelohnt zu irren und zu zweifeln. Der Ausblick war schon eine Art von Entschädigung dafür. Von da aus marschieren wir weiter auf dem L2 bis zu der roten Route, die uns zum Kammweg hinaufführt. Auf dem Kamm gehen wir dann in Richtung „Alte Taufe“, der wir einen kurzen Besuch abstatten und weiter zum Nordmannsturm.
Dieses Ausflugslokal hatte schon immer ein Anziehungspotenzial auf die Deisterbesucher. Die Lage, Größe, der Turm mit dem Rundblick und die Bewirtungsangebote animieren viele Besucher zum Rasten.
Nach der Eispause gehen wir erst in Richtung Nienstedter Pass, dann folgen wir dem Hinweisschild „Egestorf Bahnhof“ Der rot markierte Weg heißt „Fastweg“ und führt uns nach unten durch sehr schönen Baumbestand des Deisterwaldes. Wir bewundern majestätische Fichten und Buchen. Für uns endet der Fastweg auf der L401, auf der wir bergab und bei viel Autoverkehr fast bis zur Bärenhöhle gehen. Zum Schluss steigen wir eine kleine Anhöhe hoch, und platzen mitten in den Abendbrunch hinein. Es ist 20 Uhr und viele Gäste sind am Buffet. Schade, dass wir auf unseren heutigen Wanderwegen den ganzen Tag über, fast keinem Spaziergänger begegnet sind.
Der Deister verfügt über sehr schöne und schicke Waldgaststätten, die einfach und schnell per Auto zu erreichen sind. Aber es mach einfach mehr Spaß sie auf den vielen lernreichen, eindrucksvollen Pfaden zu Fuß anzusteuern. Der Genuss der Natur und ihrer Atmosphäre beim Gehen lässt uns noch lange auf „Wolke Sieben“ schweben.

Bürgerreporter:in:

Marlena Scharmann aus Gehrden

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