Warum sollte man sich einen Wettkampftag bei Garbsener SC nicht entgehen lassen, Herr Scheele?

"Wir sind ein Team": Der Anfeuerungskreis des GSC. | Foto: Holger Scheele
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Holger Scheele ist seit 1983 Judotrainer beim Garbsener SC (GSC). Im E-Mail-Interview spricht er darüber, was den GSC auszeichnet, auf welche seiner Talente er besonders stolz ist und was einen Wettkampftag beim GSC auszeichnet.

Sie trainieren seit 1983 die Judoka vom Garbsener SC und arbeiten auch als Trainer und Ausbilder beim Niedersächsischen Judoverband. Wie professionell ist der Judosport in Deutschland?

Judo wird im Spitzensport sehr professionell ausgeübt. Professionell im Sinn von Qualität und Trainingsaufwand. Leider sind aber die finanziellen Mittel, mit denen gearbeitet werden kann, nicht mit denen anderer Sportarten (Fußball, Tennis) zu vergleichen. Das trifft auch auf die finanzielle Unterstützung der Top-Athleten zu. Kein Sportler kann auf Dauer vom Judosport leben. Jeder braucht einen „anständigen“ Beruf. Das heißt die schulische und berufliche Ausbildung muss parallel zum Leistungssport bewältigt werden.

Ist es üblich, dass ein Verein wie der Garbsener SC, dessen Damenteam in der 2. Bundesliga kämpft, sich einen Profi als Trainer leistet?

Nein, aber im Leistungssport im Allgemeinen wird es immer häufiger nötig. Ab einem gewissen Niveau der Trainingsgruppe ist der damit berechtigte Qualitätsanspruch an die Trainer mit Ehrenamtlichen nicht mehr zu leisten. Auf der anderen Seite gibt es immer noch zu wenig Judotrainer in Deutschland. Ich bin in die Trainerarbeit beim GSC hineingewachsen. Seit 1983 bin ich als Übungsleiter, später dann als Trainer, tätig. Der GSC hatte also nicht wirklich die Wahl ...

Was zeichnet den GSC aus? Und wo zwickt es?

Den GSC zeichnen seine Leistungswilligkeit und seine gute Zusammenarbeit aus. Der Vorstand arbeitet professionell, kompetent. Es zwickt an den Stellen, von denen wohl jeder Verein ein Lied singen kann: Die Trainingsstätte (Dojo) ist eine Katastrophe. Es mangelt an Übungsleitern, Trainern und Sponsoren für die Bundesligamannschaft. Zum Glück haben wir einen tapferen Stamm an Eltern, der uns tatkräftig unterstützt.

Wie sieht die typische Trainingseinheit beim GSC aus?

Die gibt es nicht. Training ist abhängig von vielen Faktoren: Alter, Trainingsstand der Gruppe und Trainingsphase. Im Judo gibt es keine Spezialisierung auf bestimmte Bewegungsformen. Judo benötigt den ganzen Körper. Inhalte des Trainings sind immer Ausdauer, Koordination, Technik, Kraft. Da Judo ein Zweikampfsport ist, sind auch Disziplin, stabiles Selbstbewusstsein, Kampfgeist und Fairness von immenser Wichtigkeit.

Können Sie intensiv auf Talente wie Marius Piepke, der vor kurzem deutscher U-17-Meister wurde, und Kristina Grundey, die norddeutsche Vizemeisterin ist, eingehen?

Natürlich. Dafür arbeite ich doch. Da sind außerdem Jana Stucke, Vivian Herrmann und viele mehr. Jeder dieser Sportler bekommt seinen persönlichen Trainingsplan und ganz spezielle Betreuung. Ab einem gewissen Niveau gehen sie außerdem zum Training am Olympiastützpunkt Hannover. Große Erfolge sind immer das Ergebnis der guten Zusammenarbeit der Trainerkollegen.

Auf welches Ihrer Judotalente sind Sie besonders stolz?

Das kann ich gar nicht sagen. Aber die Anfänge waren natürlich etwas ganz Besonderes: Das erste große Talent, die erste Medaille bei einer Deutschen Meisterschaft: Aybike Uysal, Marcel Thamm, der Hoppe-Clan, die Mannschaften der neunziger Jahre. Ich kann gar nicht alle aufzählen. An all die anderen: Ihr seid auch gemeint! Besonders stolz bin ich natürlich auch auf die EM-Medaille von Jana Stucke.

Sind die Bundesliga-Kämpferinnen alles Garbsener "Eigengewächse"? Oder gibt es im Judo einen Transfermarkt?

Nein, das geht auch gar nicht, da wir sieben Gewichtsklassen zu besetzen haben. Das kann kein Verein bieten. Zur Zeit kommen fünf bis sechs Sportlerinnen vom GSC, die anderen sind aber zum großen Teil schon sehr lange dabei und identifizieren sich durchaus mit dem GSC. Wir sind ein erstklassiges Team! Einen Transfermarkt gibt es nicht. Beim Judo kennt man sich und spricht die Athletinnen an.

Sie sind so gut wie jeden Tag auf der Matte. Wird das nicht irgendwann langweilig?

Wenn die Osterferien nahen, habe ich meistens wirklich eine Pause nötig. Aber die Sportler schaffen es immer wieder, mich zu motivieren. Ich mache meinen Job wirklich gern. Und wer hat schon sein Hobby zum Beruf machen können? Ich habe auch eine verständnisvolle Familie, die die meisten Wochenenden auf mich verzichten muss und mich immer unterstützt.

Der nächste Bundesliga-Wettkampftag in Garbsen ist am 27. Juni. Wo gekämpft wird, ist noch offen. Warum sollten sich die Garbsener diesen Judo-Wettkampftag des GSC auf keinen Fall entgehen lassen?

Kommen Sie, und überzeugen Sie sich selbst. Es ist einfach hochspannend. Fragen Sie unseren Vorsitzenden Carsten Sieverling oder unseren Bürgermeister Alexander Heuer, beide waren bis zum Aufstiegskampf völlig ahnungslos. Die Stimmung ist nicht zu übertreffen.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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