Bestatter haben viel mit den Lebenden zu tun
Julian Schmitz lernt Bestattungsfachkraft
Mehr als 50.000 junge Menschen haben in diesem Jahr ihre Ausbildung begonnen, darunter etwa 200 Bestattungsfachkräfte. Wie kommt man zu diesem Nischenberuf?
Julian Schmitz aus Garbsen hat vor kurzem bei Bestattungen Henschel die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen. Er kannte Familie Henschel aus seiner Kindheit, die jungen Familien hatten viel gemeinsam unternommen. Dennoch gab erst die Beerdigung seines Großvaters den Anstoß zu dieser Entscheidung
Julian und sein Bruder haben zusammen mit vier Mitarbeitern des Bestattungshauses den Sarg des Großvaters aus der Kapelle getragen. Auch das gemeinsame Abschiednehmen im Familien und Freundeskreis am offenen Sarg wurde als sehr hilfreich empfunden. Bei einer weiteren Familienfeier kam Julian Schmitz mit Bernd und Kirsten Henschel wieder ins Gespräch. Er befand sich nach einem Studium in einer Phase der Neuorientierung, recherchierte und überlegte gründlich und entschied sich dann für den Neustart.
„Julian passt bestens zu uns mit seiner ruhigen aber aufmerksamen Art“, sagt Seniorchef Bernd Henschel. Der Betrieb läuft gut und wächst ständig weiter. Unter den derzeit sieben Beschäftigten sind zwei ehemalige Auszubildende fest eingestellt, einer ist heute Bestattermeister. „Wir hatten noch jemanden für den Betrieb gesucht, aber nicht systematisch. Er muss zum Betrieb passen und zu unseren sensiblen Dienstleistungen.“
Genau da will Julian Schmitz mitarbeiten. Familien die sich bei einem Sterbefall vertrauensvoll an einen Bestatter wenden, erhalten die Hilfe, die sie benötigen. Ganz wichtig sei die Beratung und Begleitung der Angehörigen in ihrer schwierigen Situation. Es entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen den Hinterbliebenen und dem Bestatter. „Bestatter haben mehr mit den Lebenden, den Angehörigen zu tun, als mit den Verstorbenen“, fasst Juniorchef Björn Henschel zusammen.
Der Beruf des Bestatters ist vielfältig. Bestattungsfachkräfte organisieren den Ablauf der Beerdigung oder Trauerfeier, kümmern sich um die Versorgung der Verstorbenen, führen handwerkliche Tätigkeiten aus und koordinieren Termine mit Behörden. Kenntnisse über den Ablauf einer Auslandsüberführung oder einer Exhumierung sowie der Grabtechnikbereich gehören neben trauerpsychologischen Wissen auch mit zur Ausbildung, damit die Fachleute für einen reibungslosen Ablauf sorgen können.
Schmitz wird 13 Wochen im Jahr die Berufsschule in Bad Kissingen besuchen und fünf Wochen an überbetrieblicher Ausbildung in Münnerstadt teilnehmen. Henschel legt Wert auf gute Ausbildung und hohes Qualitätsniveau und will im nächsten Jahr eventuell einen weiteren Auszubildenden einstellen. Und das Beispiel Julian Schmitz zeigt, dass die Suche in Nischenberufen und außergewöhnlichen Berufsfeldern erfolgreich sein kann.
Der Betrieb
Henschel Bestattungen wurde 1964 gegründet. Bernd Henschel führt das traditionsreiche Unternehmen in zweiter Generation. Inzwischen arbeiten die Geschwister Björn und Carolin Henschel als dritte Generation ebenfalls mit im Unternehmen. Neben dem Hauptbetrieb hat das Unternehmen Filialen in Altgarbsen und Osterwald.
Bestattungsfachkraft
Früher organisierten Fuhrunternehmen oder der örtliche Tischler Beerdigungen nebenbei. Aus diesen Bereichen ist der Bestatterberuf entstanden. Seit 2003 gibt es den Ausbildungsberuf zur Bestattungsfachkraft nach der Handwerksordnung, seit 2005 das Bundesausbildungs-zentrum der Bestatter mit eigenem Lehrfriedhof in Münnerstadt. Bestatter arbeiten in Bestattungsunternehmen, aber auch auf Friedhöfen und in Krematorien. Bestatter organisieren Beisetzungen und Trauerfeiern, kümmern sich um alle Formalitäten und beraten und betreuen die Angehörigen.
Bürgerreporter:in:Stefan Weigang aus Garbsen |
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