Die Nadel im Heuhaufen oder wie mir ein Gartenzwerg den Tag rettete
Bei den ersten schönen und vor allem wärmenden Sonnenstrahlen an einem Samstag im März zog es mich in den Garten, um ihn ein wenig für die Frühlingszeit herzurichten. Wie ich aus den umliegenden Gärten vernehmen konnte, war ich nicht der Einzige, der an diesem Vormittag diese Idee hatte. Bei den anfallenden Gartenarbeiten blieb es natürlich nicht aus, dass auch Grünschnitt anfiel, den ich in diesen praktischen aufklappbaren Gartenabfallbehältern sammelte.
Als ich mich nach getaner Arbeit durch einen kleinen Bissen gestärkt hatte und dabei auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass der Wertstoffhof um die Ecke noch
bis 14:00 Uhr geöffnet hatte. Also schnappte ich mir den Grünabfallbehälter und fuhr ihn zum Wertstoffhof. Dort angekommen stellte ich mich in die enorm lange Autoschlange, die sich vor dem Wertstoffhof gebildet hatte, weil wohl "gefühlt" jeder Gartenbesitzer an diesem Tag seine Gartenabfälle entsorgen wollte.
Nach dem ich dann an der Reihe war ging die Entsorgung relativ fix. Es standen zwei Grünabfallpressen direkt nebeneinander bereit, vor der ca. jede 16 cm3 Grünabfälle aufnehmen konnte. Wieder zu Hause angekommen wollte ich noch kurz in den Baumarkt, um noch ein paar Dinge einzukaufen. Das war der Moment, an dem meine vorzeitliche Ostereiersuche begann. Wo hatte ich mein Portemonnaie abgelegt? Die Suche nach den üblichen Ablageorten für mein Portemonnaie blieben erfolglos. Nach dem ich ca. eine Stunde alles abgesucht hatte und ich nun in aller Ruhe in Gedanken noch einmal alles Revue passieren ließ fiel mir plötzlich ein, dass ich mein Portmonnaie vorhin auf den aufklappbaren Grünabfallbehälter gelegt hatte, weil dieser so schwer war und ich beide Hände zum Tragen brauchte. Während des Transportes zum Auto und einem anschließenden Schwätzchen mit meinem Nachbarn, hatte sich das Portmonnaie still und heimlich aus meinem Gedächtnis geschlichen. Naja, und beim Leeren des Behälters hatte ich es dann versehentlich mit in die Grünpresse geworfen.
Nach dem mir diese Situation nun bewußt war gab es nur eine Möglichkeit. Ich fuhr noch einmal zur Werkstoffhof, der zwischenzeitlich bereits geschlossen hatte und hoffte darauf, dort noch jemanden anzutreffen - und das tat ich dann auch. Nach meiner Erzählung machte mir der Angestellte des Wertstoffhofes allerdings keine allzu großen Hoffnungen mehr mein Portemonnaie "lebend" geschweige denn überhaupt noch einmal wiederzufinden. Als ich schon wieder gehen wollte erzählte er mir aber, dass es noch die Möglichkeit gäbe, am kommenden Montag um ca. 06:30 Uhr den Fahrer der Entsorgungsfirma des Werstoffhofes abzupassen und ihm zur Mülldeponie nach Wunstorf zu folgen, um dann während des Entladens der Grünabfallpressen in dem zusammengepressten Block aus Grünabfällen mein Portemonnaie wiederzufinden. Die Problematik dabei war, dass ich nicht genau wusste, in welchen der beiden nebeneinanderstehenen Grünpressen ich meine Geldbörse mit den ganzen Papieren und Karten hineingeworfen hatte. Also blieb es letzten Endes nicht dabei nur einen Container zu durchwühlen sondern beide Container, was dann eine gepresste Grünabfallmenge von ca. 32 cm3 ergab.
Da mir keine andere Möglichkeit blieb an meine Geldbörse zu gelangen, wartete ich also am darauffolgenden Montag um 06:30 Uhr vor dem Wertstoffhof in Garbsen auf den Fahrer der Entsorgungsfirma und folgte ihm mit dem Grünpresseabfallbehälter zur Mülldeponie nach Wunstorf.
Bewaffnet mit einer Heugabel meines Nachbarn machte ich mich also an die Arbeit. Es ist kaum vorstellbar, wie schwierig es ist, gepresste Grünabfälle mit einer Heugabel wieder zu "entpressen". Auch die Größenordnung von erst 16 cm3 und später 32 cm3 war mir im Vorfeld nicht bewusst. Ich hatte nur einen kleinen Vorteil, denn als ich am Samstag meine Gartenabfälle auf dem Werstoffhof entsorgt hatte, erblickte ich beim Entleeren, dass jemand einen kleinen Keramik-Gartenzwerg in die Presse geworfen hatte und ich eigentlich "nur" noch diesem Gartenzwerg in diesem Grünabfallbergen ausschau halten müsste, um zu wissen an welcher Stelle mein Portmonnaie vergraben liegt. Nach dem ich ca. 1,5 Stunden in den ersten Grünabfallhaufen nach meinem Portmonnaie bis dahin vergebens gesucht hatte, brachte der Fahrer der Entsorgungsfirma dann die nächste Rutsche. Freundlicherweise versuchte der Fahrer beim Entladen die Abfälle etwas in die Länge zu ziehen, was die Sucherei etwas erleichtern sollte. Nach ca. 4 Stunden Wühlerrei und einigen Blasen an den Händen mehr war ich mit meine Kräften und Nerven so gut wie am Ende. Als ich schon dabei war, das Handtuch zu werfen, kam die unerwartete Hilfe in Form einer riesigen Baggerschaufel, mit der die Angstellten der Deponie normalerweise sämtliche Grünabfälle in die Schreddermaschine befördern.
Sie fuhren mit der riesigen Schaufel in den Grünabfallberg und hoben sie hoch, wobei sie mit mit der Schaufel etwas kippelten, so dass nur bröckchenweise die Grünabfälle zu Boden fielen.
Beim Nacharbeiten mit der Heugabel entdeckte ich plötzlich in einen dieser "Grünabfallbröckchen" ein paar Scherben des Keramik-Gartenzwerges, den ich damals beim Entleeren meiner Grünabfälle in der Presse zuvor gesichtet hatte. Nun wußte ich also, dass mein Portmonnaie nicht weit sein konnte. Akribisch durchwühlte ich nun jeden noch so kleinen Haufen. Tja, und was soll ich sagen, Dank der Hilfe der Angestellten der Mülldeponie fand schließlich einer von Ihnen mein Portemonnaie in diesem Grünabfallberg wieder. Erstaunlicherweise war es in einem fast unversehrten Zustand, abgesehen davon, dass sich in das Leder nun ein paar Muster von Ästen und Gestrauch "eingebrannt" hatten. Die ganze Mühe hatte sich gelohnt und mein Mein Tag war gerettet.
An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei den beiden Angestellten der Mülldeponie in Wunstorf und dem Fahrer der Entsorgungsfimra des Werstoffhofes in Garbsen sowie meinem Nachbar für das Ausleihen der Heugabel bedanken. Denn sie haben mir durch Ihre Unterstützung eine Menge Bürokratie erspart.
Bürgerreporter:in:Markus Wiese aus Garbsen |
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