TuS-Panther im Interview mit OB Erich Raff
Als ehemaliger Abteilungsleiter der TuS-Handballabteilung und langjähriger Manager der 1. Männermannschaft ist Oberbürgermeister Erich Raff immer noch dem Handball sehr verbunden. Leider verhinderte das Corona-Virus den größten Triumph der TuS-Handballer gebührend zu feiern und das auch seitens der Stadt entsprechend zu würdigen. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga wird der Name der Stadt Fürstenfeldbruck in einem Atemzug mit Städten wie Hamburg und Dresden oder wie so renommierten Vereinen wie dem VfL Gummersbach oder TV Großwallstadt genannt.
Die Panther haben deshalb bei Oberbürgermeister Erich Raff nachgefragt, wie er die Entwicklung der TuS-Panther sieht, welchen Imagegewinn er für die Stadt sieht und ob der die geplante Multifunktionshalle im Zusammenhang mit der Entwicklung der Handballer zu sehen ist.
Herr Raff, wie sind Sie zum Handball gekommen
OB: Es war eher Zufall. Mit der „Verlagerung“ des Handballs vom Großfeld in die Halle begann der TuS 1968 mit dem Aufbau von Jugendmannschaften. Mit meinen Freunden und Bekannten, die alle sportlich aktiv waren, versuchten wir es gemeinsam in der „neuen“ Sportart Handball, der ich seither treu geblieben bin.
Sie waren als Abteilungsleiter und Mannschaftsverantwortlicher der 1. Mannschaft über 25 Jahre immer sehr nah an der Mannschaft und haben deren Werdegang auch mit beeinflusst. Wie nah sind Sie noch an der Mannschaft.
OB: So nah, wie es mein Amt als Oberbürgermeister mit der zeitlichen Belastung und die Statuten des Handballverbandes in der 2. Bundesliga noch zulassen. Ich verfolge das Geschehen intensiv über die Presse und die Spiele über das Internetportal sportdeutschland.tv. Das ist für mich aufregender als vor Ort in der Halle. Bei den Heimspielen, bei denen ich auch noch meinem Hobby, der Fotografie, nachgehen kann, versuche ich den Kontakt zum Trainer Martin Wild zu halten.
Apropos Trainer. Martin Wild ist seit 2010 für die 1. Mannschaft verantwortlich. So lange wie kein Trainer vor ihm.
OB: In meiner Funktion als Abteilungsleiter und Mannschaftsverantwortlicher musste ich viele Entscheidungen im Zusammenspiel „sportliche Erfolge und Trainerposten“ treffen. Eine der schwierigsten war die 2010, als ich Martin Wild das Traineramt der 1. Mannschaft übertrug. Das sorgte im Verein und im Umfeld für sehr viel Unverständnis und Unmut, da ich den Vertrag mit einem „Meister-Trainer“ nicht verlängerte. Dazu ist anzumerken, dass wir in der Saison 2009/2010 souverän Meister in der Bayernliga wurden und uns so für die neue 3. Liga qualifizierten. Ich war aber von der Arbeit von Martin Wild überzeugt und würde es heute wieder so machen. Das zu würdigen, was Martin in den letzten zehn Jahren mit der „Krönung 2. Bundesliga“ so geschafft und geschaffen hat, würde hier den Rahmen sprengen. Er ist die Identifikationsfigur und ich hoffe, dass er noch viele Jahre das sportliche Geschehen bei den Handballern gestaltet.
Sie haben angegeben, dass Sie jede Gelegenheit für einen Besuch der Spiele nutzen würden. Handball lebt von Emotionen und gerade in der Wittelsbacher Halle kommt die mit den Fans besonders zum Tragen. Wie empfinden Sie die „Geisterspiele“.
OB: Wer die Spiele in einer vollbesetzten Wittelsbacher Halle miterlebt hat, so wie es vor Corona der Fall war, kann die jetzige Situation nur als trostlos empfinden. Auch wenn die Ordner, die bei den Spielen vor Ort sind, in ihrer „Zweifunktion“ als Trommler und Einpeitscher ihr Bestes geben, ist es auch die „Wand“ der vollbesetzten Tribünen, die hinter den Auswechselbänken fehlt. Bleibt zu hoffen, dass wir zumindest in der Rückrunde noch Spiele mit den Fans austragen dürfen, was natürlich auch unter dem finanziellen Aspekt zu sehen ist.
Der „finanzielle Aspekt“ ist ein sehr gutes Stichwort. Jetzt, in der 2. Bundesliga noch wesentlich mehr als in der 3. Liga sind die TuS-Panther doch ein guter Werbeträger für die Stadt. Auf dem Trikot seht auch „Handballstadt Fürstenfeldbruck“. Wie sieht die Unterstützung für den Verein aus?
OB: Ich muss zugeben, dass ich die Werbewirksamkeit für unsere Stadt über den Sport ein wenig unterschätzt habe. Mit den Handballern gibt es seit einigen Jahren eine Kooperation mit einem kleinen finanziellen Beitrag. Neben der Werbung vor Ort wurde auch in den fremden Hallen Werbematerial ausgelegt. Immer wieder reisten die Gäste mit einer größeren Fangruppe an, die sich dann die Stadt und die Umgebung anschauten. Das hat sich mit der bundesweiten Präsenz und den Übertragungen der Spiele wesentlich verstärkt und den Zuschauern wird immer wieder erklärt, wo eigentlich Fürstenfeldbruck liegt und was die Stadt selbst und die Region zu bieten haben. Das sehe ich auch unter Tourismusförderung und Imageförderung. Leider hat die Stadt nicht die finanziellen Möglichkeiten wie andere Städte, die Handballer mit einem größeren Betrag zu unterstützen, der unter Marketinggesichtspunkten auch gerechtfertigt wäre.
Eine gute Unterstützung wäre doch auch eine größere moderne Halle. Wie wir aus der Presse entnehmen konnten planen Sie den Bau einer Multifunktionshalle.
OB: Das ist richtig und basiert auf einer Anfrage der in der 1. Bundesliga spielenden Volleyballern des TSV Herrsching. Der Sport sollte und konnte in einer Multifunktionsarena nur ein Baustein sein, so dass es zwar schade ist, dass die Volleyballer nach München wechseln, aber alle überzeugt sind, dass es mit der Halle auch mit den Handballern als momentan alleiniges sportliches Aushängeschild mit einem großen Zuschauerinteresse funktionieren kann. Die Halle wird so geplant und konzipiert, dass neben Handball alle Hallensportarten stattfinden könnten.
Ich bin überzeugt, dass die für Kultur, Messen, Sport usw. konzipierte Halle für die Stadt neben dem Veranstaltungsforum ein sehr guter weiterer „weicher“ Standortfaktor wäre. Mit der geplanten Kapazität von 2500 Zuschauern wäre es vor den Toren Münchens die einzige Halle in dieser Größenordnung. Die Halle würde auch nicht in Konkurrenz zum Veranstaltungsforum stehen, sondern wird als Ergänzung zu dem dort vorhandenen Angebot gesehen. Das dazu erstellte Gutachten belegt, dass es gut funktionieren könnte. Für die Handballer und die Sponsoren würde es bedeuten, dass nicht nur mehr Fans die Spiele besuchen könnten, sondern für die Sponsoren auch eine bessere Werbeplattform gegeben wäre. Dazu darf ich allerdings kurz anmerken, dass ich schon beeindruckt bin, welche Anstrengungen die Verantwortlichen in der Wittelsbacher Halle unternommen haben, die vielen treuen Sponsoren entsprechend zu repräsentieren. Schade ist, dass sie es momentan nur über die „Fernsehübertragungen“ sehen können.
Und worin liegt nun das Problem?
OB: Trotz einer sehr guten wirtschaftlichen „Prognose“ mit dem Gesamtkonzept einer „Hotelanbindung“ auf dem südlichen Grundstück haben wir leider noch keinen Investor gefunden. Dass dies bei einem Gesamtvolumen von ca. 20 Millionen Euro inklusive dem Grundstückserwerb nicht ganz einfach wird, war allen bewusst die an diesem Projekt seit über einem Jahr mitarbeiten.
So wie Trainer Martin Wild vor gut einem Jahr (30.11.2019) nach dem beeindruckenden 37:31 Erfolg über den HBW Balingen-Weilstetten II öffentlich das Ziel Meisterschaft und den Aufstieg in die 2. Bundesliga mit all ihren Aufgaben und Hürden aussprach, richte ich heute einen Appell an alle die vorhandenen Kontakte zu nutzen, um gemeinsam das Projekt der Multifunktionshalle zu stemmen. Da neben dem sehr wichtigen Investor der Betreiber der Halle mindestens genauso wichtig ist, kann mitgeteilt werden, dass bei der Konzepterstellung die MAHAVI-Group maßgeblich mitgewirkt hat und all ihre Erfahrungen auf dem Eventsektor mit eingebracht hat. Mit ihrem Engagement, das sich nicht nur auf Einrichtungen in FFB, wie z.B. das Martha-Bräu mit Biergarten und Halle oder die Martha-Pizzerei beschränkt, haben sie ihre Kompetenz unter Beweis gestellt.
Wir sind auf externe Investoren angewiesen, da sich die Stadt nicht nur aufgrund der Haushaltslage finanziell, zumindest bei den Baukosten, nicht daran beteiligen kann.
Der Appell mit der Chance höherklassigen Handballsport in Fürstenfeldbruck und der Region zu etablieren ist angekommen und führt hoffentlich auch zum Erfolg. Wie schätzen Sie aber die Chance ein, dass die Halle sportlich auch benötigt wird?
OB: Wenn Sie mit der Frage darauf abzielen, wo ich die Handballer bei der Fertigstellung der Halle sehe, die für Herbst 2023 anvisiert wird, kann ich aus fester Überzeugung sagen, dass ich sie dann immer noch in der 2. Liga sehe. Es wird keine leichte Aufgabe und Trainer Martin Wild spricht von einem kleinen Wunder, wenn ihm das mit der Mannschaft gelingen sollte. Ein kleines Wunder hat er schon 2015 mit dem Klassenerhalt in der 3. Liga vollbracht und wenn alle daran glauben und arbeiten, wird das auch in der 2. Liga gelingen. Ich habe bisher alle Spiele in der Wittelsbacher Halle gesehen und auch die Auswärtsspiele im TV verfolgt.
Die Mannschaft hat sich gesteigert und gezeigt, dass sie sicherlich mit der Hälfte der Zweitligateams mitspielen kann. Wenn es Martin einmal vergönnt ist über einen längeren Zeitraum mit dem kompletten Kader und gesunden Spielern die anstehenden Spiele zu bestreiten, werden sich die erforderlichen Erfolge gegen den Abstieg einstellen. Ich glaube daran und bin mir sicher, dass mit dem immer optimistisch, aber auch realistisch eingestellten Trainer, was er auch auf die Mannschaft überträgt, der Klassenerhalt gelingen kann.
Gibt es etwas, was Sie der Mannschaft und den Fans mit auf den Weg geben möchten?
OB: Ja, an die Mannschaft gerichtet, dass sie weiterhin an sich glaubt, damit sie nicht nur das Gefühl kennen lernt gegen renommierte Mannschaften unter Wettkampfbedingungen spielen zu dürfen, sondern auch mal die Stimmung mit Fans in größeren Hallen vermittelt bekommt. Ich bin mir sicher, dass sich das auch die Fans wünschen und sehr gerne in der Wittelsbacher Halle ihre „TuS-Panther“ gegen Mannschaften aus der 2. Liga überstützen würden.
Bedanken darf ich mich im Namen der Stadt auch bei den Sponsoren, die das Abenteuer 2. Bundesliga erst möglich machen und so die Sportstadt Fürstenfeldbruck als „Handballstadt“ bundesweit noch bekannter wird. Helfen wir zusammen, dass es auch in Zukunft der Fall sein wird, wozu eine größere Halle ganz sicher ihren Beitrag leisten könnte.
Wir bedanken uns für das Interview und hoffen, dass wir gemeinsam bald wieder mit Ihnen und den vielen Panther-Fans die Mannschaft in der Wittelsbacher unterstützen können.
Bürgerreporter:in:Erich Raff aus Fürstenfeldbruck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.