Im Sumpfe blüht die Kleinkunst – 35 Jahre „Hörbacher Montagsbrettl“

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Wann haben sie sich zum letzten Mal durch die gähnende Einfalt der Unterhaltungsprogramme gezappt?

Sich im „Komödiantensalat“ von Mario Barth und Konsorten mit gequältem Schmunzeln beträufelt?

Surfend durch das world wide web im „you tube“ einen 20 Sekunden fun-clip „heruntergetwittert“ ?

Noch nie ?!

Gehören Sie etwa zu denen, die noch Freude an hintersinniger Satire und handgemachter Musik haben?
Zu denjenigen, die – hautnah, Auge im Auge des Künstlers- Altmeister Dieter Hildebrandt, Gerhard Polt ,Well-Brüder, den Gurkenkönig aus Mittenwald, Calamorce und Cuttigatto, Sepp Raith und unzählig viele mehr, kennen?

Dann wissen sie – nein – sie schätzen es : Das „Hörbacher Montagbrettl“
Versteckt im beschaulich, innovativen Örtchen Hörbach, im Sumpfe Haspelmoors, beheimatet im Gasthof Sandmeir steht es nun seit 35 Jahren :
Das „Brettl“ , eine Kuriosität für sich. Die älteste Kleinkunstbühne Bayerns.

Man nahm acht Bierkästen, legte darüber ein Platte aus Pressspan und schon war sie fertig , die Bühne für alle genialen Entdeckungen aus der weiten Welt der Kleinkunst.
Sie trug alle, Meister und Genies, Leichtgewichte und Otti Fischer.
Sie stand als Geburtswiege von Hans, Michael und „Stofferl“ Well, oder kürzer, der „Biermösl-Blosn“.

Bis - ja bis - der „Durchbruch“ kam und der Span unter dem Druck der hüpfenden „Dema Schnackla Buam“ nachgab. Natürlich ersetzte man die Bierkästen mit einer unwesentlich stabileren Konstruktion, eine die weiterträgt was vor 35 Jahren begann.

An einem Montag im Monat findet es statt , das „Hörbacher Montagsbrettl“, im kleinen Kreise bis zu hundert Zuschauer bot und bietet es Platz für die Größen der „Kleinkunstszene“.
Das macht es besonders, schon immer und immer noch. Ganz im Stile ihrer Macher.

Toni und Jakob Drexler sowie ihr jüngerer „Brettl-macher-Sproß“ Harry Völk sind schier unermüdlich, oder immer noch nicht satt, dieser Welt Raum und Erleben zu geben.
Das „Unkraut im Kulturgarten“ ( Zitat eines ehemaligen Kulturlandkreisreferenten) blüht im Sumpfe von Hörbach ohne zappen, surfen und downloaden
.
Seit 1975 machen sie es! Nun gut, der Harry Völk hat das Recht des Spätgeborenen und „nur“ 25 Jahre auf den Brettln.
Begonnen hat es, aus einer Laune heraus, im Keller vom Gasthaus Sandmeir mit Bieranzapfen und einem Beitrag von Helmut Eckl.
Zur ersten Vollendung wurde es gebracht mit einem Sketch vom Toni Drexler und Hans Well. Getraut hat man sich, auf handgeschriebene Plakate einen gewissen Fredl Fesl oder die Gebrüder Panitz ( besser bekannt als Mehlprimeln) anzukündigen.

„ Montag war halt ein pragmatischer Tag für Künstler und Wirt, da haben alle Zeit“ , würde heute Jakob Drexler kurz das „Montagsbrettl“ beschreiben.

Den „Gurkenkönig aus Mittenwald“ haben sie entdeckt, heute besser bekannt als „Ringsgwandl“. Er und viele andere „Gache Wurzn“ zeigten, das Kleinkunst in der Kulturwüste zwischen München und Augsburg einen Nährboden hat.

Aber was bedeutet es nun wirklich, diese „Kleinkunst“ ?
„ Es ist die Nähe zum Publikum“ , meint Jakob, „ die diese Kunst so groß macht“. „ Da darf und wird auch mal angeeckt. Es kam schon mal vor, dass der eine oder andere Zuschauer früher ging. Im Dorf wurde manchmal über einen Abend diskutiert, aber die Wogen haben sich bald wieder geglättet.“

Eine weitere Besonderheit ! Hörbach steht hinter seinem „Brettl“. Besonders dann wenn die Hörbacher alle 5 Jahre ein Jubiläumsfestival feiern.
Das ganze Dorf hilft mit. Ein Zirkuszelt wird errichtet, zehn Tage Festivalprogramm von früh bis sehr spät, hingezaubert mit dem Flair aller Kunst auf die Moorwiese am Ortsrand.

Da lächelt der Toni Drexler und weiß : „ Wir sind nicht im Gewerbegebiet Hörbach. Wären wir in Maisach hätten wir ein Pflaster.“ Sein kleinkünstlerischer Instinkt und seine Erfahrung ist es, die Spannung aus Bewährtem und Neuem zu garantieren. Ihn zu recht feststellen läßt, „ der Grundstein vom Tollwood- Festival in München gewesen zu sein“

Alle kamen sie zum 35 jährigen „Brettljubiläum“ ! Die Zuschauer in Scharen und die Künstler gaben sich alle Ehre.
Von Altinger & Ligl über Sigi Zimmerschied , Biermösl Blosn , Helmut Schleich bis hin zu Roots Bredda und Jamaram, mehr als zwanzig Künstlergruppen im Sumpf der Blüte.

Ein Feuerwerk der Kleinkunst ging über Hörbach auf. Am Werke war die Gemeinschaft des Brettls und Dorfes, meisterhaft wie die Vielfalt der Darbietungen.

Und jetzt, Herr Toni Drexler ?

„Langsam könnt es einem fad werden, oder a ned“, verrät er mit einem geheimnisvollen Lächeln.

Sicher! Es wird weitergehen in Hörbach ! 40-, 45-, 50-, 60- jähriges Jubiläum…
60- jähriges Brettfestival ?

Ja, sicher !

Alina, Sophie, Luci, Simon - die Kinder der Drexlers- und deren Freunde waren schon beim diesjährigen Festival im Organisationsteam vorne am Start.

Das läßt sich auch in Zukunft nicht „wegklicken“.

Ein gelebter Wahnsinn ? Ja, sie können es im – fast gleichnamigen - Buch des „Montagsbrettl“ nachlesen.

Text: Happo Schmidt
Bilder: HörbacherMontagsBrettl

Bürgerreporter:in:

Andreas Gleixner aus Fürstenfeldbruck

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