"Lechrainerisch" - eine eigene Sprache, kein Dialekt
Je rarer gesprochene Dialekte werden, desto größerer Beliebtheit erfreuen sich Mundartabende. Nicht weniger als 75 Zuhörer konnte Otto Stedele im Rahmen seines Vortrags über den Lechrainer Dialekt im Staudenwirt in Oberfinning begrüßen. Dann ließ er ein fulminantes Feuerwerk an Informationen, Hintergründen und Geschichten aus der Region der Lechrainer Sprache abbrennen - zur Freude des Autorenkreises Landsberg und seiner Freunde.
Nach der begeisterten Begrüßung durch Autorenkreisgründer Helmut Glatz startete der Abend, den Iris Regele und Maximilian Hanke mit ihren schmissigen Rhythmen musikalisch umrahmten, mit einem Rückblick Otto Stedeles auf seine Kindheit, in der das Barfußlaufen ebenso der Normalfall war wie der gesprochene Dialekt. Dieser ist für ihn ein wichtiges Stück Heimat und ein kostbares Kulturgut, das Identität stiftet.
Nach einem kurzen Überblick über dessen Besonderheiten und Verbreitung macht er klar, dass das „Lejchroanerische“ kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache ist. Eine harte Bauern-Sprache, wie die Benennung von Charaktereigenschaften deutlich macht: da wurde eine Frau schnell mal zur „Zuchtl“ oder gar zu einer „bluatigen Huar“, wenn ihr Verhalten nicht der Norm entsprach.
Franziska Ostner, ehemalige Schulleiterin und eifrige Sammlerin aller erreichbaren Lech¬rainer Begriffe, las erst Otto Stedeles Erzählung einer zünftigen Andechs-Wallfahrt mit all ihren Begleiterscheinungen. Besonders interessierte sich das Publikum aber für Frau Ostners gesammelte Esskultur der Region:
Ob „Orwissubba“, „Oufanuul“, „Khraichads“, „Zoudlin“ oder „Schbaazasaichr“, es konnte die Begriffe mühelos zuordnen als Erbsensuppe, Ofennudeln, Räucherfleisch, Plätzchen und Spätzchensieb.
Klaus Stedele, ein Neffe des Referenten und begeisterter Dialektsprecher, gab drei markig-kernige Anekdoten über Lechrainer Originale zum Besten.
Über den Hexenglauben, der sich fast bis in unsere Zeit gehalten hat, las Frau Irmgard Schmid, Cousine des Referenten, einige Merkmale vor. Laut Stedele ersetzt die Esoterik heute den alten Hexenglauben, weil sie seiner Meinung nach mit denselben Methoden wie dieser arbeitet.
Zum Abschluss brachte Stedele hochinteressante Original-Belege aus dem 200 Jahre alten Buch eines Vorfahren über Zauber- und Heilungssprüche. Die gewaltige Begeisterung der Zuhörer zeigte, dass sie noch quicklebendig ist, unsere Lechrainer Sprache.
Bürgerreporter:in:Roland Greißl aus Fuchstal |
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