Erinnern oder Vergessen: was zählt in Frankfurt?
Gedenk-Momente

Gedenktafel im Jugendzentrum Gutleut des IB
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  • hochgeladen von Erich Neumann

Zum 40. Mal jährte sich am Montag 22. Mai 2023 der Todestag von Pfarrer-Familie Martin Jürges aus dem Gutleutviertel, anlässlich derer um 18.00 am nunmehrigen Familie Jürges Haus, Gutleutstraße 131, Pfarrer Andreas Klein eine Erinnerungstafel enthüllte.

Angesichts der gegenwärtigen Zeitgeschehnisse – von den immer schwerer werdenden Lebensbedingungen für Viele bis hin zum Kriegsgeschehen in der Ukraine und den davon ausgehenden Gefahren – ist eine Persönlichkeit wie Pfarrer Martin Jürges von größter Bedeutung.

Als Stadtjugendpfarrer war er beliebt und bekannt, setzte sich für benachteiligte Menschen in seinem Stadtteil ein und wirkte weit über die Region hinaus als höchst engagierter Friedens-Aktivist.

Pfingstsonntag kurz nach 14.00 – Familie Jürges war auf einem Ausflug in den Spessart – ereignete sich ein, an Tragik nicht zu überbietender Unfall im Frankfurter Stadtwald.
Aus einem Geschwader von fünf kanadischen Starfighter Kampfflugzeugen schert eine Maschine aus, die übrigen vier bilden eine neue Formation.
Kurz darauf fällt der einzelne Düsenjäger mit steil nach unten gerichtetem Bug geradezu zu Boden, fängt sich nochmal kurz in die Waagrechte und eine kleine Explosion zeigt, dass sich der 27-jährige Pilot mit dem Schleudersitz retten kann.
Die Zuschauer des Tages der offenen Tür der damaligen Rhein Main Air Base am Südrand des Frankfurter Flughafens sehen alsdann nurmehr eine schwarze Rauchwolke hinter Bäumen.
Auf der Autobahn bei Niederrad stirbt die Pfarrer-Familie in dieser Feuerwalze.

Ausgerechnet am Tag, als die Niederkunft des Hl. Geistes gefeiert wird, trifft es diese Ausnahme-Persönlichkeit, der Friedenskämpfer stirbt durch ein Militärflugzeug.
Auch wenn die Frage nach dem Warum unbeantwortet bleibt. Gott macht keine Fehler, lässt Pfarrer Martin Jürges in der Erinnerung leben und Mahner sein in einer Zeit, welche die Welt am Abgrund sieht.

Mit ihm starben seine Frau Irmtraud (38), seine Mutter Erna (77) und seine beiden Kinder Katharina (1) und Jan (11). Seine Nichte Gesine Wagner (19) erlag nach drei Monaten ihren Verbrennungen: schrieb in dieser Zeit noch das bewegende Buch Im Feuer ist mein Leben verbrannt.
In Folge dieses Unglücks wurden Schauflüge im Rhein-Main-Gebiet verboten.

Am Sonntag 21. Mai, 11.00, fand in der Matthäuskirche, Friedrich-Ebert-Anlage 33, ein erinnernder Friedensgottesdienst mit Stadtdekan Achim Knecht, Pfarrer Andreas Klein und Pfarrer i. R. Karsten H. Petersen statt https://www.youtube.com/watch?v=JLrlsmsXIUo.

Der, vom sichtlich bewegten Pfarrer Andreas Klein am Todestag vorgenommenen Gedenktafel-Enthüllung ging nah einführenden Worten ein Wechselgebet der Seligpreisungen voraus und schloss sich ein gemeinsames Vater unser an.
Danach wurde noch das Jugendzentrum des IB in der ehemaligen Gutleutkirche, Gutleutstraße 121, sowie die dortige Gedenktafel besucht, zu deren Entstehen Pfarrer Karsten H. Petersen berichtete, der als ehemals Nachbar-Pfarrer der Weißfrauengemeinde enge Kontakte zu Pfarrer Martin Jürges hatte, seinen Zuzug nach Frankfurt mit initiierte.

Für Pfingstsonntag 28. Mai, 12.00 erfolgt ein Gang zum Kreuz an der Absturzstelle, zu dem Treffpunkt mit Rädern um 11:30 an der Paul-Gerhardt-Gemeinde vorgesehen ist.

Während sich Gemeindemitglieder und an Familie Jürges Erinnernde zur Gedenktafel-Enthüllung einfanden, zeigte die Mainmetropole seitens ihrer Verantwortlichen keine Präsenz.
Befremdlich angesichts der gegenwärtigen Krisenlagen und dem, von vielen Hoffnungen begleiteten Neustart mit Oberbürgermeister Mike Josef, oder Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg mit Ihrem besonderen Integrations-Bezug.

Für den Karlsruher Architekten Hans Robert Hiegel besteht ein individueller Bezug zur Tragik in 1983, da im gleichen Jahr seine eigene begann.
Es war das Auftragsjahr Campanile, welche zur gleichnamigen Affäre wurde und die, bis heute gehende Verweigerungshaltung der Stadt Frankfurt zur seiner Existenzzerstörung führte.

Stark für jüdische Interessen engagiert – bsw. im Verein Denk mal – Denk immer | Initiative 09. November 1938, wie Neustart: dem Mal-Projekt Wie sehen Kinder die Welt – und vor Allem: wie sehen sie die Gotteshäuser anderer Religionen? – ist es von besonderer Unsäglichkeit das ein jüdischer Bau-Magnat seinen Nachteil mit befeuerte.

Die am 12. Januar 2023 verstorbene Adorno-Schülerin Dr. Hannelore Kraus, zeigte Zivilcourage und Durchhaltevermögen, lehnte selbst erheblichste Zahlungen für ihr Grundstück ab und entzog der Hochhausplanung somit die Basis.

Ihre Verbindung zu Pfarrer Jürges und zahlreiche Veranstaltungen in ihrem Haus zum Schutzengel | Kakao- und Kaffeehaus Nussknacker schließen die Kreise.

Vor dessen Tür Karlsruher Straße 5, 60329 Frankfurt hatte Hiegel daher am 22. Mai 17.00 im Vorfeld der Gedenktafel-Enthüllung zum Andenken an diese großartige Frau geladen.
Turgut Yüksel, MdL, musste kurzfristig absagen, da er als Mitglied des Untersuchungsausschusses zum Hanauer Anschlag bei einem Verhör in Wiesbaden sein musste.
Marcus Bocklet, MdL, gab Dr. Hannelore Kraus die Ehre, wusste auch anrührend aus eigenen Erlebnissen mit Pfarrer Jürges zu berichten und Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig hatte eine Grußadresse übermittelt.

So bleibt ein fahler Beigeschmack und die die Frage: wie verantwortungsbewusst stellt sich Frankfurt konkreten Situationen – nutzt deren mahnenden Charakter und sorgt für Bereinigung von Missständen?

Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
über MVFP Medienverband der freien Presse www.mvfp.de
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Gedenktafel im Jugendzentrum Gutleut des IB
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Fassade Haus zum Schutzengel | Kakao- und Kaffeehaus Nussknacker
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Erinnerungs-Gruppe für …
© Bild: www.cmp-medien.de CC – … Dr. Hannelore Kraus
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Marcus Bocklet, MdL und Architekt Hans Robert Hiegel
© Bild: www.cmp-medien.de CC – noch verhüllte Erinnerungstafel
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Pfarrer Andreas Klein bei Begrüßung der ...
© Bild: www.cmp-medien.de CC – ... Erinnerungs-Gruppe für …
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Pfarrer Martin Jürges und Angehörige
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Gebet der Seligpreisungen
© Bild: www.cmp-medien.de CC – enthüllte Erinnerungstafel
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Pfarrer i. R. Karsten H. Petersen vor Gedenktafel im JUZ des IB
© Bild: www.cmp-medien.de CC – ehemalige Gutleutkirche: jetziges JUZ des IB

Marcus Bocklet MdL, Affaire Campanile, Denk mal – Denk immer, Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, Gutleutkirche, Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, Architekt Hans Robert Hiegel, Initiative 09. November 1938, Oberbürgermeister Mike Josef, Pfarrer Martin Jürges, Jugendzentrum des IB, Pfarrer Andreas Klein, Dr. Hannelore Kraus, Kinder Mal-Projekt Neustart, Kakao- und Kaffeehaus Nussknacker, Ruhestandspfarrer Karsten H. Petersen, Haus zum Schutzengel, Starfighter, Turgut Yüksel MdL

Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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