Obstbaumschnitt im Hausgarten

40-jähriger Golden Delicious Halbstamm. Schnitt am 27.02.10. Vorab Sommerschnitt in 2009.
  • 40-jähriger Golden Delicious Halbstamm. Schnitt am 27.02.10. Vorab Sommerschnitt in 2009.
  • hochgeladen von Lothar Finger

Obstbaum schneiden ist eigentlich keine geheime Handwerkskunst und kann von jedermann/-frau auch selber durchgeführt werden - wenn ein paar Grundsätze dabei beachtet werden!

Geeignete Lektüre darüber gibt’s ausreichend, ausserdem kann man sich im Internet schlau machen. Empfehlenswert ist das Taschenbuch: „Obstbaumschnitt in Bildern von Hans Walter Riess“ (ISBN 3-87596-045-9, um die 5 € bei Amazon).

Am besten gehen Sie wie folgt vor:

1. Schnittzeitpunkt festlegen. Eine mögliche Schnitttabelle:

Äpfel, Birnen, Nashi > Von November bis in den März
Pfirsiche, Aprikosen > Im April vor der Blüte !
Süßkirschen > Von Juli bis September mit oder nach der Ernte
Zwetschen, Pflaumen, Mirabellen, Renekloden > Jeweils nach der Ernte oder auch im Frühjahr auslichten, kein Radikalschnitt

Für den Apfelbaumschnitt im Frankenberger Raum empfehle ich die frostfreie Zeit ab Ende Februar/Anfang März, in jedem Fall nicht unter minus 4 Grad oder bei nassem Witterung schneiden. Am besten beobachten Sie das Wetter und reagieren entsprechend flexibel.

2. Werkzeuge:

Bügelsäge, Klappsäge, Astschere, Gartenschere, Taschenmesser (alle scharf), Schneidgiraffe. Artikel vom Discounter sind zwar nicht ideal, aber für den Hausgarten okay. Bei großen oder älteren Bäumen benötigt man eine Motorsäge, einen Hochentaster und eine standsichere Leiter. Zu guter Letzt ein Wundverschlussmittel für die Schnittstellen.

3. Schnitttechnik:

Das o.g. Taschenbuch zeigt sehr anschaulich, wie richtig eingekürzt wird.

Grundsätzlich gilt: Lieber erstmal weniger, als zuviel schneiden und nicht wahllos schnippeln! Gehen Sie um den Baum mit einem „zweidimensionalen Blick“ herum. Alte, vertrocknete Äste, sich kreuzende, zu eng und nach innen stehende abschneiden. Dabei können auch gleich die steil nach oben gewachsenen „Wasserschösser“ entfernt werden. Lernen Sie auch den Unterschied zwischen Blüten- und Blattknospen kennen. Aus einer Blüte wachsen 2 - 5 Äpfel / Früchte.
Bei starkem Wuchs (Trieb) schwach zurück schneiden und umgekehrt, Schnittstellen der Leittriebe auf einer Höhe (Saftwaage), Knospen an der Schnittstelle zeigen nach aussen. Direkt am Stamm absägen (auf den Astring), keine Stummel stehen lassen, aber genügend Jungtriebe.

Bitte folgendes Baumgerüst vor Augen halten:
Mitteltrieb gerade, dazu rundum im 45-Grad-Winkel versetzte Leittriebe.
Wegen des günstigeren Lichteinfalls soll der Baum nach dem Schnitt pyramidenförmig sein, d.h. unten breit, oben schmal. Die alte Regel: Man soll einen Hut durchwerfen können", hat nicht an Bedeutung verloren.

4. Weitere Aktionen:

Die Schnittstellen mit dem Taschenmesser oder einer Hippe glätten und mit Wundverschlussmittel bestreichen (ab Größe ca. 2-Euro-Münze), keine alte Farbe oder Lack nehmen, das schadet dem Baum und der Natur !
Schnittgut in die grüne Tonne, zur Grünschnittannahme fahren oder verbrennen, hierzu aber bitte die Gemeindeverordnung beachten. Werkzeuge nach Gebrauch mit Spiritus reinigen.

Leimringe ab Anfang März entfernen. Lassen Sie die Nützlinge (Insekten) im Garten gewähren, anstatt großflächig Chemie einzusetzen. Wie man Jauchen, Brühen und ähnliches zur Schädlingsbekämpfung herstellt, davon mehr vielleicht beim nächsten Artikel.

Nun wünsche ich viel Erfolg und vor allen Dingen Spaß beim Schneiden - und nur Mut, ein deutscher Apfelbaum kann einiges vertragen!

Bürgerreporter:in:

Lothar Finger aus Frankenberg (Eder)

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