"Man hat sich hierzulande daran gewöhnt" - Antisemitismus-Ausstellung der Amadeu Antonio Stiftung Berlin

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Ausstellung „Man hat sich hierzulande daran gewöhnt“ – Antisemitismus in Deutschland heute

Was ist Antisemitismus? Diese Frage und Themen wie „Antisemitismus im Alltag, seine Beständigkeit und seine neue Dimension“ sowie „Antisemitismus unter Jugendlichen in Deutschland“ sind aktueller denn je. Eine Wanderausstellung mit dem Titel „Man hat sich hierzulande daran gewöhnt“ – Antisemitismus in Deutschland heute steht daher seit vergangenem Donnerstag in der Edertalschule Frankenberg. Als Teil zivilgesellschaftlichen Engagements soll die Ausstellung über Antisemitismus aufklären, zum Nachdenken anregen und zu aktivem Engagement aufrufen.

Für zwei Wochen haben die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 12 die Gelegenheit, sich über dieses brisante Thema zu informieren. In Gemeinschaft mit der Alten Landesschule Korbach und dem Gustav-Stresemann-Gymnasium Bad Wildungen haben die Fachschaften Geschichte und Politik der Edertalschule Frankenberg für jeweils zwei Wochen diese kleine und dennoch äußerst umfangreich gestaltete Ausstellung bei der Amadeu Antonio Stiftung Berlin ausgeliehen.

Schulleiter Stefan Hermes zeigte sich am Eröffnungstag sehr zufrieden über die Ausstellung. „Die Behandlung der Thematik im Rahmen von Schule ist sehr wichtig, und die aktuellen Ereignisse rund um den NSU-Prozesses sind ein trauriger Beleg dafür, dass es weiterhin ein Thema sein muss im Sinne der Aufklärungsarbeit. Wichtig ist daher die Behandlung im Unterricht und durch Ausstellungen, die allen Jahrgängen zugänglich gemacht werden sollten. Weiterhin haben wir demnächst eine Veranstaltung mit einem Film über die Neo-Nazi-Musikszene. Wichtig ist das, was nicht offen gezeigt wird, sondern was unterschwellig im Untergrund brodelt und was man mit solchen Ausstellungen zutage fördern kann.“ Gerade Musik spiele bei den Rechtsextremen eine große Rolle, um junge Menschen zu erreichen.

Das Thema ist im Unterricht nicht über den Lehrplan ausgewiesen, so werden die Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 zunächst für den Begriff des Extremismus sensibilisiert und dafür, wie Neonazis agieren, um Jugendliche in ihre Bewegung reinzuziehen. In den Klassen 12 und 13 wird dann auf theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen beurteilt, wie Extremismus in terroristische Bewegungen und damit in die Bereitschaft zum Ausüben von Gewalt mündet.

„Als Schule müssen wir uns damit auseinandersetzen, denn es gab in der Vergangenheit zum einen neonazistische Schmierereien in der Schule, zum anderen gibt es latente Formen von Äußerungen Jugendlicher, die von ihnen gar nicht als antisemitisch wahrgenommen werden“, so Stefan Hermes weiter. „Unsere Aufgabe ist das Aufklären und Problematisieren. Es gibt auch immer wieder einzelne Personen, die in der Schule Designermode mit fragwürdigen Logos aus der Neonazi-Szene tragen, doch wenn man darüber spricht, stellt sich heraus, wie naiv und unbedacht junge Menschen mit derartigen Dingen umgehen, weil sie unklar sind.“

Im Rahmen des Geschichts- und Politikunterrichts sind täglich von Lehrern geführte Besichtigungen durch die schulinterne Ausstellung geplant. Um den Nationalsozialismus aufzuarbeiten, gab es schon im letzen Jahr die Ausstellung „Lebensborn e. V.“, die das Thema der Rassenpolitik aufarbeitete, sowie einen Vortrag zur Wanderausstellung „Volk auf dem Weg“ (WLZ-FZ berichtete), die über Geschichte, Erlebnisse, Kultur und Schicksale von Deutschen informierte, die im 18. Jahrhundert nach Russland auswanderten und nach dem zweiten Weltkrieg als Aussiedler zurückkehrten mit dem Problem, in Russland „die Deutschen“ gewesen zu sein und in Deutschland nun „die Russen“ zu sein.

Aufgearbeitet werden sollen auch die neonazistischen Übergriffe von Jugendbewegungen, die im Schwalm-Eder-Kreis gezielt gegen Ausländer vorgegangen sind, sowie die Vernetzung von Geschichte und Politik und die Kontinuität des Antisemitismus vom Mittelalter bis heute. Gerade für Jugendliche stellt sich die wichtige Frage, wie sich dieses Phänomen halten kann und wie zum Beispiel in der Gesellschaft gezielt versucht wird, Jugendliche bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum abzugreifen, indem man sich ihnen als „Kümmerer“ nähert und sie für ihre Sache begeistert.

Die Ausstellung
Terroranschläge, körperliche Gewalt, Drohanrufe, Brandsätze, Schändungen, Graffiti – die Zahl antisemitischer Bedrohungen und Angriffe steigt. Die Ausstellung beleuchtet besonders die Situation in Deutschland. Um die Wahrnehmung für dieses Problem in der Bevölkerung zu schärfen, wird die Alltäglichkeit des Antisemitismus aufgezeigt. Die Ausstellung thematisiert jedoch auch neue Formen von Antisemitismus wie beispielsweise den islamistischen Antisemitismus. Ein wichtiger Aspekt der Ausstellung ist die Frage, was man konkret gegen Antisemitismus unternehmen kann.

Bürgerreporter:in:

Dorothea Wagener aus Frankenberg (Eder)

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