Ausgehend vom Hexenprozess gegen Katharina Kepler, die Mutter des Astronomen Johannes Kepler, schildert die aktuelle Schau des Römermuseums Güglingen die Hexenverfolgung in Südwestdeutschland. Sie ist vom 10.6.2012 - 3.3.2013 zu sehen.
Öffnungszeiten: Mi-Fr 14-18 Uhr; Sa/So/Feiertag 10-18 Uhr sowie für Gruppen und Schulklassen nach vorheriger Anmeldung (Geschlossen am: 1.1., 1.11., 24.12., 25.12. und 31.12.).
Der Hexenprozess gegen Katharina Kepler, ist wohl der berühmteste Hexenprozess in Baden-Württemberg. Er fand 1620/21 in Leonberg und Güglingen statt.
Die Ausstellung befindet sich unmittelbar am historischen Ort: Im Vorgängerbau des Alten Rathauses fanden die Verhöre im Prozess statt, im nahegelegenen einstigen Stadttor war die aus Leonberg-Eltingen stammende Katharina Kepler 14 Monate lang inhaftiert. Johannes Kepler verbrachte rund 12 Monate in Güglingen, um die Verteidigung seiner Mutter zu organisieren - und letztlich kam sie frei.
Die aufwendig inszenierte und eindrückliche Güglinger Schau möchte vor allem auch den stationshaften Leidensweg vieler Opfer betonen.
Sie beleuchtet nicht nur die Hintergründe von Hexenwahn und Folter, sondern zeigt anhand verschiedener weiterer Stationen die Entwicklung im südwestdeutschen Raum auf: Thematisiert wird beispielsweise die allererste Hexenverbrennung in Württemberg, die 1497 in Brackenheim stattfand oder eine der spätesten Verbrennungen der Region, die sich 1713 in Schwaigern zutrug.
Ein besonders schreckliches Kapitel wird mit den massiven Prozesswellen in der Fürstpropstei Ellwangen geschildert, welche mit rund 450 Todesopfern zwischen den Jahren 1588 und 1618 den einsamen Spitzenplatz in Baden-Württemberg einnimmt.
Der feste Glaube an den personifizierten Teufel und den Schadenszauber, den die mit ihnen im Bunde stehenden Hexen verübten, trieb einst die Hexenverfolger der geistlichen und weltlichen Macht in ihren Ausrottungsbestrebungen an - der Teufelsglaube war es auch, der im Jahr 1976 in Klingenberg am Main zu einem letztlich tödlich verlaufenen Exorzismus führte und die Gesellschaft erneut auf das fortwährende Vorhandensein derartiger Vorstellungen aufmerksam machte.
Heute existiert zwar in unserem Raum keine Hexenverfolgung mehr, doch möchte die Ausstellung dem Besucher auch weiterführende Denkanstöße liefern: Sie reichen von „Hetzjagden“ in den Medien bis hin zur Entwicklung zur Mobbing-Gesellschaft.
Ein umfassendes Begleitprogramm beleuchtet verschiedene Bereiche der Hexenverfolgung und Justiz in der Frühen Neuzeit (www.roemermuseum-gueglingen.de).
Zur Sonderausstellung erscheint im Sommer 2012 ein gleichnamiger Begleitband als Band 4 in der Schriftenreihe des Römermuseums Güglingen (ISBN 978-3-9812803-4-0).
Bürgerreporter:in:Enrico De Gennaro aus Güglingen |
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