Deutsch-Deutsch-Verständigung
Ost-West-Kaffee
Es war ein sonniger Nachmittag im beschaulichen Café “Ost-West”. Der Jammerossi, Herr Müller, saß an seinem Stammplatz am Fenster und starrte auf die vorbeiziehenden Passanten. Seine grauen Haare waren von den Jahren der Wende gezeichnet, und seine Augen hatten den Glanz verloren, den sie einst in der DDR getragen hatten.
Gegenüber saß der Besserwessi, Herr Schmidt, mit seinem MacBook und einem Latte Macchiato. Sein gestärktes Hemd und die teuren Schuhe verrieten seinen westdeutschen Ursprung. Er tippte energisch auf der Tastatur und schien die Welt um sich herum zu vergessen.
Herr Müller seufzte und rührte in seinem Kaffee. “Früher war alles besser”, murmelte er vor sich hin. “Die Solidarität, die Gemeinschaft – das fehlt mir.”
Herr Schmidt hob den Blick von seinem Bildschirm. “Ach, Müller”, sagte er spöttisch. “Ihr Jammerossis seid immer so nostalgisch. Die Wende war eine Chance! Freiheit, Kapitalismus, Wohlstand – das sind die wahren Errungenschaften.”
Herr Müller kniff die Lippen zusammen. “Wohlstand? Ich habe mein Leben lang gearbeitet und trotzdem reicht die Rente kaum zum Leben.”
“Das liegt an Ihrer Einstellung”, erwiderte Herr Schmidt. “Im Westen packen wir die Dinge an. Wir sind pragmatisch und erfolgreich.”
“Und arrogant”, knurrte Herr Müller. “Ihr Besserwessis denkt, ihr wisst alles besser. Aber ihr habt keine Ahnung, wie es war, als die Mauer fiel.”
Herr Schmidt lachte. “Die Mauer? Das ist doch längst Geschichte. Wir leben in der Gegenwart.”
Die beiden Männer sahen sich an – zwei Welten, die aufeinanderprallten. Doch dann bemerkte Herr Müller den Kaffee auf Herrn Schmidts Tisch. “Latte Macchiato”, sagte er. “Das klingt interessant.”
Herr Schmidt zögerte, reichte ihm dann aber die Tasse. “Probieren Sie mal. Vielleicht öffnet es Ihnen neue Horizonte.”
Und so saßen sie da, der Jammerossi und der Besserwessi, und tranken ihren Kaffee. Vielleicht waren sie unterschiedlich, aber in diesem Moment verband sie etwas – die Sehnsucht nach Verständnis und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Bürgerreporter:in:Thomas Ruszkowski aus Essen |
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