Berlin
Berlin – eine Stadt der Auswüchse

In den Zwanzigern ist Berlin mit 3,8 Millionen Einwohnern die drittgrößte Metropole der Welt. Keine Stadt drückt die Extreme ihrer Zeit so aus wie Berlin: Armut, Prostitution, Drogen, Vergnügungssucht und Kulturgenuss. Ein lautes, schnelles, rastloses Leben wie in einem permanenten Rauschzustand. Auch wenn das nur einer Minderheit vorbehalten war, prägt es den Mythos der wilden Zwanziger Jahre in Berlin bis heute. 

Ohne Koks nix los .

Ob Morphium, Opium oder Kokain, ob gespritzt, geschnupft oder geschluckt; die Berliner Vergnügungssüchtigen sind experimentierfreudig. Die Zahl der Drogenabhängigen ist hoch und immer häufiger erliegen Berühmtheiten ihrer Sucht, wie z.B. die Variété-Tänzerin Anita Berber.

„Anita Berber galt als verrucht, Vamp und Femme fatale, das Sinnbild des puren Exzesses und der neuen, begehrenden Frau zugleich und als die Verkörperung des weiblichen Bohémiens. Ihre exzessive Lebensweise sorgte immer wieder für Anstoß und Aufsehen. Sie zog Skandale förmlich an, sie nahm Morphin und Kokain, trank pro Tag eine Flasche Cognac und prügelte sich mit jedem, der ihr quer kam. Ihre Hemmungslosigkeit verkörperte den wilden Drang ihrer Generation zu leben, ohne Gedanken an eine schon verlorene Zukunft. Sie war schon immer so, wie die Deutschen erst durch die Inflation wurden: verschwenderisch. Nicht aber aus Prasserei, sondern weil ihr das Wort Zukunft völlig egal war. Dadurch wurde sie zum Idol der Inflation, zu ihrer Todesgöttin. 1925 stand sie komplett nackt für Otto Dix Modell, der sie so alt malte, wie sie nie wurde: ausgezehrt, eingefallen, faltig, der Mund blutrot, der Teint blass und die Augen todesdunkel. Doch sie verkaufte ihren Körper nicht nur als Modell, sie bot ihn auch physisch feil. Martha Dix: „Jemand sprach sie an, und sie sagte ,200 Mark.’ Ich fand das gar nicht so furchtbar. Irgendwie musste sie ja Geld verdienen“. Ihre oft nackt dargebotenen Tänze führten immer wieder zu tumultartigen Szenen während der Auftritte. Anita Berber machte Schluss mit jeder preußischen Disziplin und war berüchtigt für ihre Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit. So manches Mal fiel ein Auftritt aus, weil sie betrunken war oder von Morphium und Kokain benebelt.“

– Ricarda D. Herbrand: Göttin und Idol

Anita Berber wurde gerade mal 29 Jahre alt.

Bürgerreporter:in:

Thomas Ruszkowski aus Essen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

77 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.