Schneeglöckchen
So rein wie Schnee, von weiten Höh‘n gefallen,
Im Kelche mit des Frühlings Hoffnungsgrün,
Erscheint das Blümlein, das ersteht vor Allen,
Im Strahl der Wintersonne zu erblüh‘n.
Es hebt sich gläubig aus der warmen Erde,
Und streckt das Köpfchen schüchtern aus dem Schnee,
Zu fragen, ob‘s auch wirklich Frühling werde,
Weil ihm ein inn'res Drängen sagt: Ersteh‘!
Bald schimmert grün das Gras, die Vöglein singen,
Bald nickt der Sonnenstrahl ihm freundlich zu,
Da ruft‘s die Schwesterlein mit leisem Klingen:
Der Frühling kommt! Erwacht aus eurer Ruh‘!
Ihr Glöcklein, Frühlingsklänge meiner Seele.
Erblüht in stiller Waldeseinsamkeit,
Darf wagen ich‘s, euch in die Tageshelle,
Hinaus zu streu‘n aus eurer Dunkelheit?
O mögen milde Augen euch erblicken,
Die euer schlichter Kindersinn erfreut,
Und linde Hände nachsichtsvoll euch pflücken,
— Weil ihr des Lenzes erste Blumen seid!
Ein Gedicht Marie von Najmájer
(03.02.1844 - 25. Juli 1904), eine österreichische Schriftstellerin
Bürgerreporter:in:Thomas Ruszkowski aus Essen |
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