Luther ist der Held des Tages... oder- was wäre wenn?

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte sich im Vergleich zu den vorangegangenen nichts geändert. Europa wurde regiert vom Adel und der Katholischen Kirche, die meisten einfachen Leute waren immer noch arm und arbeiteten hart um ihre Familien durch den Tag zu bringen. Millionen Bauern starben unter diesen Bedingungen. Tatsächlich waren es so extrem, dass die einfachen Leute nur durch die tröstende Botschaft der mittelalterlichen Kirche überleben konnten. Die verbreitete Glaube damals war, dass dieses Elend Gottes Wille ist. Sie würden – wenn sie die Last schweigend ertragen – die Belohnung im Himmel erhalten, einem Land des Überflusses, wo aller Kummer vergessen sei und „Milch und Honig“ fließen würden.

Die Aristokratie und die Kirche hingegen lebten privilegiert in luxuriösen und beeindruckenden Schlössern. Die Kirchen waren die höchsten Gebäude in fast jeder Ortschaft. Die eindrucksvollste, der Petersdom in Rom, sollte zu Beginn des 16. Jahrhunderts neu erbaut werden. Um Geld einzutreiben schickte der Papst Gesandte aus, um so genannte Ablässe zu verkaufen. Ablässe waren Briefe, die eine Vergebung aller Sünden versprachen und Einlass in den Himmel für jeden. Jedoch unter einer Bedingung: Bargeld. Johann Tetzel war der berüchtigtste unter den päpstlichen Gesandten. Er trieb Millionen von armen Bauern dazu ihren letzten Groschen nicht in die Versorgung ihrer Kinder sondern in den „Schlüssel zum Himmelsreich“ für sich selbst zu stecken. Der Schlüssel war natürlich eine Illusion – im Gegensatz zu den Millionen Talern, die an den Vatikan flossen und für die Ausschmückung ihrer Gebäude sowie die Zementierung ihrer Macht gebraucht wurden.

Martin Luther – ein einfacher Mönch, der in Wittenberg Theologie studiert hatte – besuchte Rom in jungen Jahren und sah die dort grassierende Korruption mit eigenen Augen. Nachdem der Ablass-Händler Tetzel ankündigte, dass sein „Ablass-Zirkus“ Anfang November 1517 nach Wittenberg kommen würde, sah Luther sich zum Handeln gezwungen. Am Vorabend von Allerheiligen, dem 31. Oktober 1517, protestierte er gegen den vom Vatikan organisierten Betrug. An diesem Tag veröffentlichte er seine 95 Thesen gegen den betrügerischen Ablasshandel und nagelte sie, Berichten zufolge, an die „Anschlagtafel“ von Wittenbergs öffentlichem Leben – die Tür der Schlosskirche.

Martin Luthers 95 Thesen hatten eine Hauptaussage: Es gibt keinen „Schlüssel zum Himmelsreich“ den man kaufen kann. Jeder trägt den Schlüssel in sich selbst – oder auch nicht.

Bürgerreporter:in:

Wolf STAG aus Essen

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