Eine gefährliche Aufgabe- Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg besucht Einheiten in Afghanistan

Lob und Anerkennung hat Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg den in Afghanistan eingesetzten Bundeswehr-Soldaten und Polizisten gezollt. Uhlenberg hielt sich auf Einladung von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maziere zusammen mit Bundestagsabgeordneten unter Leitung des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Verteidigungsministerium Thomas Kossendey von Dienstagabend bis Donnerstagvormittag im afghanischen Masar-e-Sharif auf und informierte sich dort über die Situation der deutschen Einsatzkräfte. Uhlenberg kam im Camp Maral in Masar-e-Sharif u.a. mit Polizisten aus NRW zusammen, die im Rahmen der internationalen Polizeilichen Aufbauhilfe als Ausbilder für afghanische Polizisten arbeiten. Zurzeit sind derzeit 38 Polizisten aus unserem Bundesland in Afghanistan tätig. Sie gehören zum Kontingent internationaler Polizeikräfte, die seit 2002 im Rahmen der UN-Missionen hier im Einsatz sind.
Am Beginn des Programms stand eine stille Totenehrung auf dem Ehrenhain des Stützpunkts. Einem jungen Soldaten aus Minden, der im Juni bei einem Einsatz in Afghanistan fiel, ist der zuletzt angebrachte Gedenkstein des Ehrenhains gewidmet. An seiner Beisetzung hatte der Landtagspräsident teilgenommen. Im Mittelpunkt des weiteren Programms aus Briefings und Besichtigungen standen in Begegnungen mit Offizieren und Mannschaften die allgemeine Sicherheitslage, die zivile Entwicklung und natürlich auch der Alltag mit den Erfahrungen, Belastungen und Sorgen der Soldaten.
Weiterhin wurden Uhlenberg und die Bundestagsabgeordneten über die Infrastrukturen des Camps, die ärztliche Versorgung und moderne Aufklärungstechnik der Truppe informiert.

Eigentlich leisten sie Polizeidienst in Rheine, Dortmund, Köln, Bielefeld oder Düsseldorf, aber jetzt steht auf ihren Uniformhemden „Police“ statt Polizei. Klaus B. und Bülent C. (Namen geändert) sind Polizisten aus Nordrhein-Westfalen, die für bis zu einem Jahr Dienst als Polizeiausbilder in Afghanistan leisten. „Eine harte und wichtige Aufgabe, die meiner Ansicht nach zu wenig öffentlich wahrgenommen und anerkannt wird“, meint Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg. Jetzt machte er sich im deutsch geführten Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe ISAF selbst ein Bild über die Erfahrungen der Beamten und von Soldatinnen und Soldaten aus NRW. Im Reisegepäck hatte Landtagspräsident Uhlenberg ein großes Netz von Fußbällen, die „auch raue afghanische Plätze aushalten“. Die Polizisten können sie an Schulen oder Dorfgemeinschaften weitergeben. „Fußballleidenschaft gibt es auch hier“, freuen sich die NRW-Beamten über die „runden Botschafter“ aus dem Bundesland mit den meisten Bundesligavereinen.

Uhlenberg traf die Polizisten in ihrem „Copland“-Quartier, das Teil des auf dem sechs Quadratkilometer großen Stützpunktgelände der Bundeswehr ist. Ihre Arbeitswoche hat sechs Tage. Regelmäßig sind die Kräfte in der Region unterwegs. Zusätzlich findet ein Ausbildungsprogramm für die Afghan Nation Police (ANP) auf dem Stützpunkt statt, das gemeinsam mit Polizisten aus anderen europäischen Ländern und den USA bestritten wird. Bis zu einem Jahr lang dauert der Auslandseinsatz. Aktuell steigt das Thermometer regelmäßig auf über 40 Grad am Mittag. Die Umgebung mit Wüste und Felsengebirge sowie die Sicherheitslage machen Freizeit jenseits der Campzäune kaum möglich. Daher ist als Polizei-„Oase“ ein früheres US-Armeezelt ganz wichtig, das mit viel Liebe, Fahnen aller Bundesländer und einem bunten Mix afghanischer Möbel und Teppiche zum Treffpunkt hergerichtet wurde.

„Zum Engagement deutscher Soldaten und Polizisten im Ausland gibt es sicher unterschiedliche Auffassungen. Aber wir haben mit breiten parlamentarischen Mehrheiten in Deutschland beschlossen, am UN-Einsatz in Afghanistan mitzuwirken. Daher erwarten die für unser Land dort aktiven Frauen und Männer das echte Interesse, die Anteilnahme und Anerkennung der deutschen Öffentlichkeit und ihrer politischen Repräsentanten zu bekommen. Mir ist wichtig, für den Landtag diese Anerkennung zu zeigen“, so Uhlenberg.

Die aktuell in Masar-e-Sharif tätigen Polizisten gehören zu insgesamt 38 NRW-Beamten in Afghanistan. Sie bestätigten Uhlenberg, dass sie sich „insgesamt gut vorbereitet fühlen“. Vor dem Einsatz stehen spezielle Einführungskurse u.a. in Brühl. „Gerade deutsche Polizeikräfte genießen unter der Bevölkerung viel Sympathie und bei den lokalen Kollegen großen Respekt“, so ein Beamter aus Dortmund. „Dazu trägt bei, dass wir auch Dinge offen ansprechen, die aus unserer Sicht bei einem Einsatz oder auf einer Wache hier nicht gut laufen“. Dabei müsse man wissen, dass Kritik und Schulungen viel Fingerspitzengefühl brauchen, „denn die Landeskultur müssen wir unbedingt respektieren.“
Zu wenig werde man „in Deutschland über Fortschritte gesprochen, die es hier gibt“, stellen die Polizisten fest. Dazu gehöre, dass sich die meisten Afghanen Frieden wünschen. Sorge macht den Polizisten, dass ein zu rascher Rückzug der internationalen Truppen erreichte Fortschritte und Vertrauen zu früh ausheben könnte. „Natürlich ist hier fast alles anders und sehr schwierig. Insgesamt aber finden wir unseren Einsatz hier richtig“, vermittelten die Polizisten dem Parlamentspräsidenten. Einige wünschten sich, dass Auslandsverwendungen „beim weiteren Berufsweg noch etwas mehr Anerkennung finden“.
Uhlenberg griff die Beratungen im Innenausschuss des NRW-Landtages auf, der noch am 9. Juni 2011 den Afghanistaneinsatz der nordrhein-westfälischen Polizisten diskutierte. „Im Mittelpunkt standen ihre Vorbereitung und Betreuung der Beamtinnen und Beamten, die Sicherheitslage in Afghanistan, die Trennung zwischen militärischen und polizeilichen Aufgaben sowie der Stand beim Aufbau der afghanischen Polizei“. Seit 2002 sind mit der ISAF internationale Polizeikräfte hier im Einsatz.

Von hier aus leitet die Bundeswehr im Rahmen der ISAF-Mission der Vereinten Nationen die Sicherungsmaßnahmen im Norden Afghanistans. Im sog. Camp Marmal leben neben rund 4000 Soldaten aus bis zu 20 ISAF-Einsatznationen, darunter rund 2000 Soldaten der Bundeswehr und einige Dutzend Polizeibeamte aus Deutschland, anderen EU-Ländern und den USA. Ein Soldat aus NRW ist Jürgen S. aus Erwitte, in Uhlenbergs Heimatkreis Soest gelegen. S. hat sich von seiner Frau und seinem 19jährigen Sohn Anfang Juli für seinen Einsatz in Masar-e-Sharif verabschiedet, der bis Ende Februar dauern wird. Als Oberstleutnant im Generalstab ist er in der Einsatzunterstützung tätig, die die Soldaten aus bis zu 20 Nationen auf ihre mitunter sehr gefährlichen Patrouillenfahrten nährten und die gemeinsamen Einsätze mit afghanischen Streitkräften vorbereitet. S. ist mit den Bedingungen insgesamt zufrieden. Das weite Campgelände, das kein Grün und keinen

Baum kennt, biete „anständige Unterkünfte und tolle Sportmöglichkeiten, die von den verschiedenen Nationalitäten betrieben werden. Außerdem lasse der Dienst, der sieben Tage die Woche oft bis späte abends dauere, wenig Raum für Freizeit.
„Zahlreiche Offiziere und Mannschaften der im Wechsel jeweils über 5000 in Afghanistan eingesetzten Bundeswehrangehörigen kommen aus NRW oder aus Einheiten, die hier Standorte haben. 2013 wird - wie bereits 2003 - erneut das in Münster stationierte Deutsch-niederländische Korps die Führungsaufgabe im ISAF-Einsatz über-nehmen“, berichtet Uhlenberg.

Bürgerreporter:in:

Wolf STAG aus Essen

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