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Villa Hügel in Essen – Ein Vermächtnis der Krupp-Dynastie

  • Villa Hügel auf dem Essen-Hügel.
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Kreuz und quer durch das Ruhrgebiet führt die „Route der Industriekultur“. Sie verbindet Sehenswürdigkeiten miteinander, die aus einer Zeit stammen, als der Ruhrpott noch eines der wichtigsten Industriegebiete weltweit war. Erhalten sind dabei stillgelegte Bergwerke, Kokereien, die zur Verhüttung der Erze dienten, oder seit längerem auch Kunstobjekte, die zum Beispiel auf Halden aufgestellt sind. Zu Freizeit-, Informations- und Kulturzwecken finden diese Anlagen heute Verwendung. Aber es sind natürlich auch Industriedenkmäler, die es zu erhalten gilt. Das bekannteste ist wohl die Zeche Zollverein in Essen, die zum Welterberbe der UNESCO gehört.

Aber die Stadt Essen hat noch eine andere Sehenswürdigkeit zu bieten, die nicht weniger interessant ist als die Industrieanlagen selbst. Vom nördlichen Ufer des Baldeneysees, der durch die Ruhr gebildet wird und der von viel Grün umgeben ist, zieht sich am Hang der Krupp-Park hinauf. Und mitten darin steht die Villa Hügel, der einstige Familiensitz der Familie Krupp. Aus dem Gelände eines Gutshofes entstanden, hat dort Alfred Krupp, der die Firma zu großem Aufschwung geführt hat und der der Sohn des Firmengründers Friedrich Krupp ist, im Jahr 1873 den 28 Hektar großen Park anlegen und die Villa Hügel erbauen lassen. Da die Firma Krupp zeitweise sogar die größte Firma Europas war, musste natürlich ein repräsentativer Bau her. Und so hat die riesige Villa einen eigentlich eher schlossähnlichen Charakter.
Die Familie Krupp bewohnte sie in mehreren Generationen bis zum 2. Weltkrieg. Danach wurde sie 1945 von den Amerikanern beschlagnahmt, die darin als Besatzungsmacht ihr Hauptquartier einrichteten. Heutiger Eigentümer ist die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung. Verwaltet wird die Anlage von der Kulturstiftung Ruhr. Verschiedenste Ausstellungen finden darin statt, ebenso wie Konzerte. Und natürlich kann man die Villa und auch das Museum zur Kruppgeschichte, das in einem Seitentrakt darin untergebracht ist, auch besichtigen. Dazu sollte man sich viel Zeit mitbringen, denn es gibt viel Schönes und jede Menge Interessantes zu entdecken und zu erfahren. Einen halben Tag sollte man dafür schon einplanen.

Schon wenn man das Eingangstor mit dem freundlichen Pförtner hinter sich gelassen hat, staunt man über die weitläufige Parkanlage, die im englischen Stil angelegt ist. Diese zieht sich am Hang zum Baldeney See hinunter. Waldstücke, weite Wiesenflächen mit Baumgruppen und einzeln stehende, zum Teil exotische Bäume aus aller Welt bilden die Szenerie. Ob mächtige Mammutbäume, fossile Ginkos, moosbewachsene Ahornbäume, urige Zedern oder weitausladende Rotbuchen. Die Vielfalt ist groß. Dazwischen Gartenpavillons und die ehemaligen Pferdeställe. Und es macht viel Spaß, diese riesige Parkanlage mit herrlichster Natur zu erkunden. Immer wieder bleibt man vor irgendwelchen prächtigen Bäumen stehen, bestaunt deren Schönheit oder auch die weiten Durchblicke, die sich immer wieder, auch zur Villa hin, ergeben, egal von welcher Seite der Parkanlage auch immer.

Die Villa selber, die man über einen breiten Fahrweg erreicht, macht von dieser Seite einen eher nüchternen Eindruck. Einen schöneren Anblick bietet sie, wenn man sie von der Terrassenseite am Hang betrachtet. Aber besonders beeindruckt ist man, wenn man die repräsentativen Räume betritt. Man schreitet durch eine große Eingangshalle. Über Parkettboden unter einer holzvertäfelten Decke entlang, von der diverse Kronleuchter herabhängen. An den langen Wandfluchten hängen große Ölgemälde der Familienmitglieder verschiedener Generationen der Kruppdynastie. Mal einzeln dargestellt, mal als Paar hoch zu Ross oder als ganze Familie. Nur von Friedrich Krupp, dem Firmengründer, der 1787 in Essen geboren wurde, gibt es kein Bild. Einzig ein Scherenschnitt kann im benachbarten Museum betrachtet werden.
Im nachfolgenden Raum sieht man die Gemälde der letzten deutschen Kaiser samt Ehefrauen. Sie hatten eine engere Beziehung zur Familie, die deren Armee mit Rüstungsmaterial ausstattete. Und dafür war die Firma Krupp berühmt. Sie entwickelte unter anderem die Dicke Berta, die größte Kanone, die je hergestellt wurde und die auch im 1. Weltkrieg zum Einsatz kam. Doch die erfolgreichste Erfindung der Firma war wohl der nahtlose Eisenbahnreifen, der auch das Symbol der Firma werden sollte. Er wurde zum großen Geschäft. In Nordamerika befand sich damals ein weitläufiges Eisenbahnnetz im Bau, und hauptsächlich dorthin wurde diese neuartige Technik geliefert.
Weiter geht es durch die schlossähnlichen Räumlichkeiten. Zur Rechten wohl ein Teezimmer. Nach links die Bibliothek, die durch einen längeren Gang zum großen Gartensaal führt, dessen Wände wertvolle Gobelins schmücken. In einem weiteren großen Raum sind romantische Szenen der Jagd oder des Fischfangs an den Wänden dargestellt.
Über eine breite Holztreppe, die mit einem roten Teppich belegt ist, gelangt man in das darüber liegende Stockwerk. Und auch hier ist Staunen angesagt, wenn man das einstige Wohnzimmer der Krupps betritt. Heute werden in diesem großen Saal Konzerte abgehalten. Und neulich auch die Trauerfeier für den kürzlich verstorbenen Berthold Beitz, der lange Jahre der Generalbevollmächtigte der Firma war, der diese nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut hat und der Hunderten von Juden das Leben gerettet hat, indem er sie zu nicht zu entbehrenden Arbeitskräften erklärte.
Damit sind wir am Ende eines eindrucksvollen Rundganges angekommen, obwohl wir nur einen kleinen Teil der 269 Zimmer besichtigt haben. Wir haben Räume betreten, die früher, als die Familie Krupp diese bewohnte, nicht vielen Menschen zugänglich waren. Es waren Kaiser und Künstler und wichtige Personen aus Politik und Wirtschaft, die dort verkehrten. Und dazu war ein großer „Hofstaat“ notwendig. Zeitweise waren es über 500 Personen und Bedienstete, die auf diesem Anwesen arbeiteten. Es war praktisch eine Stadt für sich in der Stadt Essen. Es gab sogar ein eigenes Postamt.
Anschließend besuchen wir in einem anderen Gebäudetrakt das Museum. Und darin erfährt man eine Menge Interessantes über die Firma Krupp und die Industriealisierung überhaupt.
Und beim nächsten Besuch werden wir uns einer Führung anschließen, um noch mehr über das Thema Krupp zu erfahren, waren wir doch an diesem Tag auf einer Radtour eher zufällig hier gelandet. Nun ist das Interesse daran geweckt.
Einen Besuch dieses eindrucksvollen Anwesens mit der Villa Hügel kann ich jedem empfehlen, der im Ruhrgebiet unterwegs ist und ein Ziel für einen Ausflug sucht. Es lohnt sich.

Siehe auch:
- Der Tetraeder bei Bottrop - Ein attraktives Ausflugsziel im Ruhrgebiet
- Der Ruhrpott hat eine Menge zu bieten - Unterwegs auf der "Route der Industriekultur"
- Die Zeche Zollern in Dortmund - Ein Prunkstück der Industriekultur

  • Villa Hügel auf dem Essen-Hügel.
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  • Das Flüsschen Ruhr bei Essen, das mit seinem Namen ein großes Bergbau- und Industriegebiet prägte.
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  • Eine solche Szenerie verbindet man mit dem Namen Ruhrgebiet. Doch das war einmal. Auch wenn es dort unter der Erde noch ein unüberschaubares Tunnelsystem gibt, so hat es sich doch überirdisch zu einem Gebiet mit modernen Städten, aber auch mit viel Grün entwickelt.
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  • Der Baldeney See. Am gegenüberliegenden Hang liegt der Krupp-Park. Obenauf die Villa Hügel.
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  • Die Villa Hügel liegt in einer prächtigen 28 Hektar großen Parkanlage.
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  • Alfred Krupp, der Sohn des Firmengründers, führte die Firma zu Weltruhm. Er ließ den Park anlegen und die Villa erbauen, die von den nachfolgenden Generationen feudaler eingerichtet wurde.
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  • "Hart wie Kruppstahl", das ist bis heute ein Synonym für Qualität. Aus Stahl wurden nicht nur Schiffe und Eisenbahnen gebaut, sondern auch Kriegswaffen.
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  • Der Eingangssaal der Villa, für repräsentative Empfänge geeignet.
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  • Drei Krupp-Generationen auf einem Gemälde. Ursprünglich waren die Krupps vor 400 Jahren aus den Niederlanden eingewandert.
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  • Familie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Bertha Krupp, die Enkeltochter des Firmengründers, war Alleinerbin. Sie heiratete Gustav von Bohlen Halbach. Doch der Name Krupp wurde an die erste Stelle des neuen Namens gestellt.
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  • Eine der Leidenschaften der Krupps, das Reiten. Die Ställe befanden sich nicht weit von der Villa entfernt.
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  • Nach links geht es zur Gemäldegalerie der letzten deutschen Kaiser.
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  • Es gab Empfangsräume, Arbeits-, Lese- Tee-, Spielzimmer und viele andere. Für jeden Zweck das Passende. Auch das Personal wohnte teilweise in der Villa. Es hatte sein eigenes Treppenhaus. Bei 269 Räumen alles kein Problem. Bis zu 530 Personen waren zeitweise auf dem Anwesen beschäftigt.
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  • Der Gartensaal mit Blick durch die großen Fenster auf die Parkanlagen.
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  • Wertvolle Gobelins zieren die Wände. Die Krupps hatten viel Sinn für Kunst und klassische Musik.
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  • Ein Saal mit märchenhaften Alltagsbildern aus früherer Zeit an den Wänden.
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  • Pracht und Prunk lassen die Villa eher als ein Schloss erscheinen.
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  • Wenn im Kamin das Feuer flackerte, war es in einer illustren Gesellschaft sicher sehr gemütlich.
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  • Der Aufgang zur zweiten von drei weiteren Etagen. 40 Meter ist die Villa Hügel hoch.
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  • Kaiser, Politker, Künstler und Personen aus der Wirtschaft sind diese Treppe hinaufgeschritten.
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  • Der Durchgang zum einstigen Wohnzimmer.
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  • Und das war einmal riesig. Viel Grün, sicherlich Palmen, wie es Mode war, verschönerten es einst. Heute finden darin Konzerte statt.
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  • Und im September 2013 die Trauerfeier des "Jahrhundertmannes" Berthold Beitz. 400 hochkarätige Trauergäste waren geladen. Bundespräsident Gauck würdigte sein Leben mit einer Ansprache. Einige Tage später wäre er 100 Jahre alt geworden.
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  • Auch das Arbeitszimmer weist darauf hin, dass die Familie eine große Bedeutung für die Krupps hatte. Doch das Familienleben verlief alles andere als harmonisch. Oft kam auch Kaiser Wilhelm II. zu Besuch, der in diesem Raum mit Alfred Friedrich Krupp wohl über das Waffengeschäft sprach.
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  • Der Kaiser hatte im Haus sogar sein eigenes Badezimmer. Und das mit vergoldeten Wasserhähnen.
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  • Sechs Generationen lang befand sich die Firma Krupp im Familienbesitz. Alfred und Bertha Krupp in Marmor. Zurzeit des Firmengründers war die Fotografie noch nicht erfunden. So gibt es von Vater Friedrich nur einen Scherenschnitt.
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  • Der nahtlose Eisenbahnreifen wurde zur kruppschen Erfolgsgeschichte und zum Firmensymbol. Er sorgte für Sicherheit auf den Schienen bei dem bis dahin schnellsten Fortbewegungsmittel.
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  • Ein riesiges Gemälde in der Kruppvilla. Solche Szenen prägten das Ruhrgebiet.
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  • Alles nur mögliche wurde aus Stahl produziert. Damals war es noch mit viel Handarbeit verbunden.
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  • Und es war die Hochzeit der Eisenbahn, der Lokomotiven. Zu meiner Kinderzeit in den fünfziger Jahren prägten diese noch das Bild auf den Bahnhöfen.
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  • Der Blick von der Terrasse auf die Parkanlagen.
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  • Ägyptologie war damals groß in Mode. Spinxen gab es überall.
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  • Die Rückfront der Villa zum Baldeney See hin.
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  • Es macht viel Spaß, den weitläufigen Park am Hang zu erkunden. Natur- und Botanikinteressierte werden ihre Freude daran haben.
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  • Irgendwann werden wir die Villa Hügel wieder besuchen und uns dann einer Führung anschließen, um noch mehr darüber zu erfahren. Sie ist ein Highlight im Ruhrgebiet.
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1 Kommentar

Das ist ein ganz besonderer Ausflugtipp. Wenn ich mal wieder in der Nähe bin, werde ich mir dieses großartige Gebäude garantiert ansehen.

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