Phoenix Serie über das andere China- Sehenswert....
China ist das unbekannte Land der unendllichen Moeglichkeiten...
Geld spielt keine Rolle...
Der Fortschritt ist unübersehbar. Das macht auch der zweite Film der China-Reise deutlich. Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Kultur stürmen in die Moderne. Doch viele Menschen bleiben zurück. Alle gewinnen etwas, doch wie viel das für den Einzelnen ausmacht, darin steckt der große Unterschied.
Handel Lee ist gut gelaunt und zufrieden. Die Geschäfte des Anwalts laufen blendend. Die beste Adresse in Shanghai gehört ihm, am Ufer des Huangpo-Flusses. Der "Bund" war als Prachtboulevard schon vor Jahrzehnten berühmt, bevor die Kommunisten einen neuen Staat gründeten. "Bund Nr. 3", auf englisch "Three on the Bund", das ist Chinas feinster Tempel des Luxus. Mit exquisiten Restaurants und Boutiquen berühmter Marken.
Li Pingliang ist verzweifelt. 29 Jahre ist er alt und er hat keine Arbeit, keinen Lohn, keine Ausbildung. Auch er lebt in China, aber in einer anderen Welt. Sein Heimatdorf Yangba liegt in der ärmsten Provinz Chinas, in Guizhou. Ein paar Felder für Tomaten und anderes Gemüse, viele Steine, sonst nichts. Die Menschen wachsen hier auf und gehen fort. Auch Li will weg. "Meine Hoffnung, das ist einfach ein Leben mit ein bisschen Wohlstand."
SendeterminDi, 19.06.12, 06.45 Uhr
Das verspricht ja auch die Regierung: "Xiaokan", ein kleiner Wohlstand für alle Chinesen. Doch 850 Millionen der 1,3 Milliarden Chinesen leben auf dem Land. Für die meisten von ihnen ist der Wohlstand so fremd wie der Himmel. Li Pingliang und Handel Lee kennen sich nicht. Doch beide gehören zu Chinas Gegenwart, ihr Leben wird von den gleichen politischen Kräften beeinflusst.
Joachim Holtz begegnet den beiden Männern im zweiten Teil seiner Reportage-Reihe "China - Reise durchs Reich der Mitte". In dem Film reist er mit dem seinem Team von Shanghai nach Shenzhen, auf einem weiten Zickzack-Kurs durch die südliche Hälfte des Landes.
Fünfzig Kilometer von Shanghai entfernt steht der Hamburger Architekt Meinhard von Gerkan zwischen Sandbergen und Baumaschinen. Er arbeitet hier an der größten Aufgabe seines Berufslebens. Shanghais Planer gaben ihm einen Auftrag, der wohl kaum noch in einem anderen Land möglich wäre. Von Gerkan soll eine Stadt aus dem Nichts bauen, dicht am Gelben Meer.
Dann ein kleiner Reise-Schritt mit der Eisenbahn, und die Kamera erreicht ein abgeschiedenes Dorf in der Provinz Yunnan. Ein Zeitenwechsel, so scheint es, zurück ins 19. Jahrhundert. Archaische Lebensverhältnisse, es gibt keinen Strom, kein Telefon, keine Nachrichten. Bamei liegt abgeschieden hinter den Bergen, fernab von dem hastigen Wandel des übrigen Landes, wie zurückgelassen aus einer früheren Zeit.
Altes chinesisches Dorf (Quelle: reuters)
All dies existiert im gleichen Land zur gleichen Zeit. "Wenn man, wie unser Team, von Ort zu Ort zieht und immer neue Menschen trifft, dann bewegen die Gefühle sich wie ein Jojo, in schnellem Wechsel geht es auf und ab", so beschreibt es Joachim Holtz. "An jedem Ort, bei jeder Begegnung mit einem Menschen erleben wir ein Wechselbad der Gefühle. Schock und Begeisterung, Hochgefühl und Enttäuschung, die Sinne werden fast überstrapaziert."
Natürlich, eine Reise erreicht noch nicht das ganze China. Die Berichte zeigen nur Beispiele einer gewaltigen Veränderung. Die Bilder und Worte fügen sich zu einer subjektiven Zustandsbeschreibung zusammen, einer Momentaufnahme des bevölkerungsreichsten Landes der Erde. Das Neue kommt, aber das Alte ist noch nicht verschwunden.
www.phoenix.de (19.06.2012) China- 2 Der Weg....