Einflussreicher Mediator
Papst Benedikt XVI. reist vom 23. bis 29. März nach Mexiko und Kuba. Er besucht zunächst das mittelmexikanische León und fliegt anschließend nach Kuba weiter. In der kubanischen Hauptstadt feiert das Kirchenoberhaupt eine große Messe auf der Plaza de la Revolución und trifft mit dem Präsidenten des Staats- und Ministerrates, Raúl Castro, zusammen. Zuvor leitet er im Marienheiligtum von El Cobre eine Messe zu dessen 400-Jahr-Feiern. Prälat Bernd Klaschka nimmt auf Einladung der Kubanischen Bischofskonferenz am Papstbesuch teil. Carolin Kronenburg hat mit dem Adveniat-Geschäftsführer über die Rolle der Kirche in Kuba und den Papstbesuch gesprochen.
Prälat Klaschka, welche Rolle hat die katholische Kirche in Kuba?
Erlauben Sie mir eine kurze Einordnung: Anfang 1959 stürzten die kubanischen Revolutionäre unter Führung von Fidel Castro den Diktator Batista und errichteten ab 1961 einen sozialistischen Staat. Nach der Revolution haben viele Priester und Ordensleute das Land verlassen. Schulen und kirchliche Einrichtungen wurden geschlossen und verstaatlicht. Beschädigte Kirchen durften nicht mehr restauriert werden. Bis heute dürfen keine neuen Kirchen oder Pfarrzentren gebaut werden. In den ersten 25 Jahren nach der Revolution war kirchliches Leben nur sehr eingeschränkt in privaten Häusern oder den noch bestehenden Kirchen möglich. Die Kirche zog sich in die Sakristei zurück.
Mitte der 1980er Jahre setzte Tauwetter ein, was mit dem Papstbesuch 1998 einen Höhepunkt erreichte. 1992 wurde Kuba durch eine Verfassungsänderung von einem atheistischen Staat zu einem laizistischen Staat. Damit wurde Gläubigen die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei ermöglicht. Heute sind 60 Prozent der Kubaner getaufte Katholiken.
In welchen Bereichen wirkt die Kirche denn in die politische Wirklichkeit hinein?
Die katholische Kirche wird als Glaubensgemeinschaft anerkannt. Dennoch ist sie vom Erziehungswesen ausgeschlossen. Im sozialen Bereich wird die Betreuung alter Menschen in gewissem Umfang ermöglicht. Nach der Hurrikan-Katastrophe 2008 war sogar eine Zusammenarbeit zwischen staatlichen Einrichtungen mit der nationalen Caritas möglich.
Faktisch ist die Kirche der einzige Raum, in dem Platz für andere, unabhängige Positionen ist. Auch wenn die kirchlichen Medien gewissermaßen einer Selbstzensur unterliegen, übernehmen sie eine wichtige Rolle. Mit dem Katholischen Institut für Bioethik ist es sogar gelungen, als gleichwertiger Partner im akademischen Diskurs aufzutreten.
Wichtig ist auch die Vermittlerrolle von Kardinal Jaime Ortega im Bezug auf die Freilassung von Gefangenen: 2.900 politische Häftlinge ließ Staatspräsident Raúl Castro Weihnachten frei und begründete die Freilassung auch mit dem bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. Als „einflussreichen Mediator“ bezeichnet deshalb die Journalistin Christina Moebus die katholische Kirche in ihrer Studie „Kuba - Die katholische Kirche als Vermittler zwischen Staat und Gesellschaft“.
Bürgerreporter:in:Andreas Raddatz aus Essen |
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