Die Lust am Trødeln....
Ich war gestern wieder auf dem Flohmarkt. Allerdings nicht auf dem Marheinekplatz, sondern auf dem Arkonaplatz. Aber egal wo in Berlin ich schon einmal einen Stand auf einem Flohmarkt hatte (Mauerpark, Steglitz, Wedding, Tiergarten, Kreuzberg, Arkonaplatz), irgendwo sind es immer wieder gleiche Typen, die da kommen.Und über die möchte ich jetzt ein paar Worte verlieren.
Die Earlybirds: Noch bevor der Flohmarkt überhaupt aufgemacht hat, noch bevor die Standplätze alle verteilt sind und noch bevor alle Stände überhaupt ein Dach über dem Kopf haben, sind sie bereits unterwegs, um die ersten Schnäppchen und Schönheiten zu machen. Sie stört gar nichts: ob man noch am Aufbauen ist oder der Schweiß in Perlen von der Stirn rinnt, sie sind bereits da und bohren nach: Münzen, Orden, Kriegsfotos, Briefmarken?
Die Crawler oder auch Kistenkrabbler: ist der Flohmarktstand überdacht und stehen die ersten Kisten bereits zum Auspacken auf dem Tisch, hat der normale Trödler bereits das erste Mal verloren. Es dauert meist keine 5 Minuten, dann packen andere freundliche Hände ihre Umzugskiste aus. Meist ohne Respekt vor irgendetwas und ohne Rücksicht darauf, ob Sie das wollen oder nicht. Gesuchte Objekte: Handys, Navis, Digitalkameras. Wenn Sie nur das haben, können Sie bereits nach einer Stunde wieder gehen, mit leeren Kisten – und wenn Sie weiterhin Pech haben dann auch noch mit wenig Einnahmen.
Die Spotter: Stehen die Schätze erstmal auf dem Tisch drehen die Spotter ihre Runden. Sie lassen den Blick schweifen, kommen zum Schwatzen, Vergleichen und Handeln. Viele der Sachen landen manchmal auf Tischen anderer, regelmäßigerer Trödler, meist zum doppelten Einkaufspreis. Spotter kennen sich aus und sind beharrlich. Oft bekommen sie das, was sie wollen – zum guten Preis meist.
Die Flaneure: vom späten Vormittag bis zum frühen Nachmittag sind sie dominierend. Sie gucken und wühlen, sie kramen und lachen, sie probieren und handeln. Das sind die ganz normalen Käuferinnen und Käufer, die gerne mal über den Flohmarkt schlendern und nach dem Serendipity-Prinzip Dinge finden, die sie NICHT suchen. Das sind die schönen Momente: Menschen, die etwas erzählen und Freude daran haben, etwas Kleines auf dem Flohmarkt entdeckt und gekauft zu haben.
Die Abräumer: am späten Nachmittag ist die Lust am Trödeln meist weg. Stundenlanges Stehen, das Diskutieren um Kleidungsgrößen, Kratzer auf dem Display und ewiges Handeln – vielen reicht das dann. Die Chance für den Abräumer. Das ist die Uhrzeit, wo viele (Privat-)Trödler überlegen: weg damit oder doch nochmal mitschleppen? Weg damit, ist mein Rat. Und so verfallen am Nachmittag auch zusehends die Preise – außer bei denen, die jede Woche wiederkommen oder einfach nicht vom Objekt und ihrem ursprünglichen Kaufpreis loslassen können.
Die Bedürftigen: Ganz am Ende des Flohmarkttages kommen diejenigen, die gar kein Geld haben. Sie suchen in den leeren Kisten nach kleinsten Dingen, die sonst in den Müll wandern aber für den Trödler keinen Wert mehr haben. Meist mache ich immer eine Verschenkkiste – doch auch die bleibt manchmal noch gefüllt.
Trotzdem: das Trödeln macht Spaß, räumt die Keller und füllt die Geldbörse (meist jedenfalls…).
Bürgerreporter:in:Wolf STAG aus Essen |
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