Kulinarischer Stadtrundgang in Düsseldorf-Flingern
Was in Berlin, Hamburg und München Einwohner und Touristen begeistert, das funktioniert auch in Düsseldorf. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf bietet der seit 2008 bundesweit aktive Anbieter „Eat the World“ seine kulinarischen Stadtrundgänge nun auch in Düsseldorf an. In drei Stunden lernen die Teilnehmer den Stadtteil Flingern Nord kennen und genießen kulinarische Kostproben in sieben inhabergeführten Geschäften und Restaurants. Bei der Erkundung lernt man den Stadtteil auf ganz andere Weise kennen und bekommt Geheimtipps für Einkäufe und zum Ausgehen.
Jeden Freitag und Samstag um 11:30 Uhr beginnt die Tour im Herzen von Flingern. Guide Hans Klug oder einer seiner drei Kollegen erwartet die Gäste und erklärt das Konzept des kulinarischen Rundgangs durch den „Stadtbezirk 2“. Wo vor der Industrialisierung in einer ländlichen Randgemeinde Bauernhöfe standen und in der Mitte des 19. Jahrhunderts große Industriebetriebe aufblühten, gibt es heute einen durch die Bahnlinie Düsseldorf-Wuppertal zweigeteilten Stadtteil. Die Tour führt durch den traditionell und auch heute reicheren Norden, in dem früh Schulen, Kliniken und eine in Teilen erhaltene, opulente Stadtbebauung entstanden ist. Viele der Altbauten im Jugendstil stehen unter Denkmalschutz, sodass Flingern Nord sich einen besonderen Charme erhalten hat. Dank der in der Vergangenheit niedrigen Mieten im ehemaligen Arbeiterviertel haben sich in Flingern Künstler, Kreative und viele kleine Unternehmen angesiedelt, die den Stadtteil heute zu einem gefragten Wohnquartier machen.
Das sorgt für stark steigende Mieten, sodass in Flingern-Nord heute überdurchschnittliche Mieten bezahlt werden. Für manche Bewohner oder Kulturschaffende wie das beliebte Theater FLIN wird das zu einem Problem. Zugleich wächst der Stadtteil durch große Neubauprojekte wie den Wohnpark Grafental, in dem rund 1.000 neue Eigentumswohnungen entstehen. Beim Rundgang erlaufen die bis zu 16 Teilnehmer sich den Stadtteil auf gemütliche Weise. Sie kommen vorbei an der Birkenstraße, die von einer vierspurigen Durchgangsstraße wieder zur Flaniermeile werden soll und durch Hinterhöfe ohne Trubel und Lärm. Diese sind oft einen Blick wert, denn in Hinterhöfen verbergen sich nicht nur Rückzugsräume für die Einwohner, sondern auch Institutionen wie die Filmwerkstatt mit ihrem Sofakino oder Wohnung und Atelier der „letzten Hexe von Düsseldorf“. In einer ehemaligen Motorradwerkstatt lebt Angela Spook, die seit 13 Jahren immer ab 16 Uhr auf der Einkaufsmeile Kö zu sehen ist. Tradition und Kreativität liegen in Düsseldorf-Flingern ganz dicht beieinander.
Während der Tour berichtet der Guide aus der Geschichte des Stadtteils, von besonderen Projekten und beantwortet die Fragen seiner Gäste, die teilweise selbst in Düsseldorf aufgewachsen sind. So hören diese Details zum Projekt „Flingern-Mitte“, das aus einer Bahnunterführung einen Ort mit Aufenthaltsqualität gemacht hat. Ganz in der Nähe suchte Serienmörder Peter Kürten 1929 seine neun Opfer. Erst nach 15.000 Hinweisen aus der Bevölkerung und einem weiteren Mordversuch wurde der „Vampir von Düsseldorf“ in der Ackerstraße verhaftet und später hingerichtet. Höchste Zeit für die Gäste in der ersten von sieben Stationen einzukehren und in einer alteingesessenen Metzgerei eine Spezialität des Hauses zu probieren. Nur eine Straßenecke weiter macht die Gruppe erneut Station. Brot, Käse und Wein sind die Spezialitäten eines Bioladens in der Mitte des jungen und modernen Stadtteils.
Quasi im Vorbeigehen erfahren die Gäste, wie das Kinderspielhaus Kunst in das Alltagserleben von Kindern einbringt und hören staunend von mehr als 150 Ausstellungen teils weltbekannter Künstler in den letzten 35 Jahren. Galerien, Boutiquen und Cafés säumen die Straßen von Flingern. Eingekehrt wird auch im vietnamesischen Imbiss „ĂN BÁNH MÌ“. Inhaber Hoang Truong begeistert seine Gäste hier unter anderem mit seinen vietnamesischen Baguettes, bei denen das Weizen- durch Reismehl ersetzt wird. Perfekt dazu passt der Avocado Smoothie, den die Besucher auf Wunsch direkt beim Inhaber dazukaufen können. Individualität und Persönlichkeit stehen auch bei der nächsten Station im Mittelpunkt. In einem kleinen Café probieren die Gäste süße Kleinigkeiten und bestaunen in der Auslage kreativ gestaltete Hochzeitstorten. Manche Touren machen auch Halt im äthiopischen Restaurant „Lucy Abyssinia“. Im ganz in grün, gelb und rot dekorierten Gastraum verwendet man statt Besteck das Fladenbrot Ingera, um damit die in vielen Varianten angebotenen Speisen zu genießen.
Beim weiteren Rundgang zeigt der Guide den Gästen nicht nur das 1925 damals hochmoderne Wohn-Ensemble Eulerhof, sondern auch ein früher als Volksschule und Badeanstalt genutztes Gebäude, den zentralen Marktplatz und ein versteckt am Straßenrand in ein Gebäude integriertes altes Wegekreuz. Bei weiteren Stationen in einer ehemaligen Geburtsklinik, die heute mit zahlreichen Bildern der dort geborenen Einwohner geschmückt ist, und in einem traditionell ausgestatteten, gemütlichen Café rundet sich der Eindruck von Flingern ab. Nach sieben Stationen und drei Stunden hat man Flingern-Nord neu entdeckt, interessante Menschen kennengelernt und viele Ideen für Einkäufe und Ausgehen gesammelt.
Bürgerreporter:in:Christian Kolb aus Essen |
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