Ein Dorf wurde entwurzelt! Ohne Sinn?
Wer heute das Fernsehen einschaltete und Nachrichten aus der Region rund um Köln/Aachen schaute, der konnte sich nur noch an den Kopf fassen.
Seit Jahren beherrscht der Tagebau das Bild im Rheinland und sorgt für Familiendramen und Frustrationen unter den Anwohnern vieler Ortschaften. Diese Orte sollen Rheinbraun weichen. Der Braunkohlebagger kommt und die Einwohner werden und wurden zwangsumgesiedelt. Erst vor wenigen Tagen habe ich mir Inden und Pier angesehen. Doch auch Orte wie Jackerath, Immerath und Pesch habe ich bereits besucht.
In Pesch hatte man das Gefühl in einem Geisterdorf zu sein und in Immerath stand man fassungslos vor der wunderschönen Kirche, die demnächst ohne Wiederaufbau abgerissen werden soll. Ein wahres Schmuckstück, dem Untergang geweiht!
Ein Gefühl der Hilflosigkeit dürfte so manchen Anwohner beschlichen haben, als der Räumungsbefehl kam. Nun gut, sie würden entschädigt werden und andernortens neue Häuser und Lebensraum bekommen. Doch was ist mit den Wurzeln? Was mit gewachsenen Dorfstrukturen? Egal! Weg damit! Bei meinem ersten Besuch in Pesch war dort schon über 70 Prozent des Ortes zwangsumgesiedelt und man konnte erschreckend feststellen wie Plünderungen stattgefunden hatten. Kupferklau war noch das harmloseste. Der Bagger drang immer weiter vor und manche weigerten sich zu gehen. Sie hatten Transparente an den Häusern mit Sätzen wie, "Hier wohnen noch Leute!" oder ähnlichen Slogans. Zugegeben Rheinbraun hat seine Berechtigung, wobei manche sich heute fragen ob Strom nicht auch anderweitig produziert werden kann.
Wollen wir Atomstrom? Wollen wir Windenergie? Wollen wir Solarenergie? Oder wollen wir Kohlekraftwerke?
Manchmal wissen wir es wohl selber nicht so genau. Aber was man heute hören konnte, lässt einen am Verstand zweifeln. Die Umsiedlung von Pesch wurde gestoppt, da Rheinbraun nicht weiß ob sie dort überhaupt weiter baggern werden. Wie bitte? Noch vor wenigen Monaten musste das archäologisch wertvolle Gebiet rund um Haus Pesch abgetragen werden. Haus Pesch ein alter Landsitz wurde abgerissen. Und wofür? Soll dies nun alles umsonst gewesen sein? Was steckt wirklich hinter diesem Sinneswandel? Oder meldet man uns morgen anderes? April, April im Herbst wäre ja mal etwas völlig anderes. Ob man dies dann mit dem Klimawandel begründen kann? Ich bin gespannt! Die Alt Pescher dürften jedenfalls das kalte Grausen bekommen. Ihnen wurde ein Stück Heimat genommen. Nur der harte Kern, der bis jetzt die Stellung gehalten hat, darf nun weiter hoffen und bangen. Wobei wirklich viel ist nicht mehr da und als nächster Ort soll Immerath dem Erdboden gleich gemacht werden.
Netter Nebeneffekt, es war immerhin die Stadt Erkelenz, die dem Treiben rund um die Umsiedlung ein vorläufiges Ende bereitete.
(Meine Fotos wurden aufgenommen am 20. Juli 2011 )
Bürgerreporter:in:Elisabeth van Langen aus Köln |
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