"Was soll der Scheiß?", lautete die allererste Frage eines Bürgers auf der Tröglitzer Bürgerversammlung zum Thema Asylbewerberaufnahme.

Landrat Götz Ulrich im Gespräch
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Während Sturm Niklas über die sonst eher friedlichen Elsterauen im Burgenlandkreis stürmte, trafen sich Bürger im Alttröglitzer Kultur- und Kongresszentrum zu einer Einwohnerversammlung. Denn gestern stellte sich Landrat Götz Ulrich (CDU) der Herausforderung, Tröglitzer Einwohner endgültige Auskünfte zur geplanten "Asylbewerberaufnahme" zu erteilen.

Das dieses Bemühen nicht leicht sein würde, offenbarte er bereits in einem Interview gegenüber MDR-Radio-Sachsen-Anhalt. Sein letzter Satz im Vorbericht zur Bürgerversammlung lautete: "Das den Einwohnern hier, den Bürgern im Burgenlandkreis zu erklären, das ist eine Herausforderung.

Siehe dazu:http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/halle/asyl-in-tro...

Gleich zu Beginn der Veranstaltung verwies Ulrich auf das Ende der Diskussionsrunde, die nach zwei Stunden enden sollte. Ehe er sich der ersten Bürgerfrage stellte, dankte er den Zuhörern, dass sie seiner Anfangsansprache so diszipliniert zugehört hatten.

"Was soll der Scheiß" lautete die erste Frage, die ein Tröglitzer stellte und seine Ansicht bekundete, dass für die zu erwartenden Asylbewerber so viel Geld ausgegeben würde. Diese Frage werden sich wohl zukünftig wohl auch die Bürger stellen, die sich demnächst mit Asylbewerbern konfrontiert sehen. Denn, so war von Ulrich zu erfahren, dass derzeit weitere Standorte, wie Laucha, Nebra, Bad Kösen und Bad Bibra, zwecks Einrichtung von Asylunterkünften im Gespräch seien.

Im weiteren Verlaufe der Diskussion erfuhren die Besucher, dass die Asylbewerber der Gemeinde nicht zwangsläufig auf der Tasche liegen müssen. Denn es gäbe im Burgenlandkreis zahlreiche unbesetzte Arbeitsstellen, für die Arbeitskräfte gesucht werden. Es handele sich um Tätigkeiten, die auch ohne Ausbildung ausgeübt werden können. Als Beispiel wurde die Firma Henglein GmbH in Klosterhäseler genannt, die bereit wäre bis zu 15 Asylbewerbern einen Arbeitsplatz anbieten. Das bedeutet also, dass die zukünftigen Asylbewerber unter Umständen recht bald den eigenen Unterhalt sichern könnten. Aber auch den berechtigten Sorgen, die 40 Asylbewerber könnten die einzig im Ort tätige Hausarztpraxis belasten, konnte Ulrich mit einer hoffnungsvollen Antwort begegnen. Es sei geplant, einen weiteren Arzt im Zeitzer Klinikum anzustellen, der die Asylbewerber betreuen soll. Eine endgültige Entscheidung sei allerdings noch nicht getroffen.

Obwohl sich die Einladung des Landrates auf die Bürger des Dorfes Tröglitz bezogen, ergriffen auch andere Veranstaltungsteilnehmer, nicht zum Burgenlandkreis gehörende Besucher, das Wort. Insgesamt war es eine ruhige und sachliche Veranstaltung. Einmal wurde die Gesprächsrunde korrigiert, da ein Herr der Dame nicht den Vortritt als Rednerin ließ. Aber dieser kleine gesellschaftliche Fehltritt wurde ganz „gentlemanlike“ durch Ulrich geregelt. Er bat den Herrn darum, der Dame den Vortritt zu lassen. Damit bewies Ulrich, dass er in der Lage ist, eine große Gesprächsrunde nach Gesichtpunkten gesellschaftlicher Normen und Regeln zu leiten. So etwas ist wichtig, finde ich, dass dem schwachen Geschlecht bei Reden der Vortritt gelassen wird.

Ob den Tröglitzern diese Veranstaltung ausreicht um den zukünftigen Asylbewerbern mit weniger Ängsten, Sorgen und Befürchtungen zu begegnen, wird die Zukunft zeigen.

Ich selbst war und bin von dieser Veranstaltung enttäuscht.
Aus diesem Grunde suchte ich auch noch einmal das Gespräch mit einigen Besuchern. Da der Burgenlandkreis ein Dorf ist, fasse ich hier einige Gesprächsinhalte zusammen: „Ich habe Angst, dass weibliche Personen auf der Straße angepöbelt werden. Was passiert, wenn die Menschen am Ende des Monats kein Geld für Lebensmittel zur Verfügung haben. Werden sie dann ohne Bezahlung einkaufen?“ Diese Fragen ließen sich gestern Abend wohl nicht ausreichend beantworten. Obwohl, wie zu erfahren war, sich die Polizei in naher Zukunft auf derartige Fragen und Ereignisse einstellen wird. Trotz meiner persönlichen Enttäuschung konnte ich aber für mich noch einen guten Tagesabschluss finden. Auf dem Parkplatz sprach ich einen Herrn an, der vor seinem Auto stand. Ich wollte einfach erfahren, wie er die Veranstaltung erlebte. Und siehe da, trotz lausiger Kälte kamen wir noch ins Gespräch und ich erhielt eine Einladung zu einem gemeinsamen Kaffeetrinken zwecks Fortsetzung unseres Gespräches. Ich freue mich schon darauf, meinen weiblichen und politischen Horizont erweitern zu können. Und ich bin mir sicher, dass es ein gutes Gespräch sein wird, auch wenn uns beiden jetzt schon klar ist, dass wir politisch gesehen eine Brücke über einen breiten Graben bauen müssen.

Landrat Götz Ulrich im Gespräch
Diese kleinen Stiefelchen gehörten einem Kind, das während der Diskussion im Vorraum spielte.
Bürgerreporter:in:

Kornelia Lück aus Zeitz

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