"Das Leben eines Priesters ist das Leben eines Pilgers"

Ein strahlender junger Priester: Pfarrer Linson.
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Pfarrer Linson verlässt nach drei Jahren die Pfarreiengemeinschaft Nordendorf-Westendorf
Von Rosmarie Gumpp
Nordendorf/Westendorf: Es war ein Abschied in Etappen. Pfarrer Linson Thattil verlässt nach drei Jahren mit Ende des Monats September die Pfarreiengemeinschaft Nordendorf-Westendorf. Obwohl er „nur“ als Hausgeistlicher für Holzen zuständig war, hegte er den Wunsch, in den einzelnen Pfarreien einen Abschiedsgottesdienst zu feiern. So wurde der beliebte Geistliche in Westendorf, Allmannshofen, Nordendorf, Ellgau, Ehingen und Holzen von den Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, den Kirchenpflegern und mancherorts auch von den Bürgermeistern verabschiedet. Pfarrer LInson war allseits bekannt und beliebt, sein fröhliches und unkompliziertes Wesen ermöglichtn ihm einen raschen Zugang zu den Menschen, ob Kind, Jugendlicher, Erwachsener oder auch Senior. „Du warst stets bereit, auch über die Klosterkirche Holzen hinaus Gottesdienste zu feiern, wenn wir dich brauchten, du hast niemals nein gesagt“, so Pfarrer Norman D´Souza bei der weltlichen Abschiedsfeier im Westendorfer Pfarrheim. Bei einem Umtrunk versammelten sich stellvertretend für ihre Pfarreien die Kirchenpfleger, die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und das Hauptamtlichen-Team. Pfarrer Norman, der Leiter der Pfarreiengemeinschaft Nordendorf-Westendorf meinte in seiner Ansprache: „Das Leben eines Priesters ist das Leben eines Pilgers. Ein Pilger ist zu einem Ziel unterwegs und das bist du jetzt auch einmal wieder“. Pfarrer LInson wird in seinem Heimatstaat Kerala in Indien als Subregens in einem Priesterseminar das Fach Bibelwissenschaften lehren. Der eigentliche Abschied des Pfarrers wäre bereits schon im März gewesen, aber dann kam Corona dazwischen. Diese Zeit nutzte der junge Seelsorger, um fleißig an seiner Doktorarbeit in der Abgeschiedenheit des Klosters weiterzuarbeiten. Sobald Corona es zulässt, wird er im Flugzeug auf dem Heimweg ins ferne Indien sitzen. Wie Pfarrer LInson in seinen Abschiedsansprachen bestätigte, freue er sich sehr auf seine neue Aufgabe. Bibelwissenschaften studierte er in Jerusalem. Vor 15 Jahren trat Linson Thatill in der Erzdiözese Trichur in der Provinz Kerala ins Priesterseminar ein, 1998 begann er mit dem Philosophiestudium, ab 2002 studierte er an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom. Am 31. Dezember 2005 empfing der junge Geistliche die Priesterweihe in seiner Heimat und arbeitete ein Jahr lang als Kaplan in der Basilika in Trichur. 2007 packte ihn wieder das Reisefieber und der Wissensdurst und Pfarrer LInson begann mit dem Studium der Bibelwissenschaften in Jerusalem. Von dieser Zeit an kam er jedes Jahr zwei Monate lang nach Ursberg zur Urlaubsvertretung für deutsche Priester. Im Jahr 2011 zog Pfarrer Linson ganz nach Deutschland, genauer gesagt in die Dompfarrei nach Augsburg. Dort arbeitete er sechs Jahre lang, bis ihn der Weg im September 2017 als Hausgeistlicher nach Holzen führte. Rührend und aufopfernd kümmerte er sich um die noch dort lebenden vier Ordensschwestern. In der Stille des Klosters konnte er seinen Studien nachgehen, die Universität in Augsburg besuchen und an seiner Doktorarbeit schreiben, die kurz vor der Fertigstellung steht. Den vielen Menschen, die gerne auch seine Gottesdienste besuchten, wird Pfarrer Linsons offene, unkomplizierte und herzliche Art der Kommunikation und Begegnung unvergesslich bleiben. Viele bedankten sich mit einer persönlich gestalteten Seite in einem Album, das ihm David Monfroy aus der Pfarrgemeinde von St. Ulrich, Ellgau bei der weltlichen Abschiedsfeier überreichte. „Du wirst dich freuen, wie viele Menschen sich hier in diesem persönlichen Buch mit Gebeten, Gedanken, Meditationen, Bildern oder auch Zeichnungen dir gegenüber als dankbar erweisen“, so David Monfroy, der auch die Idee zu diesem Album hatte. Oliver Schneider sprach namens des Pastoralrates bei der Abschiedsfeier im Westendorfer Pfarrheim: „Du strahlst so viel Gottvertrauen und Freude aus – das ist richtig ansteckend. Deshalb wirst du auch oft Sonnenschein genannt“. In allen Abschiedsgottesdiensten umrahmten die Kirchenchöre oder auch Gesangsgruppen die feierliche Eucharistie und erfreuten mit ihren Liedbeiträgen. Pfarrer Linsons Dankensworte sprudelten dem geschickten Rhetoriker über die Lippen. Bei seiner allerletzten Messe in Holzen sagte er wörtlich: „Ich habe jeden Tag hier genossen, ich war keine Stunde traurig, ich war hier gut aufgehoben und glücklich. Ich nehme so viele lebendige Erinnerungen mit nach Indien. Dafür euch allen ein herzliches „Vergelt´s Gott“. So durfte Pfarrer Linson bei diesem allerletzten Abschiedsgottesdienst dem dienstältesten Ministranten der Diözese Augsburg Willi Welker aus Holzen zu dessen 85. Geburtstag gratulieren und ein Geschenk überreichen. Ministrant Helmut spielte auf der Mundharmonika ein Ständchen. Noch lange standen nach dem Gottesdienst die Menschen unter Einhaltung der Abstandsregeln und mit Nasen-Mund-Maske in der Nähe des Geistlichen, um ihm gute Worte oder auch ein persönliches Geschenk mit auf den Weg zu geben.

Bürgerreporter:in:

Rosmarie Gumpp aus Ellgau

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