Historischer Kaufmannszug macht Halt auf Gut Schwaighof: Schaulustige säumen den Weg - Unterhaltungsprogramm geboten
Samstagabend, 19:00 Uhr: Schaulustige säumen vor allem den Fahrradweg, der an Gut Schwaighof vorbeiführt. Dabei sind auch Anton und Monika Würfel aus Allmannshofen, die - wie die anderen auch - schon neugierig auf den historischen Kaufmannszug aus Seligenstadt in Hessen warten. Am Samstag, 28. Mai 2011 machte sich ein Kaufmannszug in zeitgenössischer Garderobe aus dem 18. Jahrhundert von Augsburg aus auf den Weg nach Seligenstadt bei Frankfurt/Main. Der Startschuss für die historische Handelskarawanne war um 10:00 Uhr auf dem Augsburger Rathausplatz. Nach dem Spektakel begab sich die Karawanne, bestehend aus Bürgern, Knechten, Mägden, Gauklern, Marketenderinnen, Handwerkern, Kaufleuten und Bauern auf den Weg zum Gut Schwaighof. Die zurückgelegte Strecke betrug 32 Kilometer, in Achsheim wurde eine Mittagsrast eingelegt.
Schauplatzwechsel - Gut Schwaighof, nun ist es 19:00 Uhr, aber von der Handelskarawanne ist noch nichts zu sehen und zu hören. Mit etwa 20 minütiger Verspätung wird der Tross sichtbar, aber was sind 20 Minuten Verspätung bei einem Fußmarsch von Augsburg nach Allmannshofen? Gerne erzählt Konrad Limberger, der mit einem "Fanbus" aus Seligenstadt angereist kam, vom Heimatbund in Seligenstadt, zu dem auch der "Historische Kaufmannszug" gehört. "Das sind alles Idealisten, die hier mitmachen. Sie opfern teilweise ihren Urlaub und bezahlen die Unkosten auch noch aus der eigenen Tasche", erzählt der ehemalige Berufsfeuerwehrmann. Und er freut sich sehr, als er die Gespanne endlich entdecken und mit dem Fotoapparat "festhalten" kann.
Ende des 18. Jahrhunderts waren die letzten Züge mit Kaufleuten auf dem Handelsweg von Augsburg aus Richtung Frankfurt/Main zur Messe unterwegs. Im Jahre 2002 gründete sich in Seligenstadt, dem letzten Rastort vor Frankfurt der Arbeitskreis "Kaufmannszug". Im Mai 2003 startete erstmals wieder ein Zug mit Kaufleuten von Nürnberg Richtung Frankfurt und im Juni 2007 wurde ein Kaufmannszug von Augsburg aus auf den Handelsweg Richtung Frankfurt auf den Weg gebracht. Für zwei Wochen begaben sich dafür etwa 100 Leute in ihren historischen Gewandungen mit 40 Pferden und 12 Fuhrwerken in das Abenteuer einer "Geleitreise" des 18. Jahrhunderts. Am 23. Juni 2007 erreichten sie nach genau 339 Kilometern ihr Ziel in Seligenstadt.
Am 28. Mai 2011 begab sich ein Kaufmannszug von Augsburg aus auf die lange und beschwerliche Reise nach Seligenstadt. Am 02. Juni 2011 wird sich von Nürnberg aus ein Kaufmannszug auf den authentischen Handelsweg nach Frankfurt bewegen. Die beiden Handelskarawannen werden sich am 04. Juni 2011 im Städtchen Aub vereinen, sich einen Tag Ruhe gönnen, um dann ab dem 06. Juni 2011 den Weg nach Seligenstadt gemeinsam zu absolvieren. Die Rückkehr nach Seligenstadt ist für Pfingstsamstag, 11. Juni 2011 nach knapp 340 Kilometern eingeplant.
Bereits im 11. Jahrhundert zogen Kaufleute nach Frankfurt zur Messe, die zu dieser Zeit noch eher einem Großmarkt glich. Mit zunehmendem "Kaufmannsverkehr" nahm auch die Zahl der Überfälle auf die Kaufmannskolonnen zu. Man musste die "Pfeffersäcke", wie die Kaufleute damals genannt wurden, schützen. Unter Friedrich II. wurden erstmals die Kaufmannszüge durch kaiserliche Schutztruppen gegen eine Gebühr "geleitet". So war die Begleitung der Kaufmannszüge bis weit ins 19. Jahrhundert hinein eine ständige Einrichtung.
Insgesamt nehmen heuer 198 Personen an den Zügen teil. Der jüngste Teilnehmer ist zwei Jahre jung, der älteste verweist auf stolze 79 Lenze. 46 Pferde, zwei Esel, 21 Fuhrwerke und neun Einzelreiter vervollständigen die Züge. Rund 1400 Übernachtungen in Hotels oder Pensionen mussten organisiert werden. Zudem wollen noch etwa 60 Personen in Zelten übernachten. Für die Pferde besteht ein mobiles Boxensystem, das tagtäglich auf- und abgebaut werden muss. Auch die tägliche Verpflegung will und muss gut strukturiert sein. Konrad LImberger: "Ein Erholungsurlaub ist die Teilnahme hier nicht schon eher ein Erlebnistripp". Auf Gut Schwaighof wurden nicht nur die Tiere bestens versorgt, auch für die Gäste und Besucher des Spektakels gab es lukullische Köstlichkeiten. Für den musikalischen Rahmen sorgte die "Schatzbergband" aus Allmannshofen, eine Rokokogruppe aus Seligenstadt erfreute mit ihren Tanzeinlagen. Das Ambiente des Gutshofes ließ die Gäste und Teilnehmer noch bis spät in die Abendstunden hinein gemütlich zusammensitzen.
Bürgerreporter:in:Rosmarie Gumpp aus Ellgau |
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