Großes Kabarett im kleinen Ellgau

"The show must go on"!
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Bissig und scharfzüngig: Die Wellbappn in Ellgau
Von Rosmarie Gumpp
Ellgau: Die Mehrzweckhalle der Gemeinde Ellgau wurde 1998 eröffnet. Grund genug den 20jährigen Geburtstag mit einem besonderen Event in der Mehrzweckhalle zu feiern. Kultur in Ellgau by Musikverein Ellgau e.V. organisierte einen Abend mit den Wellbappn. Christine Gumpp freute sich bei ihrer Begrüßung auch über die Anwesenheit von Oberingenieur i. R. Martin Oefele, der als Bauleiter für die Mehrzweckhalle verantwortlich zeichnete und der Architektin Susanne Oefele. Vor ausverkauftem Haus legten Hans Well und die Wellbappn eine bayerische Kabarett-Show hin, bissig, humorvoll, scharfzüngig und ernst verkündeten sie die ungeschminkte Wahrheit über das Heimatland Bayern. Die Wellbappn - das sind Vater Hans Well und seine Kinder Sarah (27 Jahre), Tabea (25 Jahre) und Jonas (22 Jahre). Sarah, Tabea und Jonas lassen ihren Vater gnädigerweise noch mitspielen, denn als ehemaliger Texter der Biermösl Blosn hat er nichts verlernt. Hans Well textet, der Nachwuchs kritisiert, verbessert, vertont seine Werke mehrstimmig und bringt den Vater mit virtuosen Musikstücken zur Verzweiflung. Mit ihrem Programm „Schneller“ haben die Wellbappn die Bühne in der Mehrzweckhalle in Ellgau stürmisch erobert. Das Programm besteht aus gekonnt vorgetragener Volksmusik und satirisch hintergründigen Texten zu aktuellen Themen aus Politik, Gesellschaft, Kirche, Umwelt und Schule. So outet sich beispielsweise Hans Well als kinderhassender Lehrer, denn zu viele Kinder gingen in Bayern auf das Gymnasium. Als Lehrer „tue“ er alles, um möglichst viele fertig zu machen. Das Ministerium unterstütze dies, „denn dort säßen schließlich lauter ehemalige Lehrer, die es nicht mehr ausgehalten haben“. Nicht fehlen durfte das „Freundschaftsspiel“ der Fußball-F-Jugend mit den übermotivierten Müttern oder Tabeas lupenrein auf der Geige gespielter Ausflug in die ungarische Musikwelt. Auch wenn die Wellbappn an diesem Abend „nur“ als Trio auftraten, Sarah war erkrankt, überzeugten sie von Beginn an. Das Eis war bald gebrochen und die Begeisterung des Publikums nahm von Stück zu Stück zu. Hans Well und sein musikalischer Nachwuchs überzeugten nicht nur teilweise mit respektlosen Texten („Nahles, die Gschlamperte und Sigi, der Gwamperte“), sondern die Wells bewiesen auch ihre große Musikalität. Da wurden im Eiltempo die Instrumente gewechselt und das waren sehr viele: Vater Hans an den Gitarren, Tabea mit der Steirischen, der Mundharmonika, der Geige, der Gitarre, einem ausgefallenen Xylophon und Jonas mit der Tuba, Trompete, Kontrabass und einer Zither. Der Liedbeitrag „Schau wias regna duat, s´Wasserl vom Dacherl wird zum Bacherl“ nahm die Versiegelung der Böden auf´s Korn – kritisches Liedgut gehört in ein Kabarett. Ganz schön bissig, bitterböse, manchmal aber auch augenzwinkernd nahmen die Wellbappn mit ihrer „Bappn“ (vorlautes Mundwerk) alles singend unter ihre kabarettistische Lupe, was die Schlagzeilen beherrscht: Asylpolitik, Dieselskandal, Klimawandel, Digitalisierung, Seehofer, Söder, Dobrindt. Weil die CSU den Familiennachzug verbiete, habe Seehofer schließlich alleine nach Berlin ziehen müssen und was Dobrindt von sich gebe, könne direkt in eine Biogasanlage eingespeist werden. Das Publikum feierte Hans, Tabea und Jonas Well mit stürmischem Applaus. Gerne war das Publikum auch dabei, den Refrain „Aloah he“ zu singen oder als bayerisch-schwäbischer Andalusier rhythmisch mitzuklatschen. Eine besondere Überraschung hatten die Drei für das Ellgauer Publikum gleich zu Anfang parat: Es gab ein eigenes Lied über die Gemeinde am Lech. Die Künstler hatten sich kundig gemacht über Ellgau und seine Umgebung, beispielsweise das Internet oder den dorfeigenen Kreisverkehr. Mit einer Predigt gegen die Bigotterie der CSU endete ein großer Kabarett-Abend in der Ellgauer Mehrzweckhalle, der sicher noch lange in den Köpfen der begeisterten Besucher herumspuken wird. Ohne Zugaben kamen die Wellbappn allerdings nicht davon. Christine Gumpp von „Kultur in Ellgau“ und Musikvorstand Georg Zwerger bedankten sich bei den Künstlern nicht nur mit Worten sondern auch mit Blumen und einem guten Tropfen.

Bürgerreporter:in:

Rosmarie Gumpp aus Ellgau

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