Logik - „unvergleichlich“



Unlogik in unserer Sprache – Unlogik in unserem Denken – Unsinn in unsrem Handeln.

Vor langer Zeit lernte ich die Kunst des Programmierens. IBM (Internationale-Büro-Maschinen) hatte gerade die „IBM 1401“ (sprich: vierzehn-Null-Eins) herausgebracht; diese Maschine hatte (daher ihr Name) exakt 1.401 Speicherplätze für das Programm plus die Daten, jeder Speicherplatz zu 6 Bit (6-Bit-Code). Wenige Jahre später brachte IBM das neue Maschinensystem „IBM /360“ heraus, warum „360“ und was der Schrägstrich davor bedeuten sollte, wusste selbst IBM nicht; eine Maschine mit dem noch heute gebräuchlichen 8-Bit-Cod.
Man (also auch ich) benutzte die Programmiersprache „Assembler“, eine sehr hardwarenahe Sprache. Um einen Vergleich durchzuführen, waren immer zwei Befehle erforderlich: a) Befehl „Vergleiche“; b) Befehl „Abfrage“, wie der Vergleich ausgegangen ist. Die Form der Fragestellung, die Formulierung der Frage, musste stets so sein, dass die Antwort ein klares Ja oder Nein sein konnte. - Unsere Sprache fasst diese beiden Befehle in dem Wort „unvergleichlich“ oder „unvergleichbar“ in der Art zusammen, dass das Vergleichsergebnis „ungleich“ ist. Unsere Sprache lässt viele Formulierungen zu, deshalb gibt es auch viele Antworten, auch viele vieldeutigen. - Eine klare, eindeutige Sprache formuliert Fragen, wie seinerzeit vom Assembler erzwungen, stets so, dass die Antwort nur ein klares Ja oder Nein ist.
Da in der Maschine die Daten, damals wie heute, nur eine beliebige Abfolge von „0“ und „1“ sind, muss dieser wertfreien Abfolge durch Gliederung ein Sinn gegeben werden. Bei dem Befehl „Vergleiche“ musste daher unterschieden werden, wie diese Bitfolge zu interpretieren ist, die Möglichkeiten waren (unter anderen) „zeichenweise“, „binär“, „gepackt“; bei falscher Befehlsverwendung brach entweder das Programm zusammen oder es war mindestens das Vergleichsergebnis unsinnig. - Allgemein: bevor ich eine Frage stelle, muss ich mir überlegen, was ich eigentlich fragen will, unsinnige, unzweckmäßige, falsche Fragen, führen zu unsinnigen, falschen Antworten!
In der (deutschen) Geschichte, gibt es Ereignisse, die sind angeblich unvergleichbar – aber wenn wir sie trotz Verbot doch vergleichen, kommen wir zu neuen, richtigeren, besseren Erkenntnissen.
Das war die Vorübung.
Frage 1: Gibt es zwischen Russland und der Ukraine derzeit einen bewaffneten Konflikt? JA / NEIN. Ich entscheide mich für JA.
Frage 2: Wird dieser Konflikt ein Ende haben? JA / NEIN. Ich entscheide mich für JA.
Frage 3: Liegt das Land, der Staat, Russland derzeit östlich von Deutschland? JA / NEIN. Ich entscheide mich für JA.
Frage 4: Wird es das Land, den Staat, Russland nach dem Ende des derzeitigen Konflikts mit der Ukraine noch geben? JA / NEIN. Ich entscheide mich für JA.
Frage 5: Wird das Land, der Staat, Russland auch nach dem Ende des Russland-Ukraine-Konflikts noch östlich von Deutschland liegen? JA / NEIN. Ich entscheide mich für JA.
Frage 6: Sind die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland derzeit schlecht? JA / NEIN. Ich entscheide mich für JA.
Frage 7: Sollten die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland nach dem Ende des derzeitigen Konflikts mit der Ukraine wieder verbessert werden? JA / NEIN. Ich entscheide mich für JA.
Frage 8: Wie sollten die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland verbessert werden? STOPP! Formal falsche Frageform. - Aber jetzt dürfen Sie sich seitenlang darüber auslassen, wie diese Verbesserung der Beziehungen erreicht werden könnte – oder sollen diese Beziehungen in alle Ewigkeit schlecht bleiben?
Wir haben 7 Fragen gestellt. Jede Frage hat exakt 2 mögliche Antworten. Hätten wir jeden möglichen Fragestrang verfolgt, hätten wir (2^7=) 128 Antwortvarianten, die alle irgendwie zu bewerten wären. Aber wenn wir nur einmal falsch abbiegen, verpassen wir die (möglicherweise) einig richtige Antwort.
Ich formuliere die Frage 1 neu, jetzt nicht bereits an Russland angepasst:
Frage 1 neu: Gibt es zwischen Russland und der Ukraine derzeit einen Krieg? JA/NEIN. Ich wähle NEIN (wie Putin).
Frage 2 neu: Kämpfen in der Ukraine Soldaten (reguläre Truppen)? JA/NEIN. NEIN, weil ja kein Krieg!
Frage 3 neu: Kämpfen in der Ukraine Partisanen? JA/NEIN. Nein, denn Partisanen kämpfen in einem Krieg hinter der Front: kein Krieg, keine Front, keine Partisanen.
Frage 4 neu: Kämpfen in der Ukraine Terroristen? JA/NEIN. JA, denn sie töten Zivilisten, Unschuldige.
Frage 5 neu: Dürfen Terroristen getötet, erschossen, werden? JA/NEIN. JA!
Frage 6 neu: Dürfen die Unterstützer von Terroristen wie Terroristen behandelt werden? JA/NEIN. Ja!
Frage 7 neu: Dürfen die auf ukrainischer Seite Kämpfenden und ihre Unterstützer (Zivilisten) als Terroristen erschossen werden? JA/NEIN. JA! ???
*
Stellen wir die richtigen Fragen in der richtigen Form.
Frage: Wird Putin als „Putin, der Große“ in die Geschichte eingehen? JA/NEIN.
27.06.2022
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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