Auge um Auge
Göttliche Anweisungen mit teuflischen Folgen.
Die Zeichenfolge: „Auge um Auge“ findet die Suchfunktion meines Textprogramms an drei Stellen im vor über zwei Tausend Jahren geschriebenem Alten Testament der Bibel, das sowohl für die jüdische wie für die davon abgespaltene christliche Religion gilt. Die einzige Fundstelle im Neuen Testament – Matthäus Kap. 5 Vers 38 – widerspricht den Anweisungen im Alten Testament; nur die Christen, für die diese Fundstelle gilt, befolgen diese christlichen Anweisungen nicht und sie halten sich lieber an das Alte Testament.
Anweisungen im Alten Testament:
• 2. Mose, Kapitel 21, Vers 23-25: „Kommt ihr aber ein Schade daraus, so soll er lassen Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brand um Brand, Wunde um Wunde, Beule um Beule.“
• 3. Mose, Kapitel 24, Vers 19-20[21]: „Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er hat einen Menschen verletzt, so soll man ihm wieder tun. Also dass wer ein Vieh erschlägt, der soll's bezahlen; wer aber einen Menschen erschlägt, der soll sterben.“
• 5. Mose, Kapitel 19; Vers 21: „ Dein Auge soll sie nicht schonen; Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß.“
Diese göttlichen Anweisungen sagen zweierlei: Erstens: Du sollst nicht weniger vergelten; zweitens: Du sollst nicht übertreiben. Und damit ist der Streit geboren, denn wer bestimmt das richtige Maß? Die Ohrfeige für das Auge ist zu wenig, der Totschlag ist zwar zu viel, aber der Erschlagene wird es auch nie wieder tun. Ein Gott mag vielleicht immer und jederzeit das richtige Maß finden, der Mensch ganz sicher nicht. Darf ich den Schlag wiederholen, weil – nach meiner Meinung und Wertung – der erste Schlag nicht stark genug war? Und wenn, wie oft darf der Schlag wiederholt werden, bis das rechte Maß erreicht ist? - Also eine göttliche Anweisung mit der Einflüsterung des Teufels?
Und wie ist die richtige Zeitrechnung?
Zeitpunkt 1: Mann A schlägt Mann B. Erstschlag.
Zeitpunkt 2: Mann B schlägt Mann A als Vergeltung gemäß der göttlichen Weisung, vielleicht mit etwas Verzögerung.
Zeitpunkt 3: Mann A schlägt nun Mann B als Vergeltung dessen Schlags zuvor, denn Mann A hat seinen Schlag im Zeitpunkt 1 längst vergessen und wertet daher den Schlag von Mann B als Erstschlag.
Zeitpunkt 4: Mann B schlägt … und so weiter bis in alle Ewigkeit.
Vergeltung für Vergeltungsschläge – das kommt uns doch sehr gegenwärtig und bekannt vor. Man muss die Zeitrechnung nur um einen Schritt verschieben und schon lässt sich die göttliche Anweisung mit vollem Recht anwenden. Und wer weiß nach hundert Jahren noch, wer den ersten Schlag getan hat? Wer hat wem wann welches Land gegeben oder genommen? Spielen da ein oder zwei Tausend Jahre irgendeine Rolle? So beginnt, so führt man Kriege, Schuld ist immer der andere, ich bin doch immer der Angegriffene, der sich lediglich verteidigt, der berechtigte – Gott gewollte - Vergeltung übt.
Die als Gottes Wille und Anweisung dargestellte Selbstvernichtung der Menschen, eine wahrhaft teuflische Meisterleistung – nur, die Zeichenfolge „Teufel“ wird im Alten Testament nicht gefunden.
16.04.2019
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck
Bürgerreporter:in:Hermann Müller aus Einbeck |
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