Vorsicht, Klassik! Dieter Hildebrandt 7.11.2009 Stadthalle Stadtallendorf

Dieter Hildebrandt, Jahrgang 1927, ist eine Legende des deutschen Kabarett. In Niederschlesien geboren, landete er nach dem Krieg über die Oberpfalz in München. Bekannt wurde er durch die Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Es folgten im Fernsehen Notizen aus der Provinz und Scheibenwischer. Wie landet man dann in Stadtallendorf? Dafür hat er natürlich eine Antwort parat. Wenn man seit 50 Jahren unterwegs ist, landet man zwangsläufig auch einmal hier. In der schönen Stadthalle, die etwas zu groß für den Ort scheint und wie noch nicht bezahlt wirk, wie er meint. Ein Programm gemeinsam mit den Philharmonischen Cellisten Köln. Ihr Anliegen ist es Klassik mit Humor aus dem ernsthaften klassischen Konzertbetrieb heraus zu holen. Und das gelingt ihnen von Anfang an, ob mit Haydns südamerikanischen Saitensprüngen oder den vier Nationalhymnen in Sparversion. Werner Thomas-Mifune hat sich viel Einfallen lassen für die 6 Violoncelli und man hat Mühe die vielen Themen, die in seine Variationen eingebaut hat zu erkennen. Zwischendurch moderiert Dieter Hildebrandt, mal locker, mal auch gewohnt bissig satirisch, so etwa zum neuen Kabinett. Nach der Pause sind sicherlich Highlights die Regentropfen-Prelude nach Frederic Chopin und die Boulevard-Zeitungs-Oper von Thomas-Mifune Frau liebt Mäuse mehr als ihren Mann in der Hildebrandt den Originaltext rezitiert. Hildebrandt flirtet nicht mit der Fotografin, wie in der lokalen Presse zu lesen, sondern bezieht Sie ebenso wie Zuspätkommer in sein Programm ein und ist verwundert, dass es hier überhaupt eine Zeitung gibt. Nicht ohne Zugaben entlässt das Publikum in der ausverkauften Halle Hildebrandt und die Cellisten. Die Zauberflöte in Kurzfassung und die niederschlesiche Lyrik begeistern noch einmal. Ein Abend, an dem alle auf ihre Kosten gekommen sind, solche Veranstaltungen wünscht man sich öfter an diesem Ort. Ebenso wünscht man sich Dieter Hildebrandt noch lange zu erleben, gerade in den letzten Wochen ging er durch die Presse und Internet durch sein Bekenntnis Alkoholiker zu sein.