St. Bonifatius in Hochfeld

Die katholische Gemeinde St. Bonifatius gibt es seit 1861 in Hochfeld. Im 19. Jahrhundert war im Zuge der Industrialisierung die Zahl der Katholiken gestiegen. Am 2. Juni 1861 wurde die erste heilige Messe in einem Klassenraum der katholischen Kirche gefeiert. 1872 weihte Generalvikar Giese aus Münster die sogenannte "Altkirche" ein. Diese Notkirche lag an der Wanheimer Straße. Am 7. Februar 1893 wurde St. Bonifatius dann eigenständige Gemeinde. Der Grundstein für die St. Bonifatiuskirche, die wir heute kennen, wurde am 29. November 1911 gelegt. Nach einer Bauzeit von weniger als 1 Jahr wurde das Kirchgebäude am 29. September 1912 durch den Bischof von Münster konsekriert.

"Bonifatius - Missionar und Reformer

Von Peter de Groot (Aus: "Ruhrwort" vom 25. Dezember 2003)

Mit einer Körpergröße von 1,90 Metern muss er seinen Zeitgenossen wie ein Hüne vorgekommen sein, und dass er um die 80 Jahre alt wurde, war damals mehr als ungewöhnlich. Vielleicht hätte es Bonifatius, obwohl von Gicht und Rheuma geplagt, auf noch mehr Lebensjahre gebracht, wäre er nicht vor 1250 Jahren - am frühen Morgen des 5. Juni 754 - im friesischen Dokkum mit rund 50 Gefährten von Räubern ermordet worden.

Bei den Friesen hatte Bonifatius, der damals noch nicht diesen Namen trug, bald 40 Jahre zuvor sein Missionsdebüt gegeben - und war gescheitert. Heftige Auseinandersetzungen zwischen den heidnischen Friesen und den christlichen Franken ließen eine Erfolg versprechende Mission nicht zu. Bonifatius kehrte in seine englische Heimat zurück und "suchte wieder die Abgeschiedenheit seines Klosters auf", wie der Priester Willibald in seiner um 764 vorgelegten Lebensbeschreibung des Bonifatius berichtet.

Der war um 672/675 im damaligen angelsächsischen Königreich Wessex im Südwesten Englands geboren worden. Als Geburtsort wird seit dem 14. Jahrhundert Crediton genannt. Im Alter von etwa sieben Jahren wurde Bonifatius den Mönchen des nahen Benediktinerklosters Exeter zur Erziehung übergeben, wechselte später in das bedeutendere Kloster Nursling. Bald nach seiner Priesterweihe wurde er Lehrer an der Klosterschule. Er verfasste eine lateinische Grammatik, eine Anleitung zur Verskunst, Gedichte. Kurz nach seiner Rückkehr von der fehlgeschlagenen Missionsreise zu den Friesen wurde Bonifatius in Nursling zum Abt gewählt, nahm die Wahl an, legte die Leitung des Klosters aber schon bald nieder, um wieder zur Mission aufs Festland zu reisen. Es sollte ein Abschied für immer werden.

Aus dem "Freund des Friedens" wird der "Wohltäter"

Die Reise, zu der Bonifatius im Spätsommer 718 aufbrach, führte ihn zunächst nach Rom, wo er sich später noch zwei Mal aufhielt. Die seinerzeitige angelsächsische Kirche war Rom eng verbunden, Bonifatius wollte sein Missionsvorhaben von Papst Gregor II. absegnen lassen. Er erhielt den erwünschten Auftrag, als Missionar zu wirken, und bekam zugleich den kirchlichen Beinamen Bonifatius (Wohltäter), dessen er sich, der von Haus aus Winfried (Freund des Friedens) hieß, künftig stets bediente. Wenige Jahre später weihte Gregor II. Bonifatius zum Missionsbischof ohne festen Sitz, zehn Jahre danach - im Jahre 732 - ernannte ihn Papst Gregor III. zum Erzbischof und machte ihn wieder einige Jahre später zu seinem Gesandten in dem weithin von den Franken beherrschten Germanien und versah ihn mit der Vollmacht, geeignete Priester zu Bischöfen zu bestellen und neue Bistümer zu gründen. Auch wurde er mit Empfehlungsschreiben ausgestattet, vor allem an Karl Martell (689-741), den mächtigsten Mann im fränkischen Reich.

Bei Christen, die so christlich nicht waren

Bonifatius, der 719 von Rom über den Brenner nach Germanien gelangte, missionierte unter Friesen, Hessen, Thüringern. Mit Heiden hatte er es zu tun und mit Christen, die so christlich nicht waren, jedenfalls nicht im römischen und nicht in seinem Sinn. Er musste agieren in einem Geflecht machtpolitischer und besitzständischer Interessen, hatte es mit erheblichen Widerständen zu tun, hatte Erfolge, musste Niederlagen einstecken. Zur später populärsten Szene seines Wirkens wurde die Zerstörung eines Baumheiligtums: Im hessischen Geismar nahe Fritzlar fällte er eine Donar-Eiche, um so die Machtlosigkeit der germanischen Götter unter Beweis zu stellen.

Bonifatius, der sich mit der Zeit auf einen zahlenmäßig zunehmenden Stab an männlichen und auch weiblichen Mitarbeitern stützen konnte - zumeist Angelsachsen wie er -‚ gründete Missionsklöster wie etwa Amöneburg und Ohrdruf, Bistümer wie Eichstätt und Würzburg und reorganisierte Bistümer wie Passau, Regensburg und Salzburg. Aus dem Missionar wurde mehr und mehr ein Organisator und Reformer, der dann auch mehrere Bischofsversammlungen initiierte. Diese so genannten Concilia Germanica fanden zwischen 743 und 747 statt.

In einem langen Brief an Papst Zacharias, der seit 741 amtierte, hatte Bonifatius 742 um Weisung und Rat für die Durchführung einer Kirchenversammlung gebeten und geklagt: "Größtenteils sind Bischofssitze in den Städten habgierigen Laien zum Besitz oder ehebrecherischen, dem Gelderwerb frönenden Geistlichen zum weltlichen Genuss ausgeliefert." Die "Concilia Germanica" entwarfen ein umfassendes Reformprogramm: Zum Beispiel wurde Geistlichen die Teilnahme an einem Krieg und an der Jagd, das Tragen von Waffen und ein Zusammenleben mit Frauen verboten. Heidnische Bräuche wie Beschwörungen und Schlachtopfer wurden untersagt, vom Adel eine Rückerstattung kirchlicher Güter verlangt. Die Einrichtung mehrerer Kirchenprovinzen wurde beschlossen, wobei Bonifatius als Erzbischof einer Kirchenprovinz Köln vorgesehen war. Doch daraus wurde nichts. Das bedeutende Köln sollte nicht Sitz eines angelsächsischen Erzbischofs sein, alte und neue Gegner, weltliche wie geistliche, widersetzten sich dem "Fremden", Mordpläne soll es gegeben haben, in der Geschichtsschreibung ist von einer "tragischen Isolierung" die Rede.

Irgendwann zwischen 745 und 748 wurde Bonifatius Bischof von Mainz, nachdem der Vorgänger Gewilib abgesetzt worden war. Für Bonifatius, der Erzbischof war und an der Spitze eines Erzbistums Köln stehen wollte, eine herbe Enttäuschung. Nur wenig fühlte er sich dem Bistum Mainz verbunden. Vergeblich jedoch bat er den Papst, das Bistum einem anderen zu übertragen - und machte sich schließlich wieder zu einer Missionsreise auf, zu der nach Friesland, die ihm den Tod brachte.

Im Jahre 744 hatte Bonifatius dort, wo heute Fulda ist, ein Kloster gründen lassen. An Papst Zacharias schrieb er: "Hier habe ich mit Zustimmung Eurer Huld mir vorgenommen, für einige Zeit oder auch nur für ein paar Tage den vom Alter matt gewordenen Leib in der Stille sich erholen und nach meinem Tode ruhen zu lassen." Dort ruht er, der in der katholischen Kirche als Heiliger und Märtyrer verehrt wird, der weithin als "Apostel der Deutschen" und als ein "Wegbereiter des Abendlandes" gilt, bis auf den heutigen Tag. Und Jahr für Jahr ist die Bonifatius-Gruft im Fuldaer Dom ein Reiseziel für tausende Menschen, ob sie nun als Touristen oder als Pilger kommen," stellt die Gemeinde den Namensgeber ihrer Kirche auf ihrer Internetseite vor.

Und heute? St. Bonifatius liegt auch heute noch neben dem Marien-Hospital. Dafür hat sich die Gemeinde aber grundlegend gewandelt.

Die Gemeinden, die früher das Dekanat Innenstadt bildeten (also beispielsweise Hochfeld, Neudorf, Kaßlerfeld, Neuenkamp, Wanheimerort, Dellviertel u. a.), wurden im Zuge der Strukturreform des Bistums zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Pfarrkirche ist St. Joseph (am Dellplatz); St. Bonifatius wurde zur Filialkirche von Christus König. "Die Hochfelder Kirche St. Peter wurde geschlossen; St. Bonifatius ist davon nicht bedroht," berichtet Pfarrer Bernhard Jekschik.

Finanzielle Schwierigkeiten des Bistums, Priestermangel, aber auch der demographische Wandel, Kirchenaustritte und strukturelle Veränderungen im Stadtteil ("Ein Beispiel: In den `60er und `70er Jahren sollte die Abstandsverordnung dafür sorgen, daß es einen Mindestabstand zwischen Industrie und Wohnbebauung gibt. Ganze Straßenzüge wurden so abgerissen. So sind die Mitgliederzahlen deutlich zurückgegangen!") führten dazu, daß die Reformen notwendig wurden.

Für katholische Verhältnisse relativ schlicht ist das Innere der Kirche. "Es ist ein dreischiffiger neuromanischer Bau mit einem hohen Mittelschiff und zwei niedrigen Seitenschiffen," berichtet Jekschik. Natürlich gibt es Heiligenstandbilder, Madonnenfiguren (z. B. eine Strahlenkreuzmadonna), eine "Kreuzabnahme"-Figur und den Kreuzweg. Trotz der farbigen Glasfenster, des marmornen Altartisches, des prächtigen Ambos (=Lesepult) und des künstlerisch gestalteten hängenden Kreuzes mit seinem stilisierten Lamm anstelle der Jesus-Figur (Tisch, Ambo und Kreuz befinden sich im Altarbereich in der Vierung) macht die Kirche durchaus einen schlichten Eindruck. Die Kirche wird regelmäßig zu Gottesdiensten genutzt. Ob, welche und wann weitere Veranstaltungen stattfinden, kann im Internet unter www.christus-koenig-duisburg.de oder in den Pfarrnachrichten nachgeschlagen werden.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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