Kolumne: Schirmmacher

Der Schirmmacher ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Er entwirft und fertigt Schirme. Klassischerweissse werden alle Arten von Regenschirmen und Sonnenschirmen, aber auch Schirme für den Garten, den Campingplatz und die Gastronomie im Freien hergestellt.

Eine Ausbildung ist in dem Beruf praktisch seit 1998 nicht mehr möglich. Daher wird in der Fachliteratur davon ausgegangen, daß er bald aussterben wird.

Der Kaiserpalais, jenes berühmt-berüchtigte Einkaufszentrum in der Innenstadt, muß aufgewertet. Findet zumindest Rigobert Scharwänzelmann, seines Zeichens Veranstaltungskaufmann.

Erster Ansatz: "Ich werde hier eine Schirm-Revue veranstalten. Ich habe mich schon mit dem Erfolgskomponisten Xaver Magnus Stinkefink zusammengetan. Er wird die Revue für mich schreiben. Die Aktionskünstlerin Lady Muckefuck und ihr Ehemann Lord Whisky sind als Hauptdarsteller vorgesehen."

Ein paar Laufstege (wie bei Modeschauen), viel Unterhaltung auf Laufstegen und Bühnen sowie Sekt und Torten für die Zuschauer gehören zum Programm. Leider hat Scharwänzelmann seine Rechnung ohne die Sprinkleranlage gemacht: Sie setzt das Gebäude völlig unter Wasser, als die künstliche Sonne angeworfen wird.

Aber auch eine Schirmpräsentation auf dem Konsumtempelvorplatz gestaltet sich als schwierig: Es gibt zwar genügend Platz, "wie zeigt man aber Regenschirme ohne himmlisches Wasser und Sonnenschirme ohne strahlende Sonne?", wie Scharwänzelmann zu Recht fragt. "Die Passanten meinen doch, es würde sich um eine Verkaufsveranstaltung handeln.

"WIr helfen," hilft in dieser Situation Ansgar Adarmann, der Leiter des örtlichen Kulturhistorischen Museums. "Wir zeigen eine Schirm-Ausstellung. Und im Willibert-Glücklich-Museum stellen wir Schirme in der Darstellenden Kunst vor."

"Puh - Mission erfüllt - Projekt gerettet," kann sich da Scharwänzelmann nur noch denken.

Wieso er denn selbst Schirmmacher geworden ist, wollen wir wissen. "Mama hat Papa immer mit dem Schirm verprügelt, wenn er zu spät von der Arbeit nach Hause gekommen ist. Mann war sehr eifersüchtig und hat Papa Fremdgehen unterstellt."

Als der Herr Papa begann, sich zur Wehr zu setzen, sind in den Gefechten viele Schirme kaputtgegangen. "Ich sollte den Schrott dann reparieren. Hat sich oft aber nicht gelohnt - zu teuer und kompliziert. Zum Glück gab es zu meiner Zeit aber noch Ausbildungsmöglichkeiten. So konnte ich Papa oft mit meinen Übungsschirmen helfen."

Schirmmachermeister, Innungsmeister, Innungsobermeister - die Karriere schien vorgezeichnet. "Sie hat mir aber nicht gereicht. Ich absolvierte eine zweite Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann. So weiß ich wenigstens, wie ich vernünftig Werbung für meinen Lieblingsbberuf machen kann."

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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